Über 340.000 Euro soll im Schnitt jeder Österreicher an Privatvermögen besitzen. Angesichts der Realität wird sich die große Mehrheit der Bevölkerung jedoch fragen: Wo ist mein Geld?
Zürich/Wien. Der Schweizer finanzindustrielle „Think Tank“ Redesigning Financial Services (RFS) hat die Vermögensverteilung in 14 EU-Ländern sowie Großbritannien und der Schweiz untersucht. Herbei bestätigte sich, dass in Pandemie und Krise die Reichen noch reicher werden, während die weniger vermögenden Menschen nicht mithalten können: Die Diskrepanz wird größer und die Armen werden auch absolut ärmer.
Für Österreich errechnete die RFS-Studie ein Durchschnittsvermögen von 230.394 Euro. So mancher Österreicher wird sich freilich wundern, warum er diese Summe dann nicht auf seinem Konto finden kann, doch so ist das eben mit solchen statistischen Werten: Sie spiegeln nicht die Realität wider. Tatsächlich ist das Vermögen in Wirklichkeit recht ungleich verteilt, wobei Österreich sogar eine Vorreiterrolle einnimmt: Die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung verfügen über 56 Prozent des Gesamtvermögens, ein Prozent der Superreichen hat 22,7 Prozent des Vermögens an sich gerafft. Eine in dieser Hinsicht noch größere Ungleichheit gibt es unter den analysierten Ländern lediglich in der Schweiz und in den Niederlanden.
Da nützt es auch wenig, dass es in Österreich offenbar 346.127 Millionäre gibt, was 4,5 Prozent der Bevölkerung entspricht. Somit geht auch der Zuwachs des österreichischen Gesamtvermögens, das in den letzten zehn Jahren um 563 Milliarden Euro (47 Prozent) gestiegen ist, ins Leere – oder, richtiger, direkt in die Taschen der parasitären Reichen und Superreichen, während die arbeitenden Menschen des Landes durch die Finger schauen und regelmäßig mit Reallohnverlusten bei anhaltender Teuerung zu kämpfen haben.
Dass dies zudem eine Entwicklung ist, die sich auch jüngst in der Pandemie und Krise fortsetzte, obwohl das BIP zurückgegangen ist, ist noch vielsagender. Auf kapitalistischer Grundlage gibt es keinen Wohlstand für alle, v.a. nicht in Relation zu den obszönen Reichtümern der Ausbeuter. Allerlei bürgerliche und sozialdemokratische Mythen wie „Trickle-down“-Ökonomie, substanzielle Umverteilung innerhalb des Kapitalismus oder die „soziale Marktwirtschaft“ sollen dies lediglich verschleiern. So lange der Wohlstand nach kapitalistischen Gesetzen verteilt wird, wird sich nichts ändern.
Quelle: ORF / Redesigning Financial Services