Viele Kandidatinnen und Kandidaten sind an der Medizinaufnahmeprüfung gescheitert, der Kommunistische StudentInnenverband übt Kritik an den Vorgängen und auch die Partei der Arbeit bestärkt ihre Position, dass das Gesundheitssystem ausgebaut werden müsse und hierfür braucht es mehr Ärztinnen und Ärzte.
Österreich. Die jährlichen Aufnahmeprüfungen für das Medizinstudium sind bekannt dafür, besonders rigoros zu sein. So werden auch dieses Jahr wieder weit mehr als die Hälfte aller potentiellen Medizinstudierenden abgewiesen werden. Konkret haben sich 17.599 Personen entschlossen, ein Medizinstudium anzutreten, von denen sich aber 15.859 nicht qualifizieren konnten. Trotz der weltweit gemachten Erfahrungen im Kampf mit dem Coronavirus führt die schwarz-grüne Bundesregierung den Kurs der vorherigen Regierungen weiter, der Leerstellen und Defizite in der medizinischen Versorgung bewusst in Kauf nimmt. Gleichzeitig wird etlichen jungen Menschen, die auch vor der Corona-Krise schon gebraucht wurden, durch unreflektiert hohe Hürden die Chance verwehrt, ein Medizinstudium anzufangen.
Kommunistischer StudentInnenverband (KSV) übt Kritik
Der Kommunistische StudentInnenverband (KSV) hat als politische Kraft an den Hochschulen von Anfang an versucht, den politischen Widerstand trotz der anfänglichen Verunsicherung durch die Corona-Maßnahmen zu organisieren und den Studierenden eine Stimme zu geben (ZdA berichtete). Der derzeitige ÖH-Mandatar des KSV, Dario Tabatabai, findet klare Worte zur derzeitigen Handhabung der Medizinaufnahmeprüfung: „Diese, wie alle Zugangsbeschränkungen, führen zu nichts weiter als Elitenbildung und einer weiteren Verschärfung der Situation des österreichischen Gesundheitssystems.“ Der KSV wird sich weiterhin dafür einsetzen, dass alle Maturantinnen und Maturanten nicht an sinnlosen und unreflektierten Hürden scheitern und die Studienplätze aufgestockt werden.
Partei der Arbeit (PdA) ruft zu Widerstand auf
In Österreich sind bereits jetzt 95 Kassenstellen für Hausärzte nicht besetzt. Eine Tendenz, die sich durch die kapitalistische Gesundheitspolitik in Zeiten einer zunehmenden wirtschaftlichen Krise steigern kann. Tatsächlich gibt es in der Kinder- und Jugendheilkunde, der Psychatrie, Radiologie und Allgemeinmedizin zu wenige Studienabgänger und ‑abgängerinnen. Die Partei der Arbeit (PdA) hat in den letzten Wochen und Monaten das kapitalistische Gesundheitssystem Österreichs analysiert und immer wieder kritisiert. Tibor Zenker, Vorsitzender der Partei der Arbeit (PdA) stellt klar: „Auch wenn das österreichische Gesundheitssystem – vorerst – einer Situation wie in Italien oder Spanien entgangen ist, haben die Regierungen der letzten Jahre durch Streichung von Geldern, Privatisierungswellen sowie der Flexibilisierung von Beschäftigungsverhältnissen die Kapazitäten des Gesundheitssystems eingeschränkt“. Außerdem macht er darauf aufmerksam, dass sowohl das Gesundheits- als auch das Hochschulsystem unheilbar am Virus des kapitalistischen Profits erkrankt sind. Solange bürgerliche Regierungen alle gesellschaftlichen Bereiche und Bedürfnisse den Kapitalinteressen der Monopolkonzerne unterordnen, kann man sich keine Verbesserung der Situation erhoffen. Stattdessen fordert Zenker dazu auf, dass die Studierenden und Beschäftigten im Gesundheitssektor ihre gemeinsamen Interessen erkennen und Widerstand gegen eine Politik organisieren, die arbeiter- und studentenfeindlich ist.
Die Misere der letzten Wochen und Monate hat eindrucksvoll bewiesen, dass diese klassenkämpferische Perspektive den einzigen Ausweg bietet aus einer Politik, die unter einer heuchlerischen Rhetorik der „nationalen Einheit“ Millionen in die Betriebskassen spült, während die arbeitende Klasse und die Jugend durch die Finger schauen.