HomeInternationalesPutins Mongolei-Besuch im Schatten geopolitischer Spannungen

Putins Mongolei-Besuch im Schatten geopolitischer Spannungen

Moskau/Ulan-Bator. Am Montagabend empfing eine Ehrenwache den russischen Präsidenten Wladimir Putin auf dem Flughafen der mongolischen Hauptstadt. Es war das erste Mal seit der Eskalation des Krieges in der Ukraine, dass Putin in ein Land reiste, das Mitgliedsstaat des Internationalen Strafgerichtshofs ist, der bekanntlich einen Haftbefehl gegen ihn erlassen hat. Trotz der Forderungen der Ukraine nach einer Festnahme Putins blieb die internationale Reaktion bislang überraschend verhalten.

Der Anlass für Putins Besuch war die Teilnahme an den Feierlichkeiten zum 85. Jahrestag des Sieges der Mongolei, die gemeinsam mit der Sowjetunion im Jahr 1939 die japanische Invasionsarmee am Fluss Chalchin Gol besiegte. Dieser Sieg war von entscheidender Bedeutung: Er sicherte der Sowjetunion in den folgenden Jahren den Rücken frei im Kampf gegen Nazideutschland und spielte damit eine zentrale Rolle im Verlauf des Zweiten Weltkriegs.

Die historischen Beziehungen zwischen der Mongolei und Russland sind tief verwurzelt. Bereits 1921 unterstützte die Rote Armee die mongolischen Aufständischen bei der Gründung der Republik Mongolei gegen die weißgardistischen Truppen und chinesische Kräfte. Die Unabhängigkeit der Mongolei wurde später durch den sowjetischen Staatschef Josef Stalin bei den Konferenzen der Siegermächte des Zweiten Weltkriegs in Teheran und Jalta bestätigt. 1961 erfolgte schließlich die Aufnahme der Volksrepublik Mongolei in die Vereinten Nationen.

Putins Besuch diente jedoch nicht nur der historischen Gedenkfeier. Er nutzte die Gelegenheit, um den mongolischen Präsidenten Uchnaagiin Chürelsüch zur nächsten Konferenz der BRICS-Mitgliedstaaten im Oktober 2024 nach Kasan einzuladen. Dies stellt einen weiteren Schritt in der geopolitischen Strategie Russlands dar, seine Beziehungen zu der Mongolei zu vertiefen und sie näher an den Kreis der BRICS-Staaten zu binden. Die Mongolei hat seit 2004 einen Beobachterstatus in der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit, und bei der Verurteilung des russischen Vorgehens in der Ukraine gehörte sie zu den Staaten, die sich in der UNO der Stimme enthielten.

Gleichzeitig ist die Mongolei bemüht, ihre Abhängigkeit von den beiden großen Nachbarn Russland und China zu reduzieren. Durch die sogenannte Politik des „dritten Nachbarn“ versucht das Land, neue internationale Partnerschaften zu schmieden, insbesondere mit den USA, die verstärkt ihren Einfluss in der Region ausbauen versuchen. Deswegen ist Putins Einladung zum BRICS-Treffen eine klare Antwort auf die Anstrengungen westlicher Staaten, ihre Position in der Mongolei zu stärken. Erst kürzlich hatte der französische Präsident Emmanuel Macron die Bereitstellung von 1,6 Milliarden US-Dollar für die Entwicklung der mongolischen Uranvorkommen in Aussicht gestellt.

Quelle: junge Welt

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