Oliver Attensam, Geschäftsführer des bekannten Hausbetreuungs- und Winterservice-Unternehmens, wollte sich in einem Wohlfühl-Interview mit dem liberalen „Standard“ als netter Vorzeige-Chef inszenieren. Doch dann verfiel er in den Ton von ÖVP-internen Chatgruppen.
Wien. Wenn der liberale „Standard“ etwas über Schneeräumung wissen möchte, fragt er natürlich nicht bei den hart arbeitenden Kolleginnen und Kollegen nach, sondern in der Chefetage. So erschien in der jüngsten Wochenendausgabe des Blattes ein langes Interview mit Oliver Attemsam, Chef der gleichnamigen Hausbetreuungsfirma. Es hätte wohl eine Art Heldenporträt mit schleimigen Zwischenfragen („Hilft da der Hintergrund als ehemaliger Leistungssportler?“) werden sollen – doch dann kam das Thema Löhne zur Sprache.
Um besonders sozial denkend anzukommen, sprach sich Attensam – es ist ja nur ein Interview, keine KV-Verhandlung – für „höchstmögliche Lohnerhöhungen“ aus. Um dann nachzusetzen: „Wir können nicht den Abschaum, der überbleibt, als Mitarbeiter bekommen.“ Arbeitslose als Abschaum – wir kennen ähnlich Menschenverachtendes von ÖVP-Chats.
Erwartbare Entschuldigung
In einer Aussendung distanziert sich Attensam nun: Er entschuldige sich „zutiefst“, es sei nicht die Intention gewesen, Menschen anzugreifen, das Wording spiegle nicht seine Einstellung wider, sondern solle für „die tendenziell geringe Wertschätzung gegenüber der Reinigungsbranche stehen“.
Naheliegender ist dann wohl, dass sowohl Attensam-Presseabteilung als auch „Standard“ bei all der Lobhudelei übersehen haben, dass dem Chef jene Haltung herausgerutscht ist, die Politik und Konzerne jeden Tag gegenüber Arbeitssuchenden ausleben. Nur wird es heutzutage als skandalöser betrachtet, sich menschenverachtend zu äußern als für menschenverachtende Bedingungen verantwortlich zu sein.
Quelle: Der Standard, Attensam/OTS
