Kommentar von Otto Bruckner, stellvertrender Vorsitzender der Partei der Arbeit Österreichs
Vor Jahrzehnten, als die SPÖ auf Bundesebene und in Wien noch allein regieren konnte, gab es eine Karikatur des leider schon verstorbenen Künstlers Manfred Deix, (1949–2016) in der eine Runde hochrangiger SPÖ-Funktionäre neue Wahlslogans austüftelt. Ein besonders eifriger Vorschlag war „Gehts alle scheissn“ oder ein weiterer „In Zeiten wie diesen keine blöden Fragen stellen“.
In diesem Geiste dürften die unsozialen und wahnwitzigen Preiserhöhungen bei den Öffi-Tickets ausgetüftelt worden sein. Das Jahresticket, einst bei seiner Einführung unter SPÖ-Grüne ein Prestigeprojekt mir einem Euro pro Tag, also 365 Euro, kostet ab 1. Jänner 2026 stolze 467 Euro, was einer Erhöhung von fast 28 Prozent entspricht. Einzeltickets steigen im Preis von 3 Euro auf 3,20, Senioren ab 65 erhalten keine 50 Prozent-Ermäßigung mehr auf Einzelfahrscheine. Teurer werden auch noch weitere Tarifmodelle. Die Argumentation der SPÖ-Stadträtin Ulli Sima, man hole damit nur die Inflation nach, ist – mit Verlaub – Unsinn. Die Stadt Wien wollte ein Musterbeispiel dafür sein, mit einem günstigen Jahresticket Anreize für einen Verzicht auf Autofahrten zu schaffen. Das ist durchaus gelungen. Von diesem Ziel verabschiedet man sich mit der Hau-Ruck-Preiserhöhung.
Teurer soll aber auch das Autofahren werden. Parkpickerl für Anrainer und Parkscheine werden neuerlich teurer. Die SPÖ Wien saniert ihre Stadtfinanzen auf Kosten der Arbeiterklasse und der unteren Volksschichten. Man könnte den Preis der Jahreskarte zum Beispiel auch nach Einkommen staffeln. Reiche sollen mehr zahlen, Menschen mit niedrigen Einkommen dafür gar nichts.
Die Stadt Wien könnte sich im Rahmen ihrer Gestaltungsmöglichkeiten einiges überlegen, um Reiche und Spekulanten zur Kasse zu bitten. Etwa durch eine Leerstandsabgabe für Wohnungen, Enteignung von Spekulationsobjekten, rigorose Eintreibung der Steuerschulden der Unternehmer und Streichung von Steuergeschenken und unnötigen Förderungen für die Unternehmerschaft und Industrie. Die SPÖ Wien ist fest mit dem Klassengegner verbandelt und lieber kassiert sie bei den Ärmsten ab, als den „Sozialpartnern“ auf das Börsl zu klopfen. Ein Effekt der Preiserhöhungen dürfte auch sein, dass die Inflation, also die Geldentwertung, weiter angeheizt und die Kaufkraft weiter geschwächt wird.