Ankara. Die Teuerungsrate in der Türkei, welche schon letztes Jahr „rekordverdächtige“ Höhen erreichte, setzt sich im Frühjahr 2022 weiter fort. Im Jänner seien laut dem staatlichen Statistikamt TurkStat die Verbraucherpreise um 11,1 Prozent gestiegen, im Jahresvergleich liegt die Inflation bei 48,7 Prozent. Der weltweite Anstieg von Preisen für wichtige Rohstoffe und Güter, so etwa Rohöl, treibt die Erzeuger- und damit auch Verbraucherpreise stark an. Verschärft wird die Inflation aber vor allem durch die Währungskrise, der immer schwächer werdenden türkischen Lira, welche Importe verteuert. Bürgerliche Ökonomen kritisieren in diesem Zusammenhang den relativ niedrigen Leitzins durch die türkische Zentralbank, da höhere Zinsen gerne als Rezept gegen steigende Inflation eingesetzt werden.
Inflation könnte höher liegen
Unklar ist in jedem Fall, wie vertrauenswürdig die Zahlen des nationalen Statistikamtes TurkStat sind. Wie ein Analyst der Commerzbank vermerkt, sei der Wechsel in der Führung von TurkStat ein Unsicherheitsfaktor, was die Validität türkischer Konjunkturdaten angeht, allgemein spricht daraus das Unbehagen mit politischen Instabilitäten und ineffizienten staatlichen Verwaltungseinheiten. Wie das Zentralorgan der Kommunistischen Partei der Türkei (TKP) „Haber Sol“ anmerkt, gäbe es laut einer Forschungsplattform von türkischen Ökonomen und Wissenschaftlern Berechnungen, welche die Inflation im Jahresvergleich mit knapp 114 Prozent und die Teuerung im Jänner 2022 mit knapp 15 Prozent beziffern. In jedem Fall verschlimmert sich die Lebenslage des Großteils Türkinnen und Türken, ohne Aussicht auf baldige Besserung: Finanzminister Nureddin Nebati erwartet den Höhepunkt der Teuerungswelle im April. Laut Berichten entsteht in der Türkei eine Verelendungswelle, welche nicht nur die untersten Schichten der Bevölkerung, sondern auch besser verdienende Werktätige betrifft. Im ORF-Mittagsjournal vom 3. Februar berichtete ein Korrespondent aus der Türkei, dass beispielsweise der Preis für Milch sich in Jahresfrist verdoppelt hat, für viele Grundnahrungsmittel um 70–80 Prozent und die Mieten um etwa ein Drittel gestiegen sind.
Quelle: Der Standard/Haber Sol