HomePanoramaSchulden und Verschuldete steigen auch in Tirol

Schulden und Verschuldete steigen auch in Tirol

Die Schuldenberatung Tirol verzeichnet einen signifikanten Anstieg an Anträgen für Schuldenregulierung, hauptsächlich aufgrund der Auswirkungen der Teuerung. Thomas Pachl von der Schuldenberatung Tirol fordert eine Anhebung des Existenzminimums auf rund 1.700 Euro und eine Begrenzung von Schuldenwachstum durch Zinsen und Kosten auf das Doppelte der ursprünglichen Summe.

Innsbruck. Die Schuldenberatung Tirol sieht sich mit einer signifikanten Zunahme an Fällen im Vergleich zum Vorjahr konfrontiert. Die Auswirkungen der Teuerung sind hier deutlich spürbar. In den ersten vier Monaten dieses Jahres verzeichnete sie einen Anstieg um elf Prozent bei den Anmeldungen zur Schuldenregulierung im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Teuerung entscheidender Faktor

Bis Ende April registrierte die Schuldenberatung Tirol 641 Anträge für eine Schuldenregulierung, was einem Anstieg um 63 im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Obwohl Arbeitslosigkeit, Einkommensverluste und Probleme im Umgang mit Geld weiterhin die Hauptursachen für finanzielle Schwierigkeiten sind, wird die Teuerung zunehmend als entscheidender Auslöser wahrgenommen. Thomas Pachl von der Schuldenberatung Tirol erklärt, dass die Auswirkungen der Teuerung bei den Schuldenberatungen etwas verzögert spürbar werden.

„Als erste haben die Probleme mit der Teuerung andere Einrichtungen mit verstärktem Andrang verspürt, nämlich insbesondere Einrichtungen wie die Caritas mit der Einzelhilfe oder der Wohnschirm, die Delogierungsberatung. Es ist auch richtig, dass sich die Menschen zuerst dorthin wenden, wo sie dringende Probleme haben“, analysiert Pachl. Sobald jedoch deutlich wird, dass es höhere Schulden gibt, die nicht beglichen werden können, sei die Schuldenberatung die richtige Anlaufstelle.

Ärmere Volksschichten besonders betroffen

Die Inflation trifft besonders jene, die ohnehin finanziell am Rande stehen, jetzt besonders hart. Angesichts dieser Verschärfung ist Thomas Pachl der Meinung, dass das derzeitige Existenzminimum deutlich angehoben werden muss. Für eine alleinlebende Person liegt dieses derzeit bei 1.200 Euro. Wenn jemand nach Pfändungen und Exekutionen bei einer regulären Arbeit nur knapp über dem aktuellen Existenzminimum liegt, wird es äußerst schwierig. Wenn beispielsweise 700 Euro Miete abgezogen werden und vom Rest noch Strom, Essen, Kleidung und andere Ausgaben bestritten werden müssen, könnte dies dazu führen, dass Personen in die Schwarzarbeit gedrängt werden oder resignieren.

Anhebung des Existenzminimums auf 1700 Euro

Der Leiter der Schuldenberatung Tirol ist der Ansicht, dass beide Situationen kontraproduktiv für eine offizielle Schuldenregulierung sind – und in der Regel auch teurer für die Allgemeinheit. Daher plädiert er dafür, das Existenzminimum auf rund 1.700 Euro anzuheben. „Dadurch ist eine soziale Teilhabe möglich, man muss nicht jeden Euro umdrehen. Und man hat auch sicher den Anreiz, voll zu arbeiten und auch mehr zu verdienen und etwas abzugeben, weil man sagt, die Schuldenregulierung ist absehbar und ich kann damit leben,“ erklärt Pachl.

Ein weiteres Problem für eine erfolgreiche Schuldenregulierung ist laut Pachl, dass aus anfänglich überschaubaren Verbindlichkeiten schnell unüberwindbare Schulden entstehen können. Selbst ein Kredit von weniger als 10.000 Euro kann durch Zinsen, Mahnungen nach ausbleibenden Raten, Strafzahlungen oder Anwaltskosten der Schuldnerseite innerhalb weniger Jahre auf Zigtausende Euro anwachsen. Die Schuldenberatungen in ganz Österreich fordern daher eine Höchstgrenze und plädieren dafür, dass sich Schulden durch Zinsen und Kosten höchstens verdoppeln dürfen.

Quelle: ORF

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