Der akute Lehrkräftemangel ist in Österreich nach wie vor nicht behoben. Der vorläufige Höhepunkt wird 2027 erwartet. Der leitende Pflichtschullehrergewerkschafter Paul Kimberger erklärte im APA-Interview, dass im kommenden Schuljahr sicherlich Stunden entfallen würden. Gegenüber der Zeitung der Arbeit äußerten sich Lehrkräfte ebenso wie die Jugendfront besorgt über die (drohenden) Zustände an den Schulen.
Wien. Die Lehrergewerkschaft meldet sich in den Sommerferien aufgrund des massiven Lehrkräftemangels wieder einmal zu Wort. Wenngleich Bildungsminister für Bildung und Wissenschaft Martin Polaschek (ÖVP) auch weiterhin versucht, das Problem kleinzureden.
Auch im kommenden Schuljahr drohe die Situation, dass nicht der gesamte geplante Unterricht stattfinden könne, heißt es seitens der Gewerkschaft. Es sei angesichts des sich weiter zuspitzenden Personalmangels illusorisch, dass Polaschek davon spricht, dass alle Unterrichtstunden stattfinden könnten. Man gehe nicht davon aus, dass im kommenden Schuljahr alle Stunden gehalten werden können, heißt es durch die Vertretung der Lehrkräfte.
Kritik seitens der Lehrerschaft
Markus Summer, NMS-Lehrer in Wien und Mitglied der Partei der Arbeit (PdA) hält gegenüber der Zeitung der Arbeit fest, dass sich der Mangel an Lehrkräften bereits im vergangenen Schuljahr deutlich gezeigt habe und dass die Engpässe vielfach nur durch den großen Einsatz der Kolleginnen und Kollegen hätten abfedern lassen. Auch Patrick Otto (PdA), BORG-Lehrer aus Salzburg, malt ein ähnliches Bild gegenüber unserer Redaktion. Es handelte sich um eine bundesweit schwierige Situation. Diese sei nicht durch halbherzige Maßnähmchen zu lösen.
Gewerkschaft der Pflichtschullehrer fordert bessere Arbeitsbedingungen
Anfang des Monats hat die Bundesleitung der Gewerkschaft der Pflichtschullehrerinnen und Pflichtschullehrer eine Resolution zum Thema „Maßnahmen gegen massive Überlastung der Lehrer/innen an Volks‑, Mittel‑, Sonderschulen und Polytechnischen Schulen in ganz Österreich“ einstimmig verabschiedet.
In dieser Resolution fordert die Gewerkschaft unter anderem, wirksame und nachhaltige Maßnahmen gegen fehlendes pädagogisches Fachpersonal einzuleiten, und betont noch einmal ihre Kritik an den „praxisuntauglichen Reformen“.
Außerdem stellt sie die Forderungen nach professionellem Unterstützungspersonal für alle Pflichtschulen (pädagogisch, psychologisch, sozial-emotional, therapeutisch, administrativ und aus dem Gesundheitsbereich) sowie notwendigen Ressourcen in technischer und räumlicher Hinsicht ins Zentrum. Auch attraktive Arbeitsbedingungen und eine bessere Bezahlung von Lehrerinnen und Lehrern stehen im Forderungskatalog.
Jugendfront für gemeinsamen Kampf von Lehrkräften und Jugend
Die Gewerkschaft zeigt sich unzufrieden mit den Maßnahmen der Regierung und kündigt an, sich ggf. entsprechenden gewerkschaftliche Maßnahmen in der gesamten Bandbreite zu bedienen, was im APA-Interview des obersten Lehrervertreters Paul Kimberger (FCG-ÖVP) erneut bekräftigt wurde.
Moritz Pamminger, Vorsitzender der Jugendfront hält die Forderungen der Gewerkschaft ebenfalls für mehr als berechtigt und betont, dass die Situation an vielen Schulen für Jugendliche immer schwieriger würde. Neben Reformen und zunehmendem Lernstress sowie Leistungsdruck führen der immer akuter werdende Lehrkräftemangel sowie die schlechten Beschäftigungsbedingungen zu spürbaren Konsequenzen auch für Schülerinnen und Schüler.
Summer, Otto und Pamminger sind sich einig darin, dass nur der gemeinsame Kampf der Lehrkräfte mit den Jugendlichen zu einer nachhaltigen Verbesserung im Bildungssystem bezüglich Lern- und Arbeitsbedingungen führen kann.
Neben den oben genannten Forderungen durch die Gewerkschaft sehen sie kleinere Klassen ebenso wie die Ausstattung der Schulen als zentral. Bei letzterem geht es v.a. um die alten Schulen, in denen die Schülerinnen und Schüler z.T. nicht mal einen Pausenhof haben. Sie sitzen hier den ganzen Tag über in bzw. vor ihren Klassen, um noch zwei Punkte zu ergänzen.
Quelle: Die Presse/ Der Standard/APS-OTS