Das Finale der Alpinen Weltcupsaison erbrachte drei kleine Kristallkugeln für den ÖSV, aber im Nationencup abermals eine empfindliche Niederlage gegen die Schweiz.
Vaz/Obervaz. Pünktlich zum Frühlingsbeginn ging im schweizerischen Graubünden die Saison 2020/21 im Alpinen Ski-Weltcup zu Ende. Diese war Corona-bedingt freilich außergewöhnlich, es gab neben strengen Sicherheitskonzepten der FIS eine Reduzierung des Programms und der Austragungsorte sowie selbstverständlich kein Publikum an den Pisten. Tatsächlich zählte man unter den professionellen Skifahrerinnen und Skifahrern im Gegensatz zu anderen Sportarten nur wenige CoV-Fälle, erst ganz zum Schluss erwischte es mit Wendy Holdener dann doch einen überaus prominenten Namen.
Die Finalwoche auf der Lenzerheide war zunächst durch wetterbedinge Absagen bei den Speed-Disziplinen geprägt, schließlich konnten nur die Technikbewerbe durchgeführt werden. Dies begünstigte ein wenig Petra Vlhová (Slowakei) und Alexis Pinturault (Frankreich), die sich jeweils die Weltcup-Gesamtwertung sichern konnten – die Schweizer Hauptkonkurrenz, Lara Gut-Behrami und Marco Odermatt, hatten das Nachsehen. Für Österreich reichte es schließlich zu drei „kleinen Kristallkugeln“: Vincent Kriechmayr gewann den Disziplinen-Weltcup im Super‑G, Marco Schwarz im Slalom, was beides zu diesem Zeitpunkt schon absehbar war. Dass sich Katharina Liensberger in einem Herzschlagfinale noch die Slalom-Wertung bei den Frauen gegenüber Vlhova und Mikaela Shiffrin (USA) sichern konnte, war hingegen eine bemerkenswerte Leistung, mit der trotz Topform nicht unbedingt zu rechnen gewesen wäre. Die weiteren Disziplinenwertungen ergaben mehr oder minder Favoritensiege: Dies betrifft Sofia Goggia (Italien) im Abfahrtsweltcup, Gut-Behrami im Super‑G sowie Marta Bassino (Italien) im Riesentorlauf; bei den Männern gewann Beat Feuz (Schweiz) die kleine Kristallkugel in der Abfahrt, Pinturault im RTL. Im „negativen“ Sinn auffällig ist, dass Norwegen heuer leer ausging, ebenso Shiffrin, die allerdings erst verspätet in die Saison eingestiegen war.
Damit hat der Österreichische Skiverband (ÖSV), dessen Präsident Peter Schröcksnadel seine letzte Saison begleitete, zwar die meisten Kristallkugeln gewonnen, insgesamt impliziert der Weltcup 2020/21 jedoch abermals auch eine empfindliche – und deutliche – Niederlage, nämlich im Nationencup: Hier hat zum zweiten Mal in Folge die Schweiz die Nase bzw. die Skispitzen vorne, für Österreich reichte es abermals nur zum zweiten Platz, was für die selbsternannte „Ski-Nation Nr. 1“ als eine gewisse Schmach zu werten ist. Die ÖSV-„Baustellen“ liegen v.a. im RTL sowie generell bei den Frauen (dort auch in den Speed-Disziplinen), während die Männer mit den Eidgenossen zumindest mithalten konnten. Doch auch insgesamt gibt es ein Problem bei der Dichte an wirklichen Spitzen‑, d.h. potenziellen Siegläuferinnen und ‑läufern – dies zeigte sich auch bei der Weltmeisterschaft, wo die vielen österreichischen Medaillen um nur wenige Hälse hingen. Auch die Tatsache, dass die Österreicherinnen und Österreicher keine Rolle im Disziplinen-übergreifenden Gesamtweltcup spielten, entspricht nicht den hohen Ansprüchen – hier zeichnet sich jedoch ab, dass Liensberger und Schwarz in der kommenden Saison schon mitreden könnten.
Mit dem Saisonende 2020/21 gingen auch ein paar prominente Karrieren endgültig zu Ende – u.a. traten die ehemaligen Weltmeister Hannes Reichelt, Ted Ligety und Jean-Baptiste Grange vom aktiven Rennsport zurück, aber z.B. auch Bernadette Schild, Irene Curtoni, Resi Stiegler, Marc Gisin oder Julien Lizeroux. Erwähnenswert in diesem Kontext: Manfred Mölgg fährt weiter. In der nächsten Saison stehen dann, zumindest planmäßig, auch die Olympischen Winterspiele in Peking als Höhepunkt auf dem Programm.
Quelle: ORF