Die Menschen in Gaza verhungern, Israel ermordet sie durch Nahrungsentzug. Die „Gaza Humanitarian Foundation“ lockt die Menschen mit ihren Lebensmittelausgaben in eine Falle, wo dann viele von der israelischen Armee getötet werden. Seit dem 27. Mai gibt es bereits 1.373 Palästinenser, die auf der Suche nach Lebensmitteln getötet wurden. Der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde in Österreich, Oskar Deutsch, bestreitet indes, dass es überhaupt eine Hungersnot in Gaza gibt.
Gaza. Nach derzeitigem Stand sind im Gazastreifen 162 Menschen verhungert, darunter 92 Kinder. Die systematische Aushungerung der Menschen in Gaza ist integraler Bestandteil von Israels Strategie der Vernichtung der palästinensischen Enklave. Und diese Strategie haben Regierung und Armee seit dem Oktober 2023 verfolgt. Im März 2025 ist Tel Aviv mit dem fast totalen Stopp jeder Einfuhr von Nahrungsmitteln zu offenem Mord übergegangen.
Augenauswischerei Luftbrücke
Ein weiterer entscheidender Schritt dabei war die Etablierung der „Gaza Humanitarian Foundation“ (GHF), die genau das Gegenteil war von dem, was ihr Name verspricht. Diese Organisation, in direkter Kooperation mit der israelischen Armee, benutzte das Versprechen von Nahrungsmitteln, um die hungrigen Menschen Gazas regelrecht in eine Falle zu locken und tagtäglich Dutzende kaltblütig erschießen zu lassen. Seit dem 27. Mai wurden mindestens 1.373 Palästinenser bei der Suche nach Lebensmitteln getötet; 859 in der Nähe der GHF-Standorte und 514 entlang der Routen der Lebensmittelkonvois. Anstatt 400 Essensausgabepunkten, wie sie vorher von der UNO und Hilfsorganisationen betrieben wurden, betreibt die GHF nur vier, und das sporadisch. Drei der Punkte befinden sich im Süden Gazas, wo das israelische Konzentrationslager für die Bevölkerung Gazas geplant ist. Für viele hungernde Menschen, besonders für bereits vollkommen geschwächte, alte und kranke Personen, ist es schon aufgrund der Entfernung zu den Ausgabestellen unmöglich, zu Essen zu kommen. Auch die Trinkwassersituation spitzt sich zu, nachdem von Israels Armee Brunnen und Entsalzungsanlagen zerstört wurden.
Eine völlige Augenauswischerei ist die von der BRD und anderen Staaten betriebene „Luftbrücke“. Menschen werden durch die Abwürfe gefährdet, ein Tel der Abwürfe landet im Meer, und die Gesamtmenge pro Tag sind derzeit 20 Tonnen – das ist weniger, als ein LKW nach Gaza bringen könnte. Nach Angaben der UNO sind aber zur Versorgung der mehr als zwei Millionen Menschen zumindest 500 LKW-Ladungen pro Tag nötig. Die Bewohner in den Ruinen Gazas können sich nicht selbst helfen. Es wurde alles zerstört: Großbäckereien, Landwirtschaftsflächen, Krankenhäuser, die Wohnhäuser und vieles mehr.
Caroline Willemen, die Koordinatorin des Gaza-Projekts von Ärzte ohne Grenzen, sagt: „Nahrungsmittel sind nach wie vor äußerst knapp, und es gibt wenig Anzeichen dafür, dass ausreichend Hilfe ankommen wird. Infolgedessen riskieren jeden Tag Menschen ihr Leben auf der verzweifelten Suche nach Nahrung.“
Israelische Armee schießt wahllos auf Hilfesuchende
Anhand eines Beispiels vom 30. Juli, also vor wenigen Tagen, beschrieb sie, wie es für hungernde Palästinenser ist, wenn sie versuchen, Lebensmittel von Hilfslastwagen zu erhalten, die von israelischen Soldaten in Gaza bewacht werden. „Als sich die Menschen in der Nähe von Zikim im Norden des Gazastreifens Lastwagen näherten, die Hilfsgüter verteilten, eröffneten israelische Streitkräfte das Feuer auf sie. Menschen wurden bei den Schüssen und im Gedränge verletzt, als die Menge in Panik geriet und rannte“, sagte sie.
„Das medizinische Personal der von Ärzte ohne Grenzen unterstützten Sheikh Radwan Klinik im Norden des Gazastreifens behandelte 77 verletzte Patienten und nahm acht Tote bei der Ankunft auf. Im Norden des Gazastreifens wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums in dieser Nacht fast 600 Menschen wegen ähnlicher Verletzungen behandelt, nachdem es in der Nähe von Zikim zu Gewalt und Chaos gekommen war. Unseren Berichten zufolge werden jeden Tag Dutzende von Menschen getötet, die versuchen, lebensrettende Hilfe in Gaza zu holen, da Israel weiterhin leugnet, dass die Hungersnot im Gazastreifen ein Krisenniveau erreicht hat“.
IKG-Präsident Deutsch stellt Hungersnot in Frage
In einem TV-Interview mit Armin Wolf in der ZIB2 vom 29. Juli sagte der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, Oskar Deutsch, man wisse nicht, ob es in Gaza überhaupt eine Hungersnot gäbe. Sein bizarrer Auftritt im Abendnachrichtenjournal des ORF, wo er das Vorgehen der israelischen Regierung verteidigte und die Verbrechen an der Bevölkerung von Gaza bestritt, vermittelt den Eindruck, als wäre der Präsident der jüdischen Glaubensgemeinschaft in Österreich der Botschafter Israels. Es fällt ihm offenbar schwer, die Interessen seiner Religionsgemeinschaft und die Interessen des Staates Israel auseinanderzuhalten. Dabei gibt es auch in Österreich Menschen jüdischen Glaubens, die sich gegen Israels Vernichtungskrieg in Gaza stellen, etwa die Initiative „Not in our Name“.
Quellen: Al Jazeera/Junge Welt/ORF ON