Wien. Am 1. September wird die irische Band Kneecap in der Wiener Gasometer-Halle auftreten. Mit dem „Linksextremismussprecher“ der FPÖ-Wien, dem eingeheirateten Schwiegersohn des verstorbenen Baumeisters und Lugner-City-Gründers Richard Lugner, Leo Lugner, hat die Rap-Truppe nun einen unfreiwilligen Promotor hinzugewonnen. Der Wiener Landtagsabgeordnete, der bei der letzten Nationalratswahl trotz propagandistischem Großaufwand des Lugner-Clans den Einzug in den Nationalrat verpasste, ist immer auf der Suche nach einem Grund für ein paar Zeilen in den Boulevardblättern, die ihm gnädigerweise gewährt werden.
Er wirft nun der Band Kneecap vor, die palästinensische Terrororganisation Hamas und Terror in ihren Texten zu verherrlichen, was darauf schließen lässt, dass Herr Lugner noch keinen einzigen Text von Kneecap gelesen, geschweige denn gehört hat. Er kündigte an, eine Anzeige nach § 282a StGB („Gutheißung terroristischer Straftaten“) gegen die Band und den Betreiber der Gasometer-City einbringen zu wollen und fordert die Polizei auf, den Auftritt zu verhindern. Man muss nicht sonderlich viel über das Strafrecht wissen, um FPÖ-Abgeordneter zu werden, wie es aussieht. Denn eine Strafanzeige kann sich nur gegen eine auf dem Gebiet der Republik Österreich begangene Straftat richten, bzw. überhaupt gegen eine Straftat. Ganz nebenbei zeigt Herr Lugner wieder einmal, wie sich die FPÖ Kulturpolitik vorstellt: Verbieten, was einem nicht passt, selbst wenn man es nur vom Hörensagen kennt.
Aber vielleicht will das kleine Lichtlein der FPÖ-Wien dem großen Idol Viktor Orban in Budapest nacheifern. Der hatte Kneecap die Einreise nach Ungarn untersagt. Was ist aber Sache? Kneecap zeigt immer wieder Solidarität mit der geschundenen Bevölkerung des Gazastreifens und Palästinas und nimmt deutlich gegen den israelischen Krieg und die Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung Stellung. Das ist es, was Orban, einem der letzten bedingungslosen Unterstützer des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, nicht passt. Künstler, die Gaza unterstützen sollen diffamiert und kriminalisiert werden. Und Leo Lugner? Der weiss zwar nicht genau, worum es geht, aber er will halt auch in der Zeitung stehen. Dass die Wiener ÖVP und die NEOS da nicht nachstehen wollen, ist klar. Auch sie fordern laut Kronen Zeitung ein Auftrittsverbot. Sie bezeichnen Kneecap als antisemitisch, führen aber keine Belege dafür an. Außer natürlich, man diffamiert jede Kritik an Israel und seinem Vernichtungskrieg in Gaza als antisemitisch, oder man plappert einfach irgendwas nach, was zum Beispiel Orbans Rechte in Budapest behaupten.
Quellen: OTS/Zeitung der Arbeit/krone.at