In Spielberg verlieren 360 ATB-Beschäftigte ihre Jobs. Die kapitalistische Krise veranlasst den chinesischen Eigentümer zur Schließung des steirischen Produktionsstandortes des traditionsreichen Motorenherstellers.
Spielberg/Steiermark. Die ATB AG ist ein Elektrotechnikunternehmen mit Sitz in Wien und einem (bisherigen) Jahresumsatz von rund 340 Millionen Euro. Seit Oktober 2011 gehört die Aktiengesellschaft zur chinesischen Wolong-Gruppe aus Wuhan, die die ATB AG damals von A‑Tec Industries übernommen hatte, die wiederum von Mirko Kovats in die Insolvenz geführt worden war. Nun machen die chinesischen Eigentümer in Österreich de facto dicht: 360 von 400 Beschäftigen am Standort Spielberg bei Knittelfeld wurden beim „Frühwarnsystem“ des AMS zur Kündigung angemeldet. Dabei handelt es sich um etwas über 10% des gesamten europäischen Personalstandes: Heute verfügt das ursprünglich österreichische Unternehmen ATB („Antriebstechnik Bauknecht“) an Betriebsstandorten in Deutschland, den Niederlanden, Großbritannien, Serbien und Polen über ca. 3.500 Beschäftigte. Die österreichische Produktionsstätte im steirischen Spielberg wird nun also aufgelassen, lediglich eine kleinere Belegschaft für Entwicklung, Vertrieb und Logistik darf bleiben. Die Motorenherstellung, die hier vor 101 Jahren, 1919, begann, wird stillgelegt. Die Produktion – es geht v.a. um Antriebstechnik für Haushalts- und Gartengeräte – soll ins (billigere) europäische Ausland verlagert werden. Die Maschinen stehen vor dem Abtransport – und die Arbeiter des Werkes vor dem Nichts.
Von der Kurzarbeit zur Arbeitslosigkeit
Anzumerken ist, das ATB Spielberg seit April dieses Jahres weitgehend das Kurzarbeitsmodell der schwarztürkis-grünen Bundesregierung in Anspruch genommen hat, das ja bekanntermaßen mit staatlichen Zuschüssen Kündigungen und Arbeitslosigkeit verhindern soll. Abermals zeigt sich, dass dies nicht funktioniert: Unternehmen lukrieren zwar gerne finanzielle Geschenke, die mit Steuergeld bezahlt werden, aber eine Job- und Standortgarantie für die betroffenen Beschäftigten ist dies trotzdem nicht. Die kapitalistische Krise, die sich noch im Anfangsstadium befindet, fordert ihre Opfer und findet diese, wie üblich, in der Arbeiterklasse: Für sie gibt es zunächst Lohnverluste, dann Arbeitslosigkeit, weitere Einkommensverluste und Existenzbedrohung. Die Bundesregierung und die sozialdemokratisch kontrollierten Gewerkschaften haben diesen Tatsachen nichts entgegenzusetzen. Denn die Regierung ist ohnedies nur der politische Arm des Kapitals, und SPÖ wie ÖGB-Führung haben alle ernsthaften Arbeits- und Arbeiterkämpfe längst aufgegeben. Ihre Politik der harmonischen Kapitalismusverwaltung in Komplizenschaft mit dem Kapital ist dem sozialen und emanzipatorischen Fortschritt der Arbeiterklasse vielmehr ein Hindernis, denn ohne konsequenten Klassenkampf kann man eben nichts erreichen. Dies müssen nun leider auch die kommenden Arbeitslosen von Spielberg am eigenen Leib erfahren.
Quelle: ORF