Stoff für einen internationalen Spionagethriller: Ein angeblicher chinesischer Geheimagent wird in Indien enttarnt, erst nach monatelanger Kerkerhaft stellt sich seine Unschuld heraus. Hauptdarsteller: eine Brieftaube.
Mumbai. Acht Monate lang saß eine chinesische Brieftaube in Indien in Haft. Nun ist sie endlich freigekommen. Der Verdacht der indischen Behörden, es handle sich um einen feindlichen Agenten, konnte nicht erhärtet werden. Der Vogel wurde wieder freigelassen.
Bereits im Mai vergangenen Jahres war die Taube an der indischen Küste in der Nähe Mumbais aufgegriffen worden. Aufgrund der Ringe an den Beinen und chinesischer Schriftzeichen, die offenbar nicht einwandfrei zu identifizieren waren, schloss man auf eine entsprechende Herkunft – und verknüpfte diese Tatsache voreilig mit einem Spionagevorwurf gegenüber der Volksrepublik China: Peking habe die Taube zu geheimdienstlichen Zwecken ausgesandt.
Es dauerte zwar eine Weile, aber die abschließende polizeiliche Untersuchung konnte keinerlei Belege für eine chinesische Spionagetätigkeit der Taube beibringen. Es stellte sich vielmehr heraus, dass es sich in Wirklichkeit um eine Renntaube handelte, deren Besitzer in Taiwan leben und die an internationalen Wettkämpfen teilnehmen muss. Dabei dürfte sich das Tier vor acht Monaten verirrt haben.
Die ungerechtfertigte Arretierung in Indien unter falschen Vorwürfen markiert aber noch nicht das ganze Ausmaß des Skandals: Mit Ermittlungsabschluss vergaß man behördlicherseits auf die Enthaftungsverfügung, weswegen die Taube noch weitere Monate in Einzelhaft verbringen musste. Erst als die zuständige Tierklinik urgierte, entließ man den gänzlich unbescholtenen Vogel.
Quelle: ORF