Die steirischen Behörden wollen im Falle des Amazon-Verteilzentrums in Graz von einer UVP absehen, obwohl es sich um ein Monsterprojekt mit erheblichen Folgen für Anrainer und Umwelt handelt.
Graz. Im Süden der steirischen Landeshauptstadt plant der US-Konzern Amazon den Bau eines riesigen Verteilzentrums. Der Online-Händler im Eigentum von Jeff Bezos will auf einer Fläche von 5,7 Hektar eine Lager- und eine Logistikhalle, zwei Parkplätze, ein viergeschossiges Parkhaus sowie zugehörige Infrastrukturanlagen und Verkehrsflächen errichten. Das ergibt freilich eine ganze Menge Bodenversiegelung, aber auch mit einem erheblichen Verkehrsaufkommen ist zu rechnen: Man geht von über 2.500 ein- und ausfahrenden Lieferfahrzeugen pro Tag aus sowie von 1.250 Beschäftigten. Normalerweise würde man bei so einem Monsterprojekt erwarten, dass es eine anständige Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) geben müsste, doch offenbar soll diese ausbleiben.
Bei einer UVP werden unter Bürgerbeteiligung die Umweltauswirkungen relevanter öffentlicher und privater Projekte analysiert und bewertet, bevor es zu einer abschließenden Genehmigung kommen kann – und natürlich können sich dabei nötige Planungsänderungen und Verbesserungen ergeben. Im Fall des Grazer Amazon-Zentrums erachten es die steirischen Landesbehörden anscheinend nicht für notwendig, eine UVP durchzuführen, was angesichts der Größe und der potenziellen Folgen des Projekts einigermaßen erstaunt, ja überaus unverantwortlich wirkt. Doch der behördliche Feststellungbescheid konstatiert, dass der Bau „keinen Tatbestand des Anhanges 1 zum UVP‑G erfüllt und daher keine Umweltverträglichkeitsprüfung erforderlich ist“. Äußerst erstaunlich – und eigentlich skandalös.
Quelle: Der Standard