HomeKlassenkampfDemenzrisiko im Alter durch Armut massiv gesteigert

Demenzrisiko im Alter durch Armut massiv gesteigert

Aus der Österreichischen Interdisziplinären Hochaltrigenstudie geht hervor, dass Armut das Risiko von Demenzerkrankungen drastisch erhöht. Fast doppelt so viele der über 80-Jährigen mit niedrigem sozioökonomischen Status laufen Gefahr im hohen Alter eine Demenzerkrankung zu entwickeln als Personen aus besseren Lebensverhältnissen.

Über Österreich verteilt wird zurzeit eine Langzeitstudie durchgeführt, bei der Menschen über 80 Jahren über längere Zeit begleitet werden. Die neuesten Ergebnisse zeigen, dass das Risiko für eine Demenzerkrankung im hohen Alter in nicht geringem Maße von Einkommen und Bildung abhängt.

Im Rahmen der dritten Befragungsrunde im Jahr 2022 haben Forscher unter der Leitung von Georg Ruppe von der Österreichischen Plattform für Interdisziplinäre Alternsfragen (OPIA) 700 Personen zu mehreren Themen befragt, etwa zu ihrem Gesundheitszustand, ihrem psychischen Wohlbefinden und ihren kognitiven Fähigkeiten. Den Resultaten zufolge weist ein Drittel der Befragten leichte kognitive Defizite auf, während bei der Hälfte eine „kognitive Verletzlichkeit“ oder sogar ein Verdacht auf Demenz vorliegt. Zudem belegen die Ergebnisse, dass ältere Menschen über 80 mit niedrigerem sozioökonomischen Status ein wesentlich höheres Demenzrisiko haben als Personen mit höherem Einkommen.

Demnach hätten Einkommen und Lebensstandard einen noch größeren Einfluss auf die menschliche Psyche, als vordem erwartet. 

„Deutlich mehr Menschen, fast doppelt so viele, mit einem niedrigen sozioökonomischen Status, also insbesondere mit niedrigem Bildungsniveau, mit niedrigem Einkommen, niedrigerem allgemeinen Lebensstandard laufen Gefahr im hohen Alter eine Demenzerkrankung zu entwickeln als vergleichsweise Personen in besseren sozioökonomischen Verhältnissen,“ betont Georg Ruppe.

Dies hängt wiederum mit einem schlechteren allgemeinen Gesundheitszustand sowie belastenden Arbeitsbedingungen, ungünstiger Ernährung, fehlender sozialer Teilhabe und Isolation zusammen. All diese Faktoren seien eine Folge von geringer Bildung und niedrigem Einkommen. Außerdem seien negative Einstellungen zum Altern und zur Gesundheit in sozioökonomisch schlechteren Verhältnissen häufiger anzutreffen und hätten einen ungünstigen Einfluss auf die Gesamtgesundheit.

Risiko betrifft Frauen stärker als Männer

Die Auswirkungen der Lebensumstände auf das Demenzrisiko führen dazu, dass Frauen über 80 Jahren häufiger von kognitiven Einschränkungen betroffen sind. Frauen sind öfter von Altersarmut betroffen als Männer, sie leiden unter mehr chronischen Krankheiten, nehmen mehr Medikamente ein und sind im hohen Alter gebrechlicher und ihr Gesundheitszustand ist insgesamt betrachtet schlechter.

Neben physischer und psychischer Prävention, d.h. gesündere Ernährung und kognitives Training, muss der Studie zufolge aber auch gegen die sozioökonomische Ungleichheit gearbeitet werden:

„Hier zu investieren, ist zwar vielleicht nicht unmittelbar sichtbare, aber doch langfristig enorm effektive Prävention,“ so Ruppe.

Quelle: ORF

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