Am 6. August 1945 detonierte eine US-amerikanische Atombombe über der japanischen Stadt Hiroshima, drei Tage später eine weitere über Nagasaki. Die insgesamt über 200.000 Todesopfer sind eine Anklage gegen Militarismus, Aufrüstung, Imperialismus und Krieg.
Hiroshima/Wien. Am 6. August 1945 um 8.15 Uhr japanischer Standardzeit klinkte der US-Bomber „Enola Gay“ 10.000 Meter über der Innenstadt von Hiroshima die Atombombe „Little Boy“ aus. 45 Sekunden später explodierte die bis dahin größte Massenvernichtungswaffe der Geschichte 500 Meter über dem Boden der Großstadt. Die Detonationswelle vernichtet das Stadtzentrum sofort und komplett, der folgende Feuersturm zerstörte elf Quadratkilometer rundum, der charakteristische Atompilz reichte 13 Kilometer in die Höhe. Etwa 80.000 Menschen waren augenblicklich tot – einige wurden wie bei konventionellen Bomben verbrannt und/oder zerfetzt, viele sind aber förmlich verdampft. Der Explosionsblitz brannte Schattenrisse getöteter Personen an die Mauerreste. 20 Minuten später folgte der radioaktive Niederschlag. Die freigesetzte Strahlung sorgte in den Wochen und Monaten nach der Detonation dafür, dass sich die Opferzahl auf ca. 166.000 erhöhte. An den Spätfolgen – etwa einer erhöhten Rate an Krebserkrankungen – starben die überlebenden Einwohner von Hiroshima noch über Jahrzehnte. Der Zweite Weltkrieg, der mit industriellem Massenmord, Gaskammern, Vernichtungsfeldzügen und Bombenkrieg neue Maßstäbe menschlicher Verbrechen gegen die eigene Spezies gesetzt hatte, war zu seinem apokalyptischen Abschluss gekommen. Nach einem weiteren Atombombenabwurf über der Stadt Nagasaki drei Tage nach Hiroshima und in Summe weiteren rund 80.000 Todesopfern war Japan schließlich zur Kapitulation bereit. Am 2. September 1945, nach fast exakt sechs Jahren, war der Krieg überall beendet.
Atomare Massenvernichtung als Kriegsverbrechen
Als einzelne Tat zählt der Abwurf der Hiroshima-Bombe zu den größten Kriegsverbrechen der Menschheitsgeschichte. Zwar waren in der Stadt auch Militäreinheiten stationiert, doch in großer Überzahl waren das Ziel der Vernichtung japanische Zivilisten, die einen Anteil von über 80 Prozent der Toten ausmachten. Wiederum zehn Prozent davon waren zudem Kriegsgefangenen und vornehmlich chinesische und koreanische Zwangsarbeiter. Egal, wie aggressiv und verbrecherisch sich der japanische Imperialismus verhalten haben mag – die völlige Zerstörung einer Zivilstadt und die Ermordung von zigtausenden Zivilpersonen fallen nicht unter eine legitime militärische Vorgehensweise einer Kriegsauseinandersetzung. Und Atomwaffen tun es generell nicht, denn sie sind nur auf diese Weise einsetzbar. Das US-Militär hat es bislang als einzige Armee gewagt, Nuklearwaffen tatsächlich einzusetzen, doch in den Arsenalen nicht nur der USA, sondern auch Russlands, Großbritanniens, Frankreichs, Chinas, Israels, Indiens, Pakistans und inzwischen auch der DVR Korea befinden sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt tausende von Atomsprengköpfen, mit einer im Einzelnen deutlich höheren Zerstörungskraft als die Hiroshima-Bombe – und in Summe könnte man damit jedes höhere Leben auf dem Planeten auslöschen. Es gebieten Vernunft und Moral, dass alle Nuklearwaffen demontiert und verboten werden müssten. Doch das ist mit dem Imperialismus nicht zu machen.
Politisches Kalkül des US-Imperialismus
Dass es vor 75 Jahren überhaupt zu den beiden Atombombenabwürfen kam, war nüchternes Kalkül des Weißen Hauses und des Pentagons. Nach den bereits verlustreichen Kämpfen um Okinawa und Iwojima schreckten die USA von einem weiteren konventionellen Krieg zur militärischen Eroberung Japans zurück – Berechnungen gingen von etwa 400.000 US-amerikanischen Soldaten aus, die dabei fallen würden. Zudem sollte die mörderische Demonstration von Hiroshima und Nagasaki die neue Position der USA als imperialistische Hegemonialmacht unterstreichen. Mehr noch war sie aber an die Moskauer Adresse gerichtet: Zwar befand man gemeinsam in der Anti-Hitler-Koalition, doch es bestand kein Zweifel, dass dies für Roosevelt und seinen Nachfolger Truman nur ein nötige Zweckbündnis war: In Wirklichkeit wurde schon längst der Kampf gegen die UdSSR und den Sozialismus vorbereitet, wohingegen die Aussöhnung mit dem Faschismus, dem eigenen Kind des Monopolkapitals, nicht mehr lange auf sich warten lassen sollte. Die sowjetische Führung hatte im Sommer 1945 gegenüber Japan zwei Optionen: Zum einen verfolgte Außenminister Molotow die Initiierung von Friedensgesprächen mit dem Kaiserreich, woran die USA, Großbritannien und die chinesischen Kuomintang jedoch kein Interesse hatten; andererseits stand eine offizielle Kriegserklärung bevor, die zumindest in einer sowjetischen Befreiung der Mandschurei und einer Okkupation der nördlichen Hälfte Japans gemündet hätte – und dies, ein durch die Anwesenheit der Roten Armee vor einer sozialistischen Umwälzung stehendes Japan, trachteten die Westalliierten zu verhindern, zumal man schon in Europa große Schwierigkeiten haben würde, den Kapitalismus zu retten. Die neue Frontstellung des „Kalten Krieges“ orientierte auf die Zerstörung der Sowjetunion, wozu auch die Option eines Atomkrieges zählte. Natürlich war dies auch im Kreml bekannt, sodass Stalin die Entwicklung einer eigenen Atombombe entsprechend forcierte – nur auf militärischer und rüstungstechnischer Augenhöhe waren den USA und ihren Verbündeten in ihrem antikommunistischen Vernichtungswunsch Grenzen zu setzen. Vier Jahre später war auch die UdSSR im Besitz der Atombombe – gerade rechtzeitig: Denn in den Schubladen der US-Regierung lagen bereits Angriffspläne, die 70 sowjetische Städte in Schutt und Asche legen und große Gebiete verstrahlen sollten. Die Furcht vor einer möglichen Vergeltung unterband sodann derartige Ansinnen.
Antikommunistische Abschreckungslüge
Und so erzählte man im Westen ab dann eine andere Lügengeschichte: Die Nuklearwaffen der UdSSR seien die eigentliche Bedrohung, und es brauche das US-amerikanische, britische und französische Arsenal, um einen etwaigen Erstschlag beantworten zu können. Doch in Wahrheit gab es diese Idee nur in Washington: Noch Ronald Reagan zog einen atomaren Angriff auf die UdSSR öffentlich in Betracht. Man stationierte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Raketen mit Atomsprengköpfen direkt an der Grenze zu den sozialistischen Staaten, in der BRD, Italien und der Türkei, mit der NATO schuf man sich ein imperialistisches Militärbündnis. Dass es sich bei dieser angeblichen „Abschreckung“ gegenüber der drohenden sozialistischen Aggression um eine Mär handelte, wurde zu Beginn der 1990er Jahre offensichtlich: Obwohl der Imperialismus die Konterrevolution in der Sowjetunion und den sozialistischen Staaten Europas, mit freundlicher Hilfe des modernen Revisionismus im Inneren, umgesetzt hatte, wurden die Nuklearwaffen nicht ausrangiert. Immer noch sind US-Atomwaffen in den zuvor genannten Ländern sowie in Belgien und den Niederlanden stationiert, und auch die NATO wurde keineswegs aufgelöst, sondern sogar noch weiter ausgebaut und erweitert. Seit der Annexion der DDR strebt auch die BRD die Verfügungsgewalt über Atomwaffen an. Denn der Imperialismus beruht auf dem Konkurrenzkampf um Einflusssphären, Rohstoffe, Transportwege, Investitionsmöglichkeiten, Marktanteile und billige Arbeitskräfte. Dieser wird wirtschaftlich, politisch-diplomatisch und schlussendlich mit militärischen Interventionen und Kriegen geführt. Es gibt keinen friedlichen Imperialismus, denn der Monopolprofit wird nach der jeweiligen Machtposition aufgeteilt.
Imperialismus bedeutet Krieg
Und der US-Imperialismus forciert gegenwärtig die Konflikte, durch inszenierte Stellvertreterkriege, durch Geheimdienstoperationen, durch seine Interventionen und Okkupationen im Nahen und Mittleren Osten, durch Einmischungen in Osteuropa und Lateinamerika, durch Hochrüstung seiner Verbündeten, durch gezielte Repressionen und Provokationen gegenüber seinen potenziellen Hauptgegnern: China und Russland, daneben auch gegen den Iran und die DVR Korea. Solange die USA (und eventuell die EU) auf einen Endkampf gegen diese medial aufgebauschten Feindbilder zusteuern – und das tun sie –, bleibt die Gefahr atomarer Auseinandersetzungen eine ernste Bedrohung für die Menschheit. Dafür braucht es nicht einmal einen US-Präsidenten, dem Intelligenz, Auffassungsgabe und Zurechnungsfähigkeit fehlen. Denn die Gefahr hat System – und dieses System ist der Imperialismus. Er verwandelt einen Gutteil der Produktivkräfte in Mittel der Zerstörung und Vernichtung, der Unterdrückung und Ausbeutung. Eine nachhaltige Friedenspolitik ist auf dieser Grundlage nicht möglich – das zeigen die vergangenen Jahrzehnte. Dass es nach dem Zweiten Weltkrieg – dem bislang größten imperialistischen Krieg der Geschichte – bis 1989/90 keine Kriege in Europa gab, ist nicht etwa das Verdienst einer sogenannten „europäischen Integration“, sondern der Imperialismus war angesichts der Existenz einer sozialistischen Staatenwelt zur Mäßigung gezwungen. Mit deren Ende war auch der Frieden in Europa schlagartig vorbei – und dies war keine Scheinkorrelation. Seither entfaltet der Imperialismus wieder weitgehend ungehemmt sein aggressives und repressives Wesen auf der ganzen Welt. Es ist eine Tatsache, dass nur sozialistische Gesellschaften nachhaltig friedensfähig wären. Daher ist der beste Beitrag zur Friedenspolitik, zu Antimilitarismus und Antifaschismus, für Abrüstung und Völkerfreundschaft der revolutionäre, internationalistische Klassenkampf für den Sozialismus. Jenseits des Kapitalismus steht nicht mehr der gewaltsam anzueignende Profit im Mittelpunkt, sondern garantierter Wohlstand für alle, bei entsprechender Entwicklung der Produktivkräfte und des technischen Fortschritts zugunsten der Menschheit und Solidarität, nicht als Mittel der Unterdrückung und des Massenmordes. Dann können auch alle Atomwaffen endlich verschrottet werden. Bis dahin wird man beständig mahnen und an Hiroshima und Nagasaki erinnern müssen.
Gedenkveranstaltungen in Wien
Die zentrale österreichische Hiroshima-Aktion des Wiener Friedensbüros und der Hiroshima-Gruppe Wien findet auch heuer wie jedes Jahr am 6. August am Stephansplatz in der inneren Stadt statt, Beginn ist um 17.00 Uhr. Der ebenfalls traditionelle Laternenmarsch zur Karlskirche fällt in diesem Jahr jedoch epidemiebedingt aus. Im Namen der Partei der Arbeit Österreichs (PdA) übermittelte ihr Vorsitzender Tibor Zenker der veranstaltenden Friedensbewegung eine Grußbotschaft der PdA zum Hiroshima-Tag 2020. Sie schließt mit dem Aufruf: „Für eine Welt ohne Atomwaffen! Gegen Imperialismus und Krieg! Für Frieden und Sozialismus!“ Am kommenden Sonntag – am Jahrestag der Nagasaki-Bombe – gibt es ab 20.00 Uhr bei der buddhistischen Friedenspagode in Wien-Leopoldstadt eine Lichterzeremonie im Gedenken an die Atombomben-Opfer von 1945.
Quelle: hiroshima.at / Partei der Arbeit