Mit dem „Fat Cat Day“ macht die Arbeiterkammer darauf aufmerksam, welche absurden Summen an den Konzern- und Bankenspitzen eingestreift werden – die Gehälter der AK-Spitze sind aber auch kein Lercherlschas.
Wien. Wie die Arbeiterkammer berechnet hat, verdienen Österreichs Spitzenmanager binnen weniger Tage so viel wie ein Arbeiter im ganzen Jahr. Unter Berücksichtigung unterschiedlicher Arbeitszeiten benannte die AK den 9. Jänner als den „Fat Cat Day“ des Jahres 2021 – mit diesem Tag haben die höchsten privatkapitalistischen Sklaventreiber also schon das ganzjährige Einkommen ihrer „Mitarbeiter“ erreicht. Der durchschnittliche Vorstandschef eines ATX-Unternehmens kommt auf ca. 2,2 Millionen Euro brutto im Jahr, ein Beschäftigter in der Privatwirtschaft auf rund 33.000 Euro. Die fetteste aller Katzen, so die AK, sei OMV-CEO Rainer Seele, der an einem einzigen Tag die letztgenannte Summe auf seinem Konto verbuchen kann. Diese Diskrepanz ist natürlich kaum zu erklären oder zu rechtfertigen, denn niemand erbringt eine solche „Mehrleistung“ gegenüber der Arbeiterklasse – im Gegenteil: Es handelt sich um die angeeigneten und verteilten kapitalistischen Profite auf Grundlage der Ausbeutung der arbeitenden Menschen, denen der von ihnen produzierte Mehrwert abgepresst wird.
Sozialdemokratie als lahme und loyale Opposition
Die sozialdemokratisch geführte AK hat freilich keinen Tau von kapitalistischer Ökonomie und deren kritischer Analyse, weswegen sie ihren mathematischen Feststellungen lediglich moralische Appelle folgen lässt – nach „Angemessenheit, Nachhaltigkeit und Transparenz“. Die Herren Ausbeuter werden höflichst ersucht, sich also ein bissel bescheidener zu geben und doch bitte ein soziales Gewissen zu entwickeln. Etwaige Limits für Vorstandsgehälter, will die AK nicht festlegen, aber eine Senkung wäre moralisch schon ur-leiwand. Nun, besser könnten die Sozialdemokratie und die rosaroten Gewerkschafter nicht unterstreichen, dass sie für die Kämpfe der Arbeiterklasse unnütz sind, für soziale und demokratische „Tagesinteressen“ einerseits, für revolutionäre Klassenkämpfe sowieso. Um nicht völlig daneben zu stehen, entrüstet man sich halt ein wenig und gibt sich bittend sozialreformistisch. Letztlich und in Wirklichkeit dient derartiges nur der Ruhigstellung der Arbeiterschaft, zumal dies ja auch die eigentliche stabilisierende Aufgabe der SPÖ und FSG im bürgerlich-kapitalistischen Herrschaftssystem ist.
„Rosa Bonzen Day“ folgt im März 2021
Anfang März könnte man dann den „Rosa Bonzen Day“ begehen: Dann werden die sozialdemokratischen AK-Spitzenfunktionäre so viel verdient haben wie die von ihnen „vertretenen“ Arbeiter und Angestellten im ganzen Jahr. AK-Präsidentin Renate Anderl kassiert 12.919 Euro brutto pro Monat, AK-Direktor Christoph Klein sogar 17.590. Das heißt, der fetteste rosa Bonze schafft ein Arbeiterjahresgehalt sogar in schlappen siebeneinhalb Wochen. Mit einer solchen Abgehobenheit von durchschnittlichen Löhnen und Lebensbedingungen der Arbeiterklasse braucht man sich über die Zahnlosigkeit der AK- und ÖGB-Führung nicht wundern. Hier werden absurde Luxusgehälter eingestreift – und davon können inszenierte „Fat Cat Day“-Presskonferenzen nicht ablenken. Die sozialdemokratische Arbeiteraristokratie ist in Wirklichkeit eine Komplizin des Kapitals und der Managerelite. Sie steht der sozialen Gerechtigkeit geradezu im Wege. Ein Ende der Ausbeutung wird es nicht mit ihr, sondern nur gegen sie geben.
Quelle: Der Standard