Athen. Mehr als 40 Millionen Menschen in der Europäischen Union können sich laut offiziellen Zahlen keinen einwöchigen Urlaub außerhalb ihres Zuhauses leisten. Für die Europäische Kommunistische Aktion (EKA), zu deren Mitgliedern auch die Partei der Arbeit Österreichs (PdA) zählt, ist dies kein tragischer Einzelfall, sondern ein Ausdruck der strukturellen Krise des Kapitalismus. In einer aktuellen Erklärung warnt die EKA vor den zunehmenden sozialen Spaltungen in Bezug auf Erholung und Freizeit und fordert eine grundlegende Umwälzung des Systems.
„Jahr für Jahr breitet die Armut ihre Fänge unter der arbeitenden Bevölkerung aus“, heißt es in dem Statement. Der Mangel an leistbarem Wohnraum, unsichere und schlechte Arbeitsverhältnisse sowie die eingeschränkte Möglichkeit, sich im Sommer zu erholen, seien Symptome einer systematischen Verarmungspolitik. Besonders betroffen sind Arbeiterfamilien, denen es zunehmend an Mitteln fehlen, um sich Rückzugsräume vom Alltagsstress zu schaffen.
Doch das Problem gehe über die individuelle Erschöpfung hinaus. Der kapitalistische Massentourismus selbst belaste jene Regionen, die als Erholungsorte dienen sollen, warnt die EKA. Die Preisexplosion in touristischen Hotspots, die Verdrängung der lokalen Bevölkerung sowie die Privatisierung und Kommerzialisierung von Naturressourcen wie Stränden, Wäldern und Bergen seien direkte Folgen eines auf Profitmaximierung ausgerichteten Systems. Hinzu komme ein gefährlicher Mangel an öffentlicher Infrastruktur, etwa beim Katastrophenschutz, der sich immer stärker bemerkbar macht.
Dabei sei die technische Entwicklung längst so weit fortgeschritten, dass kürzere Arbeitszeiten bei gleichem oder besserem Lohn und damit mehr Freizeit für alle möglich wären – wenn sie nicht den kapitalistischen Verwertungslogiken geopfert würde. Stattdessen litten gerade Beschäftigte im Tourismus- und Gastgewerbe unter besonders schlechten Arbeitsbedingungen, unterbesetzten Schichten und Niedriglöhnen.
Die EKA betont daher die Notwendigkeit eines Systemwechsels: „Das kapitalistische System ist nicht in der Lage, das Recht auf Erholung und Urlaub zu garantieren.“ Nur eine Planwirtschaft unter Führung der Arbeiterklasse könne gewährleisten, dass Urlaub und Erholung nicht zum Luxusgut für Wenige, sondern zum selbstverständlichen Recht für alle werden. Als positives Beispiel verweist die Erklärung auf die sozialistischen Staaten des 20. Jahrhunderts, in denen Urlaubsanspruch und Erholungsinfrastruktur für die Werktätigen systematisch ausgebaut wurden – etwa in Form von Sanatorien, Betriebsferienheimen und subventionierten Urlaubsreisen. Doch auch im Hier und Jetzt sieht die EKA Ansatzpunkte für Widerstand. Der Kampf um höhere Löhne, bezahlte Freizeit, freien Zugang zur Natur und bessere Arbeitsbedingungen im Dienstleistungssektor müsse als Teil des umfassenderen Klassenkampfes verstanden werden – ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren. „Nur ein sozialistisches System kann die Ressourcen im Interesse der Arbeiterklasse einsetzen“, so die zentrale Schlussfolgerung der Stellungnahme. Urlaub, so wird klar, ist für die EKA nicht bloß eine persönliche Erholungsfrage, sondern ein Maßstab für gesellschaftliche Gerechtigkeit – und letztlich eine Klassenfrage.