Die Türkei will in der englischen Sprache nicht mehr mit einem großen Hühnervogel und beliebten Festtagsbraten verwechselt werden und fordert „Türkiye“ statt „Turkey“.
Ankara. Nachdem der türkische Machthaber Erdoğan schon im Dezember vergangenen Jahres gefordert hatte, in der englischen Sprache die Türkei nicht mehr als „Turkey“ zu betiteln, legt man nun nach. Die AKP-Regierung verlangt von den Vereinten Nationen und anderen internationalen Organisationen, auf diplomatischer Ebene künftig nur noch den türkischen Landesnamen „Türkiye“ zu verwenden – allenfalls könne man vielleicht auf die in vielen Sprachen unbekannten ü‑Punkte verzichten und bei „Turkiye“ landen. So ein Ansinnen hat zunächst nationalistisch-identitäre Gründe, man kennt dies auch von anderen Fällen wie z.B. der Elfenbeinküste/Côte d’Ivoire.
Im türkischen Fall geht es freilich noch um etwas Anderes: „turkey“, kleingeschrieben, bedeutet in der englischen Sprache auch Truthahn, womit unliebsame Verwechselungen vorprogrammiert sind. Und gewiss konnten bereits Generationen nordamerikanischer Kinder sich ihr Kichern nicht verkneifen, als sie erfuhren, dass es in Südwestasien ein Land gibt, das wie der Festtagsbraten zu Thanksgiving heißt. Diesen Problematiken, irritierenden Google-Suchergebnissen sowie etwaigen bewussten Witzeleien über die Türkei soll nun Einhalt geboten werden, indem der englische Name keine Verwendung mehr finden möge – meint man in Ankara, beruft sich vordergründig aber freilich auf irgendeine kulturnationalistische Schwurbelei.
Wie dem auch sei – tatsächlich kapituliert die Türkei damit vor dem ursprünglich amerikanischen Hühnervogel. Denn natürlich hat nicht die Türkei ihren englischen Namen vom Truthahn erhalten, sondern nach gängigen etymologischen Theorien war es umgekehrt: Nachdem es historisch levantinische Kaufleute waren, die den Truthahnhandel mit England dominierten, bezeichnete man das Tier als türkischen Hahn („Turkey cock“) und schließlich nur noch als „turkey“. Anstatt die (falsche) Herkunftsbezeichnung also mit Würde zu (er-)tragen, überlässt man seitens der Türkei den eigenen englischen Namen nun gänzlich der gefiederten Gattung Meleagris.
Man könnte solche Spielchen freilich noch weitertreiben – und justament in der türkischen Sprache anfangen: Dort wird der Truthahn als „hindi“ bezeichnet, weil man, ebenso fälschlicherweise, eine Herkunft aus Indien annahm. Insofern könnte man umgekehrt den türkischen Namen Indiens – Hindistan – auch als „Land der Truthähne“ lesen. Es wäre spannend, zu erfahren, wie die türkische Regierung dieses „Problem“ lösen würde: Bleibt man bei der eigenen Logik, so müsste man jedenfalls nicht den Truthahn, sondern kurzerhand Indien mit einem neuen Namen ausstatten…
Quelle: ORF