Kurz-Förderer mit SPÖ-Parteibuch: Der Untersuchungsausschuss zur Korruptionsaffäre offenbart, wie sich sämtliche etablierten Parteien bei den wirtschaftlichen Eliten andienen.
Wien. Er ließ sich wohl nur zu einer Aussage herab, weil ihm sonst eine Beugestrafe gedroht hätte. Siegfried Wolf, vor den Untersuchungsausschuss geladener Industrieller und selbsterklärter „Steyr-Retter“, ist es sichtlich unangenehm, in den polit-medialen Ring geworfen zu werden. Dafür haben Kapitalisten wie er eigentlich Personal. Doch durch die besondere Dummdreistigkeit, mit der engste Vertraute von Ex-Kanzler Sebastian Kurz ihren Umgang mit Postenvergaben und Staatsvermögen publik gemacht haben, kommt derzeit eben ein bisschen mehr an die Öffentlichkeit als für gewöhnlich.
Aufklärung zu angeblichen Gefälligkeiten durch das Finanzamt – die ZdA berichtete – war zwar nicht zu erwarten, denn Wolf ist im Verfahren als Beschuldigter geführt; er konnte sich also einer Aussage entschlagen. Auch der von sämtlichen Massenmedien in Windeseile weiterverbreitete Sager vom „Tsunami an Desinformation“, den das Unschuldslamm Wolf über sich hineinbrechen sieht, fällt wohl eher in die Kategorie Ablenkung.
Drei Parteien wetteiferten um Gunst des Investors
Es sind vielmehr die thematisierten politischen Verbindungen des Industriellen, die bezeichnend sind: Wolf ist zwar als ausgewiesener Kurz-Förderer vor den ÖVP-Korruptions-Untersuchungsausschuss geladen. Er war unter Türkis-Blau als Aufsichtsratschef der staatlichen Industrieholding ÖBAG angedacht. Doch gleichzeitig gab Wolf bekannt, früher Mitglied der Wiener SPÖ gewesen zu sein. Das sagt natürlich weniger über seine Gesinnung als jene der Sozialdemokratie aus.
Auch die von den früheren SPÖ-Landeshauptleuten Voves (Steiermark) und Häupl (Wien) verliehenen Ehrenzeichen zeigen, dass sich keineswegs nur die ÖVP um die Ausbeuter bemüht. Bei der Gelegenheit schwärmte Wolf dann auch gleich noch von der tollen Zusammenarbeit mit dem damaligen Landeshauptmann Kärntens, Jörg Haider (FPÖ). Wolf war übrigens einst selbst als Spitzenkandidat der Liste Stronach im Gespräch – aber für solche Posten haben Millionäre (wenn sie nicht wie Stronach selbst von einem Selbstdarstellungstrieb geplagt werden) wie gesagt Personal.
Das Kapital bedient sich eben vieler Farben. In ihrer Dienstbarkeit gegenüber den Eliten unterscheiden sich die etablierten Parteien allenfalls in Nuancen. Wolf und seinesgleichen können also möglichen Erkenntnissen des ÖVP-U-Ausschusses gelassen entgegensehen. Irgendjemand betreibt in Zukunft sicher ihr Geschäft.
Quelle: Ö1