HomeInternationalesTreofan-Arbeiter organisieren Fabrikbesetzung

Treofan-Arbeiter organisieren Fabrikbesetzung

In Terni (Umbrien) bangen 142 Arbeiterinnen und Arbeiter der Fabrik Treofan weiterhin um ihren Arbeitsplatz. Da es bisher kein Einlenken des indischen Konzerns Jindal Films gegeben hat, haben sich die Mitarbeiter für eine Fabriksbesetzung entschieden, um sich Gehör zu verschaffen.

Terni/Umbrien. In der Treofan-Fabrik im italienischen Terni wurden mit hohen Qualitätsstandards BOPP-Folien produziert, wofür spezialisierte Arbeitskraft vonnöten ist. Mithilfe einer eigenen Lackierungstechnik wurden z.B. Zigaretten- und Speiseverpackungen, aber auch die Verpackungen für die Sticker der Marke Panini hergestellt, die mehrere Generationen von Kindern und Heranwachsenden in- und außerhalb Italiens begleitet haben. Die Zeitung der Arbeit berichtete über diesen Fall im Juli 2020: „2018 wurde Treofan von der Beteiligungsgesellschaft M&C (Mailand) an den indischen Folien- und Etikettenhersteller Jindal Films weiterverkauft. Darauf folgten drei Jahre der Ungewissheit für die Arbeiterinnen und Arbeiter in Terni. Die Produktion wurde zunehmend nach Brindisi und nach Virton (Belgien) verlagert, hohe Produktionsaufträge woanders vergeben, um den Betrieb als ineffizient darzustellen.“ 

Ein geschichtsträchtiger Standort

Aus diesem Standort ging einst der Nobel-Preisträger für Chemie (1963) Giulio Natta hervor. Beim Kampf um die Erhaltung des Standorts Terni geht es also einerseits um das Schicksal der darin involvierten spezialisierten Arbeiterinnen und Arbeiter, andererseits aber auch um die Verteidigung eines Arbeitsplatzes, der eng mit der Geschichte des Ortes zusammenhängt und der damit einhergehend über die Solidarität der ansässigen Bevölkerung verfügt. Heute geht man davon aus, dass es Jindal Films von Anfang an nicht um die Aufrechterhaltung des Betriebs ging, sondern um Aufkauf und Zerstörung der Konkurrenz. 142 Arbeiterinnen und Arbeiter sind von der Schließung betroffen, die meisten davon in einem Lebensabschnitt, in dem man nicht mehr für Umschulungen berücksichtigt wird, umgekehrt aber noch zu jung für die Pensionierung ist.

Betriebsbesetzung

Um sich ein Mitspracherecht zu erkämpfen, haben sich die Arbeiterinnen und Arbeiter der Treofan-Fabrik am 9. Februar dazu entschlossen, die Fabrik zu besetzen. Gefordert wird die sofortige Inbetriebnahme der Fabrik, die sich in der Vergangenheit immer als profitabel erwiesen hat und die Wiedereinstellung der 142 Mitarbeiter. Daraufhin hat der indische Konzern Jindal Films die Schließung verschoben. Für den 17. Februar hat das Arbeitsministerium Gespräche mit verschiedenen involvierten Gewerkschaftsgruppen, dem Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung und den Anwälten von Jindal Films anberaumt. Der Ausgang der Gespräche ist jedoch ungewiss, da sich bislang die Gespräche mit verschiedenen Ministerien, Gewerkschaften und involvierten Anwälten als nicht besonders fruchtbar erwiesen haben.

Die Kommunistische Partei in Italien (PC) pocht auf Selbstverwaltung des Betriebs und macht die Regierung für die Schließung mitverantwortlich:

„Vor ein paar Jahren wurde diese Fabrik von der De Benedetti-Gruppe an den Konkurrenzkonzern Jindal unter den Augen der EU, des Staates, des Ministeriums für wirtschaftliche Entwicklung, der Regierung, der Region und der Gemeinde verkauft.
Die Absicht war klar, nämlich Maschinen, Waren und Kunden zu absorbieren und die Konkurrenz auszuschalten. Niemand hat auch nur einen Finger bewegt, um es zu verhindern. Auch jetzt kauft Jindal, nachdem es den Standort in Battipaglia geschlossen hat und während es Terni schließt, eine weitere Fabrik in Brianza auf.
Diese Monopolherren agieren ungestört von einem Staat, der sich dem globalen Markt unterwirft. Die Treofan-Mitarbeiter wissen, dass sie ihre Arbeit sehr gut alleine erledigen können, sie brauchen dazu weder Jindal noch De Benedetti oder sonst jemanden.“

Quelle: Zeitung der Arbeit/Ansa/Partito Comunista/Corriere dell Umbria

- Advertisment -spot_img
- Advertisment -spot_img

MEIST GELESEN