In Lateinamerika gab es am vergangenen Sonntag zwei Präsidentschaftswahlen. Sowohl in Guatemala als auch in Ecuador siegte die Sozialdemokratie, am Äquator braucht es jedoch noch eine Stichwahl.
Quito/Guatemala-Stadt. In Ecuador kam es zu vorgezogenen Wahlen, nachdem der rechtskonservative Präsident Guillermo Lasso sowohl sein Amt niederlegte als auch das Parlament auflöste. Die Amtsperiode seines Nachfolgers oder seiner Nachfolgerin reicht daher nur bis 2025. Wie nicht anders zu erwarten, kommt es zu einer Stichwahl, nachdem alle Kandidatinnen und Kandidaten in der ersten Runde unter 50 Prozent der Stimmen blieben. Um den Sieg in der zweiten Runde duellieren sich nun Luisa González, die am vergangenen Sonntag über 33 Prozent erreichte, und Daniel Noboa, der auf knapp 24 Prozent kam.
Correístas vor Rückkehr an die Macht
González vertritt die links-sozialdemokratische und dezent antiimperialistische Partei der Bürgerrevolution (RC) von Ex-Präsident Rafael Correa – revolutionär-sozialistische Wunderdinge sind von ihr allerdings nicht zu erwarten. Noboa kandidiert für ein Parteienbündnis von Konservativen bis zur gekaperten ehemals bolivarianischen PAIS-Allianz, vertritt aber hauptsächlich sich selbst und seine Familie: Sein Vater, der sich selbst mehrmals vergeblich um die Präsidentschaft beworben hat, ist einer der reichsten Ecuadorianer. Er hat sein Geld zunächst mit Bananen gemacht, heute verfügt er aber auch über ein Imperium von Immobilien, Medien und Banken. Dass die Milliardärsfamilie nicht besonders „links“ ist, versteht sich von selbst, dass der Kandidat Noboa der bevorzugte Präsident des US-Imperialismus wäre, ebenso. Wer am 15. Oktober das Rennen machen wird, ist offen, wenngleich tendenziell Luisa González zu favorisieren ist.
Ein Erbe von Árbenz für Guatemala?
In Guatemala war es bereits die Stichwahl, die am vergangenen Wochenende durchgeführt wurde, um den Nachfolger von Alejandro Giammattei zu finden. In dieser setzte sich der Sozialdemokrat Bernardo Arévalo, der eher überraschend in die zweite Runde gekommen war, nun deutlich durch – auf ihn entfielen 59 Prozent der Stimmen. Seine rechtskonservative Gegenkandidatin Sandra Torres, Witwe des ehemaligen Präsidenten Álvaro Colom, erreichte nur 36 Prozent. Auch der neue Präsident hat einen politischen Familienhintergrund: Sein Vater Juan José Arévalo war 1945 bis 1951 der erste demokratisch gewählte Präsident Guatemalas und Mitstreiter seines Nachfolgers Jacobo Árbenz, der 1954 durch einen CIA-Putsch gestürzt wurde. Beide betrachtet Bernardo Arévalo als seine Vorbilder. Ähnliche Vorhaben wie die revolutionäre Landreform, mit der Árbenz einst die United Fruit Company („Chiquita“) und die USA gegen sich aufbrachte, dürften aber nicht auf der Agenda stehen.