Wörgl. Am Samstag organisierte der Bund Tiroler Antifaschistinnen und Antifaschisten ein Gedenken an die Februarkämpfe vor 89 Jahren. Das Gedenken fand am Denkmal für die Opfer des antifaschistischen Kampfes unweit des Wörgler Bahnhofes statt.
In Wörgl verschanzten sich am 13. Februar Arbeiter im sozialdemokratischen Parteiheim „Zur Rose“ und verteidigten es erfolgreich gegen die unablässigen Angriffe der Gendarmerie. Dem zuvor gegangen war eine Hausdurchsuchung der Polizei im sozialdemokratischen Hotel Schiff in Linz. Die Arbeiter in Linz hatten bereits am 11. Februar beschlossen der Hausdurchsuchung bewaffneten Widerstand entgegen zu setzen. Als die Kämpfe am 12. Februar schließlich in Linz begonnen wurden, geschah dies mit ausdrücklicher Missbilligung der SDAP-Führung.
Tobia Carfora, Vorsitzender des Bundes Tiroler Antifaschistinnen und Antifaschisten, erinnerte in seiner Rede daran, dass der christlich-soziale Bundeskanzler Engelbert Dollfuss und Justizminister Kurt Schuschnigg bereits im März 1933 das österreichische Parlament ausgeschaltet hatten. Sie begannen damit Österreich in eine Diktatur umzuwandeln. „Darauf folgte das Verbot der Kommunistischen Partei Österreichs und des bewaffneten Arms der Sozialdemokratie, dem Republikanischen Schutzbund“, wie Carfora ausführte. Auch Demonstrationen zum ersten Mai wurden verboten.
Die Kämpfe der Arbeiter gegen die Beseitigung der Demokratie und die Aufrichtung der austrofaschistischen Diktatur breiteten ausgehend von Linz trotz und nicht wegen der sozialdemokratischen Parteiführung über ganz Österreich aus. Doch ohne zentrale Organisation und Anleitung standen die mutigen Kämpfer für die Rettung der Demokratie und für den Sozialismus von Beginn an auf verlorenem Posten.
Auch in Wörgl leistete die Sozialdemokratie in Form des Bürgermeisters von Wörgl ihren Beitrag zum Scheitern der Kämpfe. Carfora beschrieb die Ereignisse in Wörgl folgendermaßen: “
Dem Wörgler Schutzbund gelang es sogar, weitere Gebäude zu besetzen und das östliche Stadtgebiet weitgehend zu kontrollieren. Als das Bundesheer aber anrückte, zogen sich die Arbeiter in die Zellulosefabrik zurück. Diese konnten sie noch ganze zwei nervenzehrende Stunden des Stahlgewitters verteidigen. Der Sache treu ergebene Schutzbundgruppen aus Häring und Kirchbichl, die den Arbeitern von Wörgl zu Hilfe kommen wollten, schafften es nur teilweise bis in die Stadt – den Großteil konnte der ihnen entgegeneilende sozialdemokratische Bürgermeister zur Umkehr bewegen. Die Zurückhaltung des Bürgermeisters Unterguggenberger wird man späterhin umdeuten als vernünftige Maßnahme, um „Schlimmeres“ zu verhindern. Was danach aber bekanntlich kam, war die erbarmungslose Barbarei des österreichischen und dann des deutschen Faschismus.“
Am Denkmal für die Kämpferinnen und Kämpfer gegen den Faschismus in Wörgl befinden sich auch die Namen für Alois und Josefa Brunner. Beide wurden 1943 wegen ihres Widerstandes gegen den Faschismus in Wörgl hingerichtet. Beide waren als Mitglieder der Arbeiterbewegung bereits in den 20er Jahren Polizei bekannt. Alois wurde auch im Zuge der Februarkämpfe verhaftet und zu 8 Monaten Haft verurteilt. Auf eben jene Polizeiakten der austrofaschistischen Diktatur konnte, dann auch der deutsche Faschismus bei der Verfolgung des politischen Widerstandes nach der Okkupation Österreichs aufbauen.
Abschließend erinnerte Carfora an die Kämpfer im Februar 1934 welche vom faschistischen Regime ermordet wurden. Ihrem Opfer wurde in einer Schweigeminute gedacht.