Die US-amerikanische TV- und Filmbranche steht einem Doppelstreik gegenüber, der die Produktion zum Erliegen bringen könnte. Nun fordert auch die Schauspielergewerkschaft von den Studiobossen eine bessere Bezahlung und Absicherung.
Los Angeles. Nach den Drehbuchautorinnen und ‑autoren treten in Hollywood auch die Schauspielerinnen und Schauspieler in den Streik. Die Gewerkschaft SAG-AFTRA (Screen Actors Guild - American Federation of Television and Radio Artists) ruft zur sofortigen Arbeitsniederlegung auf, nachdem man sich mit dem Verband der TV- und Filmstudios (AMPTP) nicht einigen konnte. Streitpunkte sind die Bezahlung sowie die KI-Nutzung in der Branche. Die SAG-AFTRA vertritt rund 160.000 Mitglieder, Vorsitzende ist die Schauspielerin Fran Drescher, v.a. bekannt aus der Sitcom „Die Nanny“.
Jetzt könnte man im ersten Reflex natürlich meinen: Die Gagen der Hollywoodstars sind doch wohl hoch genug! Doch darum geht es nicht. Natürlich, Brad Pitt, Jennifer Lawrence, Chris Hemsworth und Meryl Streep werden schon irgendwie durchkommen – ihre Bezahlung hängt nicht von vereinbarten Minimaltarifen ab. Aber daneben gibt es zigtausende, ja hunderttausende Menschen, die (noch?) weitgehend unbekannte Nebendarsteller sind und als vorläufigen Karrierehöhepunkt vielleicht einen Auftritt als Leiche bei NCIS oder als namenloser Klingone vorzuweisen haben. Diese Leute machen eine unerlässliche Arbeit, kommen damit aber keineswegs leicht über die Runden. Sie sind daher auf anständige Kollektivverträge und Verwertungsbedingungen angewiesen. Die TV- und Filmstudios – und vermehrt Streamingdienste – streben hier aufgrund von Profitinteressen nach maximaler Ausbeutung der Masse der Künstlerinnen und Künstler. Insofern sind prominente Namen wie jener von Fran Drescher nur ein Mittel, um in der Branche Solidarität zu zeigen.
Daher votierten auch 97,9 Prozent der teilnehmenden SAG-AFTRA-Mitglieder in einer Urabstimmung für den nunmehrigen Streik. Dieser könnte – erst recht im Zusammenspiel mit dem Autorenstreik – die Produktion von US-Serien und ‑Filmen zunächst verunmöglichen und insgesamt verzögern. Insofern darf man erwarten, dass die Studiobosse früher oder später doch wieder an den Verhandlungstisch zurückkehren werden. Der letzte US-Schauspielerstreik dauerte im Jahr 1980 drei Monate.
Quelle: Der Standard