Die finanziellen Aufwendungen für Mietwohnungen und ‑häuser sind seit 2016 markant gestiegen – mehr als die allgemeine Teuerung.
Wien. Die Mietkosten in Österreich sind in den vergangenen fünf Jahren deutlich angestiegen. Diese Tatsache zeigen aktuelle Daten der Statistik Austria, in denen die Entwicklung von 2016 bis 2020 ausgewiesen ist. In diesem Zeitraum stieg der Preis für eine durchschnittliche Miete (inklusive Betriebskosten) um 12,2 Prozent – und damit wesentlich stärker als die allgemeine Inflationsrate mit 7,3 Prozent. Im Schnitt waren österreichweit betrachtet im Jahr 2020 monatlich 8,30 Euro pro Quadratmeter zu zahlen.
Preistreiber sind wenig überraschend die privaten Vermieter und Immobilienkonzerne, wo die Mieter besonders kräftig ausgenommen werden: Hier ergeben sich bei den Bruttomieten Quadratmeterkosten von sogar 9,60 Euro pro Monat, während bei öffentlichen Wohnträgern, also etwa in Gemeindewohnungen, nur 6,90 Euro anfallen. Besonders schamlos sind die privaten Miethaie bei Neuverträgen, wo inzwischen durchschnittlich 10,80 Euro verlangt werden. Gleichzeitig versucht man, dieses Niveau durch kurze Laufzeiten immer weiter zu erhöhen. Dass es hier nur um Profitmacherei auf dem Rücken der Mieter geht, verdeutlicht die Entwicklung der Nettomieten (also ohne Betriebskosten): Hier ist seit 2016 sogar ein Anstieg um 15,5 Prozent zu beobachten – und das bedeutet, dass es keineswegs um eigene Kosten geht, die Vermieter den Mietern weitergeben, sondern um puren Mietwucher.
Es gibt auch regionale Unterschiede: Bei den durchschnittlichen Mieten liegt das Bundesland Salzburg vorne (9,90 Euro pro Quadratmeter und Monat), gefolgt von Vorarlberg (9,60) und Tirol (9,20). Am „billigsten“ sind die Mietkosten im Burgenland mit 6,40 Euro, Wien kommt auf 8,60 Euro.
Als wäre diese Gesamtentwicklung nicht schon problematisch genug, setzt die kapitalistische Krise vielen Mietern noch zusätzlich zu – viele können aufgrund von Einkommensverlusten, Kurzarbeit oder gar Arbeitslosigkeit ihre Wohnkosten nicht mehr bestreiten. Es drohen in den kommenden Monaten vermehrt Delogierungen, Wohnungs- und Obdachlosigkeit. Und diejenigen, die eine Mietwohnung erhalten, sollen sich mit beengten und unwürdigen Verhältnissen zu Wucherpreisen bescheiden.
Es ist offensichtlich, was notwendig wäre: Mehr öffentlicher Wohnbau, durch Kommunen und Länder, um der Bevölkerung leistbaren Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Es müssten signifikante Mietobergrenzen eingeführt werden, um dem Wucher ein Ende zu setzen. Und der massive Leerstand, der dem Kapital zu Spekulationszwecken dient, wäre zu enteignen. Aber all das wird nicht passieren: Die Regierungen im Bund und in den Ländern sind Kollaborateure des Kapitals und der Eigentümer. Sie sehen sich im Rahmen des Kapitalismus der Aufgabe verpflichtet, den Profit und somit auch den Mietzins zu maximieren – zulasten der arbeitenden Menschen, die als Mieter gleich nochmal ausgebeutet werden sollen.
Quelle: ORF