Vor 50 Jahren starb Nikolaos Zachariadis, eine der bekanntesten und wichtigsten Führungsfiguren der griechischen kommunistischen Bewegung. Er leistete einen enormen Beitrag beim Parteiaufbau, im antifaschistischen Kampf und in der Führung der Demokratischen Armee Griechenlands.
Am 1. August jährte sich zum 50. Mal der Todestag von Nikolaos (Nikos) Zachariadis. Er war in einer historisch relevanten und nicht minder turbulenten Zeit Generalsekretär der Kommunistischen Partei Griechenlands (KKE). Vordem leistete er einen wichtigen Beitrag in der Türkei und in Griechenland beim Aufbau der Kommunistischen Jugend. Aus heutiger Sicht kann er zweifelsohne als eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der europäischen und internationalen kommunistischen Bewegung im 20. Jahrhundert eingestuft werden.
Im Laufe seines Lebens war er Mitglied gleich dreier Kommunistischer Parteien verschiedener Länder. Doch sein unermüdliches Engagement für die kommunistische Bewegung waren zu Lebzeiten nicht unumstritten: Die opportunistische Wendung der KPdSU nach Stalins Tod hatten ernsthafte Auswirkungen auf die griechische kommunistische Bewegung. Erst 2011 wurde Zachariadis von der Nationalen Konferenz der KKE offiziell rehabilitiert.
Reisen in die Sowjetunion und politischer Aktivismus über drei Länder hinweg
Nikos Zachariadis wurde im nunmehr fernen Jahr 1903 als Sohn griechischstämmiger Eltern im osmanischen Edirne (damals Adrianopel) geboren. Im Alter von 16 Jahren zog der junge Nikos nach Istanbul, wo er verschiedene Berufe ausübte. Er arbeitete unter anderem als Hafenarbeiter und Matrose – unter diesen Umständen begann sein erster Kontakt zur organisierten Arbeiterbewegung.
In den Jahren 1919–1922 unternahm Zachariadis ausgedehnte Reisen in die Sowjetunion. Im Jahr 1923 wurde er Mitglied der Kommunistischen Partei der Türkei. Er studierte an der neu gegründeten Kommunistischen Universität der Werktätigen des Ostens (KUTV) in Moskau. Nach dem griechisch-türkischen Krieg siedelte die Familie Zachariadis während einer schweren politischen und wirtschaftlichen Krise dauerhaft nach Griechenland über.
Nach Beendigung seines Studiums in der Sowjetunion reiste Zachariadis im Sommer 1924 heimlich nach Griechenland, wo er eine Tätigkeit im Kommunistischen Jugendverband Griechenlands (OKNE) aufnahm und dabei mithalf, die Organisation aufzubauen. Im Jahr 1926, während der Diktatur von General Pangalos, wurde er verhaftet und in Thessaloniki inhaftiert. Doch ihm gelang die Flucht und er arbeitete heimlich in verschiedenen Parteifunktionen. Im Jahr 1929 wurde er erneut verhaftet und inhaftiert, konnte aber erneut entkommen und in die Sowjetunion fliehen. Während seines Aufenthalts in der Sowjetunion wurde er Mitglied der Allrussischen Kommunistischen Partei (Bolschewiki).
Faschistische Besatzung und Gefangenschaft in Dachau
Zachariadis kehrte im Jahr 1931 auf Beschluss der Kommunistischen Internationale (Komintern) nach Griechenland zurück und wurde zum Sekretär des Zentralkomitees der KKE gewählt. Er führte die Partei durch äußerst schwierige Zeiten, insbesondere in einer Zeit harter antikommunistischer Gesetze und gewaltsamer Verfolgungen durch die bürgerlichen Regierungen. Im April 1936 ernannte Georg II. von Griechenland, beunruhigt durch das Erstarken der KKE auf der nationalen politischen Bühne, die Ausbreitung sozialer Unruhen und somit aus Furcht vor dem Ausbruch einer Revolution nach dem Vorbild der Oktoberrevolution), General Ioannis Metaxas, den ehemaligen Verteidigungsminister, zum Interimspremierminister. Im Mai desselben Jahres löste Metaxas das Parlament auf, verhängte den nationalen Notstand und errichtete faktisch eine Diktatur.
Die Metaxas-Diktatur hatte das Ziel, die Macht der Bourgeoisie zu schützen, und ging besonders hart gegen die KKE vor. Führende Mitglieder der KKE wurden ermordet, das Regime wandte neue grausame Foltermethoden an, um sie zu erpressen, Reueerklärungen zu unterschreiben, und sie ging so weit, ein falsches „Zentralkomitee“ der KKE zu installieren, während sich der Generalsekretär und viele Mitglieder des Politbüros und des Zentralkomitees in Gefangenschaft oder Isolationshaft befanden.
Im August 1936 wurde Zachariadis von der Staatssicherheit des faschistischen Regimes gefangengenommen und blieb von 1936 bis 1941 unter schweren Bedingungen inhaftiert. Nach dem Einmarsch Hitlers in Griechenland (1941) und der darauffolgenden Besetzung des Landes wurde er im April ins Konzentrationslager Dachau überführt, aus dem er im Mai 1945 befreit wurde.
Generalsekretär und Bürgerkrieg
Nach seiner Rückkehr nach Griechenland übernahm er erneut die Führung der KKE und wurde so zum Generalsekretär der Partei. Auf dem Höhepunkt des Klassenkampfes organisierte er die Demokratische Armee Griechenlands (DSE), die während des Bürgerkriegs 1946–1949 gegen die bürgerliche Armee und ihre imperialistischen Verbündeten (Großbritannien, USA) für ein freies Griechenland kämpfte. Nach der Niederlage der DSE im Jahr 1949 floh die KKE-Führung, einschließlich Zachariadis, ins Exil in die Sowjetunion und die sozialistischen Länder. Zachariadis verbrachte einige Jahre in Taschkent, wo griechische Kommunisten im Exil eine große Gemeinschaft bildeten.
Fehleinschätzungen und Tod
Der Tod Josef Stalins und die rechte, opportunistische Wendung der KPdSU hatten auch starke Auswirkungen auf die griechische kommunistische Bewegung. Im Mai 1956 verurteilte das 6. Plenum des Zentralkomitees der KKE – maßgeblich beeinflusst von Chruschtschows revisionistischer Führung – Zachariadis wegen „schwerer Fehler“ und „sektiererischer Politik“. Aus heutiger Sicht betrachtet jedoch zu Unrecht. Im Februar 1957 wurde er aus der Partei ausgeschlossen und Zachariadis verbrachte den Rest seines Lebens im Exil in Sibirien, insbesondere in Jahuta und Surgut. Am 1. August 1973 wurde er im Alter von 70 Jahren tot in seinem Haus in Surgut aufgefunden. Nach der offiziellen Darstellung seines Todes beging Zachariadis Selbstmord. Im Dezember 1991 wurden seine sterblichen Überreste nach Griechenland überführt, wo er auf dem Ersten Friedhof von Athen beigesetzt wurde.
Im Juli 2011 traf die Nationale Konferenz der Kommunistischen Partei Griechenlands eine historisch und politisch bedeutsame Entscheidung: Sie rehabilitierte Nikos Zachariadis vollständig als Generalsekretär und Parteimitglied und hob damit die ungerechten Beschlüsse des sechsten Plenums auf.