Der malaysische Eigentümer des österreichischen Unterwäsche-Konzerns Huber hat in Thailand 900 Textilarbeiterinnen und ‑arbeiter um 6,5 Millionen Euro an Löhnen und Abfindungen geprellt. Menschenrechtsorganisationen appellieren an die Moral der Konzerne, die er beliefert. Das Bekenntnis zu „ethischen Geschäftspraktiken“ ist aber nur für die Auslage. In Wahrheit zählt für die Konzerne nur der Maximalprofit. Am billigsten sind jene Zulieferer, die ihre Belegschaften am meisten bescheißen.
Wien/Bangkok. Nach Angaben der österreichischen Entwickungshilfe-Organisation Südwind handelt sich um einen der größten Fälle von Unterschlagung von Abfindungszahlungen in der globalen Bekleidungsindustrie: Mehr als 900 ehemalige Arbeiterinnen und Arbeiter von Body Fashion Thailand Limited, die vor fünf Jahren illegal aus zwei Fabriken in Nakhon Sawan und Samut Prakan entlassen wurden, haben mittlerweile Anspruch auf 6,5 Millionen Euro an ausstehenden Abfindungen, Löhnen und Boni plus Zinsen.
Trotz mehrerer thailändischer Gerichtsurteile zugunsten der Betroffenen weigert sich der Fabrikbesitzer Robert Ng (Ng Man Choong), ein internationaler Geschäftsmann und Eigentümer der österreichischen Huber Holding, seit Jahren zu zahlen. Die globalen Marken, die Unterwäsche von Body Fashion bezogen haben, darunter auch Huber, ziehen sich aus der Verantwortung.
Huber Holding, ein führendes österreichisches Unterwäscheunternehmen, hat während der Zeit des Lohndiebstahls Ware von Body Fashion bezogen. Der Eigentümer der Huber Holding AG ist ebenfalls der malaysische Unternehmer Robert Ng. Das ehemalige Vorarlberger Familienunternehmen, zu dem zum Beispiel die Unterwäsche-Marken Huber und Skiny gehören, ist zu 100 % im Eigentum dieses Lohnräubers.
„Wir fordern Herrn Ng als Eigentümer von Body Fashion und Huber Holding auf, den Arbeiter:innen unverzüglich den gesamten ausstehenden Lohn und die Abfindungen zu zahlen“, sagt Gertrude Klaffenböck von der österreichischen Menschenrechtsorganisation Südwind. „Es ist empörend, dass weder die Unternehmensleitung von Huber noch der Aufsichtsrat Verantwortung übernehmen oder Konsequenzen für Herrn Ng aus diesem Lohndiebstahl ziehen.“ Dass dies geschieht, ist wohl auszuschließen, denn dann müsste ja Herr Ng gegen sich selbst vorgehen.
An Moral der Konzerne appellieren?
Zahlreiche bekannte Marken und Einzelhändler arbeiten weiterhin mit Robert Ng zusammen. „In einer Branche, in der alle namhaften Marken und Einzelhändler sich zu ethischen Geschäftspraktiken bekennen, sollte jemand, der offen Millionen von Dollar von seinen Mitarbeitern stiehlt, zur Pariah werden“, sagt Scott Nova, Geschäftsführer des Worker Rights Consortium. „In den Augen von Amazon, Next, M&S und Nordstrom macht es einen offenbar zu einem begehrten Geschäftspartner. Die moralische Gleichgültigkeit dieser Unternehmen ist unglaublich.“ Das Bekenntnis zu „ethischen Geschäftspraktiken“ ist für die Auslage. In Wahrheit zählt für die Konzerne aber nur der Maximalprofit. Am billigsten sind jene Zulieferer, die ihre Belegschaften am meisten bescheißen. Solange der öffentliche Druck nicht zu groß wird und dem Geschäft schadet, werden dubiose Billiglieferanten gerne genommen.
Quelle: OTS