Groß-Siegharts/Niederösterreich. Dass es immer schwieriger wird, Landärztinnen und –ärzte zu finden, die bereit sind eine Hausarztpraxis zu führen, ist kein neues Phänomen. Niedergelassene Kassenärztinnen und ‑ärzte bilden im österreichischen Gesundheitssystem eine zentrale Säule, da Allgemeinmedizinerinnen und ‑mediziner mit einer Praxisniederlassung die erste Anlaufstelle sind und in der Regel die „Nahversorgung“ sicherstellen. Groß-Siegharts (Bezirk Waidhofen an der Thaya) hat nun mehrere Monate nach einer neuen Hausärztin gesucht, die sich vor Ort niederlässt und diese Versorgung sicherstellt. Um die neue Ärztin ins Waldviertel zu bekommen, machte die Gemeinde ein großzügiges Angebot, sie übernimmt für drei Jahre die Mietkosten und hat die Einrichtung bezahlt.
Sonst ist die Eröffnung einer Ordination vielfach mit immensen Kosten verbunden, was abschreckend auf mögliche Kandidatinnen und Kandidaten wirkt. Die Situation wird sich aufgrund der demografischen Entwicklung voraussichtlich in den kommenden Jahren verschärfen. In den kommenden 10 Jahren gehen etwa 40 Prozent der Landärztinnen und ‑ärzte in Pension und gleichzeitig scheint die Übernahme einer solchen Position unattraktiv. Die Zahl der Wahlärzte nimmt zu, während die Zahl der Kassenärzte maximal konstant bleibt. Insbesondere bei Haus‑, Kinder und Frauenärzten herrscht hier ein Mangel, denn auch spezifische Spezialisierungen der Fachärzte sorgen für höhere Einnahmen.
Die Ökonomisierung des Gesundheitssystems und eine Spaltung in Wahl- und Kassenärzte führt somit zu einer Bedrohung der Gesundheitsversorgung, da diese der Frage nach Profitabilität untergeordnet wird. Wie fragil das österreichische Gesundheits- und Pflegesystem ist, zeigte sich besonders deutlich in der Zeit der Corona-Epidemie.
Quelle: ORF