Vor Lampedusa hat sich ein neues Flüchtlingsdrama ereignet: Zwei überfüllte Boote kenterten, mindestens 27 Menschen – darunter Kinder – starben, viele werden noch vermisst. 60 Migranten konnten gerettet werden.
Lampedusa. Mindestens 27 Menschen sind bei dem Schiffsunglück rund 14 Seemeilen südlich von Lampedusa ums Leben gekommen. Zwei Boote mit insgesamt 97 Personen an Bord sind gekentert. 60 Migrantinnen und Migranten wurden gerettet und auf der Insel an Land gebracht. Die Bilanz ist jedoch noch „vorläufig und wird laufend aktualisiert“, wie die Küstenwache in einer Mitteilung betont.
Mehr als zehn Migranten gelten weiterhin als vermisst. Unter den geborgenen Leichen befinden sich auch ein Neugeborenes, drei Jugendliche (zwei Jungen und ein Mädchen), zwei erwachsene Männer und zwei Frauen. Die Staatsanwaltschaft von Agrigent hat ein Verfahren wegen fahrlässiger Herbeiführung eines Schiffbruchs eingeleitet.
Suche dauert noch an
Die Suche nach den Vermissten dauert mit dem Einsatz von fünf Schiffseinheiten an: den Patrouillenbooten CP 324 und CP 327 der Küstenwache, zwei Patrouillenbooten der Finanzpolizei sowie einer Einheit von Frontex. Vor Ort sind außerdem ein Hubschrauber und ein Flugzeug der Küstenwache sowie ein weiteres Flugzeug von Frontex im Einsatz. Die Such- und Rettungsmaßnahmen wurden nach einer Meldung eines Hubschraubers der Finanzpolizei eingeleitet, der gegen 11.30 Uhr ein gekentertes Boot mit Migranten im Wasser und mehreren Leichen gesichtet hatte.
Nach Berichten der Überlebenden, die den Hafen von Lampedusa erreichten, sollen zwei Boote untergegangen sein. Ebenfalls nach Angaben der Überlebenden seien beide von Tripolis in Libyen gestartet. Eines der beiden habe begonnen, Wasser aufzunehmen, und sei anschließend gekentert.
Auch zweites Boot sank
Einige hätten es geschafft, auf das andere Boot überzusetzen, viele seien jedoch ins Wasser gefallen. Auch das zweite Boot sei schließlich, da es überladen war, gekentert. Dabei handelt es sich wohl um das halbgesunkene Boot, das gesichtet wurde.
Die 60 Schiffbrüchigen, die auf der Insel an Land gebracht wurden, sind bereits in das Aufnahmezentrum von Contrada Imbriacola gebracht worden. Mit Hilfe von Kulturvermittlern beginnen sie nun, den Ablauf der Ereignisse zu schildern. Ärzte, Psychologen und Mitarbeiter der Euaa (Agentur der Europäischen Union für Asylfragen) untersuchen die Überlebenden, wobei bislang keine akuten Gesundheitsnotfälle festgestellt wurden. Laut dem Roten Kreuz befinden sich unter den 60 Geretteten 56 Männer und 4 Frauen. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind seit Jahresbeginn bis zum 9. August auf der zentralen Mittelmeerroute mindestens 370 Menschen gestorben und 300 werden vermisst.
Quelle: ilFattoQuotidiano