Wien. Aktuelle Berichte zeigen, dass in Österreich nach wie vor viel Alkohol konsumiert wird, obwohl der tägliche Verbrauch pro Kopf langsam abnimmt. Drogenexpertinnen und ‑experten präsentierten am Dienstag zwei Suchtmittelberichte in Wien. Diese zeigen, eine Million Menschen in diesem Land wollen mit dem Rauchen aufhören, und es wird empfohlen, sie dabei zu unterstützen. Besorgniserregend sind der zunehmende Konsum von Nikotinbeuteln bei Jugendlichen sowie vermehrte Todesfälle aufgrund von Überdosierung illegaler Drogen.
Martin Busch vom Kompetenzzentrum Sucht an der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) erklärte bei der Pressekonferenz, dass Tabakrauchen die am weitesten verbreitete Sucht in Österreich sei. Er sagte: „Etwa jeder fünfte Einwohner gibt an, täglich zu rauchen.“ Das entspricht 1,6 Millionen Menschen. Laut aktuellen Schätzungen ist das Tabakrauchen, einschließlich Passivrauchen, für 16 Prozent aller Todesfälle verantwortlich. Allerdings nimmt die Anzahl jugendlicher Raucherinnen und Raucher ab. Seit 203 habe sich der Anteil der Raucherinnen und Raucher bei den unter 15-Jährigen mehr als halbiert. Diese Gruppe greift jedoch vermehrt auf Alternative Nikotinprodukte, wie Nikotinbeutel zurück, somit handelt es sich um eine Verschiebung.
Im europäischen Vergleich liegt Österreich in Sachen Alkohol beim Pro-Kopf-Konsum im obersten Drittel, hielt Julian Strizek vom Kompetenzzentrum Sucht/GÖG fest. Etwa fünfzehn Prozent der Bevölkerung konsumieren Alkohol in einem gesundheitsgefährdenden Ausmaß. Die „Gefährdungsgrenze“ liegt für Männer bei 60 Gramm Alkohol pro Tag (ungefähr eineinhalb Liter Bier oder drei Viertel Liter Wein) und für Frauen bei 40 Gramm (ein Liter Bier oder ein halber Liter Wein). Diese Unterschiede resultieren aus einer „höheren alkoholrelevanten Körpermasse“ bei Männern. Problematischen Alkoholkonsum zeigen deise dennoch etwa doppelt so häufig wie Frauen (19 Prozent im Vergleich zu elf Prozent). Am häufigsten tritt er bei Personen im Alter von 40 bis 70 Jahren auf.
Laut Busch ist Cannabis die am häufigsten konsumierte illegale Substanz in Österreich. Er berichtete, dass die Konsumerfahrungen jedoch in der Regel auf einen kurzen Zeitraum begrenzt sind.
Bei den als „risikoreich“ eingestuften illegalen Drogen dominieren Opium-Substanzen (Opioide) wie Heroin. Etwa 35.000 bis 40.000 Menschen in Österreich sind opioidabhängig, wobei über die Hälfte der Betroffenen in Behandlung ist. Dennoch nehmen tödliche Überdosierungen wieder zu. Im Jahr 2022 wurden 248 „drogenbezogene Todesfälle“ verzeichnet. Diese Tendenz ist besorgniserregend insbesondere, wenn man die jüngsten Berichte von Expertinnen und Experten aus Tirol mit einbezieht, wonach sich seit dem Ausbruch der Pandemie Konsumverhalten von Drogen bei Jugendlichen in Tirol verändert habe. Nach Angaben von Experten neigen sie vermehrt dazu, wahllos auf verschiedene Drogen zurückzugreifen und konsumieren das, was gerade verfügbar ist, was zu einem potenziell gefährlichen Mischkonsum führen kann. Es ist nachvollziehbar, dass die aktuellen Krisenerfahrungen zur Flucht in Alkohol und Drogen einladen, jedoch bietet dies keine Lösung.
Quelle: Kleine Zeitung/Zeitung der Arbeit