Der Einsturz eines historischen Kellergewölbes in der Schärdinger Altstadt hat am Dienstagvormittag zwei Menschenleben gefordert. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun gegen das Einmannunternehmen, das mit den Renovierungsarbeiten betraut war, wegen des Verdachts auf fahrlässige Tötung. Erste Erhebungen legen nahe, dass gravierende Sicherheitsmängel vorlagen.
Schwerwiegende Sicherheitsmängel vermutet
Der tragische Vorfall ereignete sich, als das Kellergewölbe eines alten Stadthauses während der Bauarbeiten nachgab. Zwei 23-jährige Arbeiter aus Syrien und ein weiterer Arbeiter, die sich zu diesem Zeitpunkt im Keller befanden, wurden unter den herabstürzenden Trümmern begraben. Ein vierter Mann, nach bisherigen Erkenntnissen der Polier, war zum Zeitpunkt des Unglücks nicht im Haus und blieb unverletzt. Einer der Verschütteten konnte sich zwar noch selbst befreien, jedoch kam für die beiden anderen jede Hilfe zu spät.
Die beiden Opfer waren Asylwerber in laufenden Verfahren und somit nicht legal auf der Baustelle beschäftigt. Dieser Umstand wirft weitere Fragen zur Einhaltung der Arbeits- und Sicherheitsvorschriften auf.
Ermittlungen gegen das Einmannunternehmen
Die Staatsanwaltschaft hat bereits Sachverständige beauftragt, ein Gutachten über die Ursachen des Einsturzes zu erstellen. Nach ersten Untersuchungen steht der Verdacht im Raum, dass das beauftragte Einmannunternehmen grundlegende Sicherheitsvorschriften missachtet haben könnte. Insbesondere wird davon ausgegangen, dass die Decken des Gebäudes während der Arbeiten nicht ordnungsgemäß abgestützt wurden.
Ein weiterer kritischer Punkt: Für die Sanierungsarbeiten lag bei der Stadt Schärding keine Bauanzeige vor, wie Bürgermeister Günter Streicher (SPÖ) auf Anfrage der APA mitteilte. Dieser Verwaltungsfehler könnte ein weiteres Puzzleteil in der Untersuchung sein, das klären soll, wie es zu dieser Katastrophe kommen konnte.
Aufwendiger Rettungseinsatz und weitere Maßnahmen
Der Rettungseinsatz gestaltete sich äußerst schwierig und dauerte bis in die frühen Morgenstunden. Um 6:00 Uhr wurde der Einsatz offiziell beendet, nachdem die Leichen der beiden Männer geborgen worden waren. Rund 80 Einsatzkräfte von sieben Feuerwehren, Polizei, Rettungskräfte, das Bundesheer sowie Statiker und Spezialisten einer Abrissfirma waren an der Bergung beteiligt. Die Arbeiten wurden durch die akute Einsturzgefahr des Gebäudes erheblich erschwert, wie Bezirksfeuerwehrkommandant Markus Furtner erklärte.
Besonders kompliziert gestaltete sich die Suche nach den Verschütteten, da das gesamte Gebäude stark einsturzgefährdet war. Die Einsatzkräfte versuchten zunächst, über das angrenzende Nachbarhaus zu den Verschütteten zu gelangen. Dazu mussten sie sich durch eine massive Granitwand arbeiten. Seit Dienstagabend kam auch ein ferngesteuerter Baggerroboter zum Einsatz, und das Bundesheer setzte Schallortungsgeräte ein, um die Position der Männer zu bestimmen – leider vergeblich.
Sicherungsmaßnahmen für die Unglücksstelle
Zur Sicherung der Unglücksstelle und Vermeidung weiterer Gefahren wird bereits in der kommenden Woche damit begonnen, „alle gefährdeten Teile“ des Hauses mit einem Kran abzubauen, wie die Stadt mitteilte. Hierzu wurde eine Spezialfirma beauftragt, die über entsprechende Erfahrung im Umgang mit instabilen Bauwerken verfügt. Auch zwei angrenzende Häuser wurden vorsorglich evakuiert; weitere Verletzte gab es glücklicherweise nicht.
Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft dauern an. Es bleibt abzuwarten, welche Konsequenzen der Einsturz und die daraufhin entdeckten Mängel für das verantwortliche Bauunternehmen und den Hauseigentümer haben werden. Eines ist jedoch schon jetzt klar. Auch in Österreich gibt es immer wieder Tote bei der Arbeit. Schuld ist in vielen Fällen das Streben nach Profit, dass dem Kapitalismus eingeschrieben ist. In diesem Fall wird das besonders Offensichtlich.
Quelle: ORF