Dass europäische Fleisch- und Molkerei-Konzerne für massive Emissionen von Treibhausgasen verantwortlich sind, war schon bislang bekannt. Das internationale Forschungsinstitut IATP legte hierzu nun neue Zahlen vor.
Genf. Das Institut für Landwirtschaft und Handelspolitik (IATP), das sich wissenschaftlich mit nachhaltiger und fairer Agrarpolitik auseinandersetzt, hat einen neuen Bericht vorgelegt. In diesem wird die Klimabilanz der größten Unternehmen der Fleisch- und Milchindustrie in der EU, der Schweiz und Großbritannien untersucht – und die Resultate sind wenig überraschend verheerend: Die 35 analysierten Konzerne im Bereich der Rinder‑, Schweine- und Geflügelindustrie sowie der Großmolkereien waren im Jahr 2018 für sieben Prozent der Treibhausgas-Emissionen innerhalb ihres geografischen Bereiches verantwortlich.
„Der Klima-Fußabdruck der großen europäischen Fleisch- und Molkereikonzerne ist vergleichbar mit dem der großen Akteure im Bereich der fossilen Brennstoffe“, erklärte IATP-Chefin Shefali Sharma am Montag. Der Ausstoß der 20 größten Unternehmen übersteigt jenen der gesamten Niederlande, wobei neben der unmittelbaren Produktion auch die Lieferketten untersucht wurden. Betroffen sind „prominente“ und berüchtigte Firmen, wie z.B. Tönnies aus der BRD, dessen Emissionen von 2016 bis 2918 sogar um 30 Prozent gestiegen sind, oder der französische Danone-Konzern.
Die IATP-Experten kritiseren, dass diese Unternehmen bislang nicht im Fokus der Politik stünden und „ungestraft“ davonkämen. Nur wenige der untersuchten Konzerne hätten Pläne vorgelegt, um ihre Klimabilanz zu verbessern – und selbst diejenigen, die dies tun, „verlassen sich auf Buchhaltungstricks, Greenwashing und die zweifelhaften Auswirkungen von Kompensationen, um von den grundlegenden Veränderungen abzulenken, die zur Reduzierung der Emissionen notwendig sind.“ Stattdessen würden Kosten und Risiken „auf die Bauern abgewälzt“, moniert der IATP-Bericht.
Quelle: Tiroler Tageszeitung