In Vöcklabruck kam es kürzlich zu Hofräumungen aufgrund von Überforderung bei Landwirtinnen und Landwirten in einem Umfeld mit 2.000 Milchviehbetrieben. Über das gesamte Bundesland Oberösterreich hinweg treten jährlich etwa zwei Dutzend ähnliche Fälle auf, bei denen die Landwirte oft freiwillig handeln, bevor Behörden eingreifen müssen.
Vöcklabruck. Im Bezirk Vöcklabruck, wo kürzlich Hofräumungen stattfanden, gibt es allein 2.000 Milchviehbetriebe. Innerhalb weniger Tage mussten hier zwei Bauernhöfe geräumt werden, weil die Landwirte mit der vielen täglichen Arbeit überfordert waren. In ganz Oberösterreich kommt es jährlich zu etwa zwei Dutzend solcher Fälle. Extremfälle mit schwer vernachlässigten Tieren, die bei Einschreiten der Behörden notgeschlachtet werden müssen, sind selten.
Meistens handeln die Landwirtinnen und Landwirte freiwillig, bevor es dazu kommt, sagt der Vöcklabrucker Amtstierarzt Herber Seiringer. Seine Abteilung wird dieses Jahr angesichts der vielen schwierigen Fälle aufgestockt. Häufig betroffen sind alleinstehende Bauern, die sich mit zunehmendem Alter nicht eingestehen wollen, dass sie die Arbeit auf dem Hof nicht mehr bewältigen. Immer wieder spielt auch Alkohol eine Rolle.
Schließungen oft auch logistisches Problem
Die Behörde steht bei Hofabnahmen häufig vor der Herausforderung, kurzfristig einen Platz für eine große Anzahl von Tieren finden zu müssen. „Dann heißt es, die Behörden verschleppen den Fall“, erklärt der Amtstierarzt, doch es dauert oft eine gewisse Zeit, Ersatzställe zu finden. Wenn, wie in den jüngsten beiden Fällen, Hunderte Rinder untergebracht werden müssen, ist das ein enormer Aufwand.
Nur wenige landwirtschaftliche Betriebe haben die Kapazitäten, freiwillig so viele Rinder aufzunehmen, erklärt Seiringer. Daher wünschen sich die Amtstierärzte in Oberösterreich einen zentralen „Behördenstall“ für das gesamte Bundesland, in dem abgenommene Tiere vorübergehend untergebracht und untersucht werden können.
Jüngster Fall von gravierenden Mängeln bei Rinderhaltung
Die Bezirkshauptmannschaft Vöcklabruck berichtet von einem weiteren Fall, bei dem erhebliche Missstände in der Haltung von Rindern festgestellt wurden. Nach einem Hinweis aus der Bevölkerung wurde ein Rinderbetrieb überprüft und anschließend geschlossen. 42 Tiere wurden von den Amtstierärzten mit Unterstützung der Polizei in verschmutzten Ställen entdeckt. Diese Rinder befanden sich jedoch in gutem Allgemeinzustand und hatten ausreichend Futter und Wasser.
Der Tierhalter wurde schließlich davon überzeugt, dass er die Rinder nicht weiter halten könne und sie an andere Betriebe abgeben müsse. Der Stall wurde inzwischen geschlossen, die Rinder unter Aufsicht der Amtstierärzte vom Hof entfernt, und ein Verbot zur Haltung von Rindern für den Landwirt wird geprüft.
Anstieg der Beratungsanfragen
Es gibt eine hohe Nachfrage nach Beratung bei der Landwirtschaftskammer Oberösterreich, vor allem in Bezug auf Generationskonflikte, Hofübergaben, partnerschaftliche Probleme und Überforderung in der Tierhaltung. Vor drei Jahren wurden 130 Beratungen durchgeführt, während es letztes Jahr bereits 300 waren.
Die Zahl der Beratungen von „Lebensqualität Bauernhof“ könnte in diesem Jahr erneut steigen, da sie bereits im ersten Halbjahr bei 140 liegt. Karl Dietachmair, Direktor der Landwirtschaftskammer Oberösterreich, hebt in diesem Kontext hervor, dass Überforderungssituationen zunehmend häufiger auftreten, insbesondere in Tierhaltungsbetrieben, und dass auch die bürokratischen Anforderungen eine Rolle spielen.
Neues Angebot: „Tier und Hof in guten Händen“
Um Überforderung vorzubeugen, hat der Maschinenring im Mai ein neues Programm gestartet. Ein Präventionsverein namens „Tier und Hof in guten Händen“ wurde gegründet, der Agrarfachkräften Festanstellungen bietet und sie dann auf Bauernhöfe entsendet, die Unterstützung benötigen. Das Ziel ist es, Arbeitsspitzen abzudecken und bäuerlichen Familien Auszeiten zu ermöglichen, einschließlich kurzer Urlaube. Die Betriebshelfer sollen die Höfe regelmäßig besuchen und kennenlernen, um dann für mehrere Tage den Betrieb führen zu können.
In der Anfangsphase sollen 120 Betriebe pro Jahr unterstützt werden können. Dafür werden noch Arbeitskräfte gesucht, die Freude an landwirtschaftlicher Arbeit haben und gegen ein Fixgehalt auf verschiedenen Bauernhöfen im Land aushelfen möchten. Betriebe, die diese Unterstützung in Anspruch nehmen, erhalten laut Maschinenring in der Anfangsphase eine Landesförderung. Auf diesem Weg sind bis zu 1.200 Euro Unterstützung pro Jahr möglich. Zusätzlich bietet der Maschinenring auch eine soziale Betriebshilfe an, die stundenweise Arbeitskräfte schickt, um bei Krankheit oder Todesfällen auf dem Hof vorübergehend auszuhelfen.