HomeFeuilletonWissenschaftTiroler Mäusenachwuchs trotzt dem Aussterben

Tiroler Mäusenachwuchs trotzt dem Aussterben

Weltweit ist nur noch eine einzige aktive Population der Bayerischen Kurzohrmaus bekannt – und die lebt in den Brandenberger Alpen. Umso wichtiger ist ein erster Erhaltungszuchterfolg im Innsbrucker Alpenzoo.

Innsbruck. Im Alpenzoo in der Tiroler Landeshauptstadt gibt es überaus kleinen, aber geradezu sensationellen Nachwuchs: Das dort gehaltene Paar der Bayerischen Kurzohrmäuse (Microtus bavaricus) freut sich über zwei Kinder. Die Babys waren bereits am 13. Juni auf die Welt gekommen, nun konnten die Jungtiere von den Eltern getrennt und veterinärmedizinisch untersucht werden – es handelt sich um zwei gesunde Weibchen.

Das Ereignis ist deshalb von besonderer Tragweite, weil die Bayerische Kurzohrmaus so knapp vor dem Aussterben steht wie kaum ein anderes Lebewesen der Erde. Die Art wurde überhaupt erst im Jahr 1962 entdeckt und von der Alpen- und Liechtensteinwühlmaus unterschieden. Sie dürfte in den Nördlichen Kalkalpen endemisch sein. Tatsächlich sind lediglich zwei Fundstellen in freier Wildbahn bekannt: Einerseits der ursprüngliche und namensgebende bayerische Fundort bei Garmisch-Partenkirchen, wo sich inzwischen jedoch keine Population mehr nachweisen lässt – die Bayerische Kurzohrmaus gilt in Deutschland als vermutlich ausgestorben oder zumindest verschollen. Der andere Fundort, der im Jahr 2000 genetisch verifiziert wurde, liegt im Tiroler Rofangebirge. Nach gegenwärtigem Stand der Dinge ist dies weltweit die einzige Population.

Daher unternahm der Innsbrucker Alpenzoo ab September 2021 den Versuch einer Erhaltungszucht, die nun einen ersten Erfolg erbrachte. Und das war gar nicht so einfach: Viele der Mäuse verstanden sich nicht gut miteinander, weswegen es ein wenig dauerte, bis ein geeignetes Paar gefunden wurde – und dieses lieferte prompt den erhofften Nachwuchs. Damit ist es freilich nicht getan, denn um tatsächlich eine Erhaltungspopulation aufzubauen, braucht es weitere Fortpflanzungsschritte. Aber auch der Artenschutz in der Natur erscheint ausbaufähig, denn der Fundort im Rofangebirge ist durch Weide- und Forstwirtschaft bedroht. Soll die Bayerische – oder nun eher: Tiroler – Kurzohrmaus überleben, sind geeignete Maßnahmen dringend notwendig.

Quelle: ORF

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