St. Pölten. Aktuell oszilliert die Krisenkommunikation der Herrschenden angesichts der steigenden Energiepreise, der drohenden, politisch bewirkten Energieknappheit im angeblich post-pandemischen Herbst zwischen unglaubwürdiger Beschönigung und der mahnenden Aufforderung, mehr Opferbereitschaft an den Tag zu legen. Während die strukturell verschachtelten, österreichischen Energieversorger bewusst die Preise explodieren lassen, um im Rahmen des liberalisierten EU-Energiemarktes mit Wucherpreisen immer höhere Profite zu erwirtschaften, droht die Energieversorgung von öffentlichen Gebäuden wie Schulen, aber auch die Verfügbarkeit von Heizstrom und Warmwasser für Privathaushalte zumindest theoretisch als bedroht.
Auf den Plan gerufen fühlt sich nun der Landesvize der ÖVP-geführten Landesregierung Niederösterreichs, Stephan Pernkopf, eine Sperrstunde einzuführen, um Strom- und Lichtverbrauch zu reduzieren. So sollen Einkaufszentren, Schaufenster, Pfarren, Parkplätze, öffentliche Gebäude und andere Einrichtungen ab einer Sperrstunde abgeschaltet oder zumindest gedimmt werden. Vor allem die Pfarren verlautbaren, dass sie Fotovoltaikanlagen aufbauen, LED-Beleuchtungen einsetzen und sogar Heizkörper modernisieren. Freilich, kann die Reduzierung der Beleuchtung gewisser Einrichtungen in den Nachtstunden diskutiert werden, dass ausgerechnet in der kapitalistischen Krise, an dessen Anfang wir im Kontext der Preisexplosion an den Energiemärkten stehen, „Sperrstunden“ und LED-Beleuchtungen ins Feld geführt werden, um die Umsichtigkeit der bürgerlichen Regierungen zu untermauern, ist ein Hohn.
Das Volk wird, davon geht auch das gewerkschaftsnahe MOMENTUM-Institut auf Basis von eigenen Berechnungen sowie Interviews mit Verantwortlichen von österreichischen Energieversorgern aus, noch kräftiger für die Stromversorgung zahlen müssen. Daran werden Sperrstunden & Co. nichts ändern, sie sind viel mehr eine willkommene Ablenkungsmaßnahme, um den eigentlichen Stachel im Fleisch der Arbeiterklasse vergessen zu machen.
Quelle: derstandart.at / moment.at