Allein in Oberösterreich sei ein Anstieg um 40 Prozent an Privatkonkursen zu erwarten. Die derzeit hohe Arbeitslosigkeit wird als Hauptursache genannt.
Linz. Obwohl es im abgelaufenen Jahr 2020 mit 1.044 Privatkonkursen um 27 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum 2019 in Oberösterreich gegeben hat, sei für dieses und das nächste Jahr eine Steigerung um 40 Prozent zu befürchten. Dies gaben bei einer Pressekonferenz der Geschäftsführer der Schuldnerberatung OÖ Thomas Berghuber gemeinsam mit der oberösterreichischen SP-Soziallandesrätin Birgit Gerstorfer Anfang letzter Woche bekannt. Anlass für die Pressekonferenz war das Auslaufen der Pandemie-Stundungen von Krediten. Die Mittel für die Schuldenberatung würden deshalb um 200.000 Euro aufgestockt werden, damit mehr Personal eingestellt werden könne, um auch den zu erwartenden Anstieg an Beratungsgesprächen bewältigen zu können.
Die durchschnittliche Verschuldung ihrer Klientinnen und Klienten lag im Vorjahr bei 65.000 Euro, erklärte der Geschäftsführer der Schuldnerhilfe OÖ, Ferdinand Herndler, und warnte gleichzeitig vor einer Zinsspirale: „In circa drei bis vier Jahren verdoppelt sich der Außenstand.“
46.500 Menschen waren 2020 in Oberösterreich durchschnittlich arbeitslos gemeldet, also 37 Prozent mehr als im Vorjahr. Das bedeute, dass die Betroffenen über 45 Prozent weniger Einkommen verfügen würden, was mit ein Hauptgrund für Schulden sei. Denn die Hauptursachen für eine Überschuldung waren in diesem Zeitraum mit 24 Prozent Arbeitslosigkeit, Krankheit oder Einkommensverschlechterung, mit 21 Prozent von mangelnder Budgetplanung gefolgt. Bei mehr Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit müsse auch davon ausgegangen werden, dass der Anteil jener Menschen weiter ansteigen werde, die Beratungen in Anspruch nehmen müssten. Wichtig sei jedenfalls, dass man rechtzeitig und so rasch wie möglich mit den Beratungsstellen Kontakt aufnehme und „nicht erst bei Pfändungen“.
Quelle: ORF