Mit dem Start des Kernmoduls der künftigen Station Tiangong 3 macht China abermals einen großen Schritt in der Weltraumtechnologie.
Peking/Wenchang. Die Volksrepublik China wird diese Woche das erste Modul ihrer Weltraumstation in den Orbit bringen. Am Donnerstag soll vom Kosmodrom Wenchang auf der südchinesischen Insel Hainan eine Trägerrakete vom Typ „Langer Marsch 5B“ starten, die das 22 Tonnen schwere und 17 Meter lange Kernmodul „Fenhe“ ins All befördert. In den kommenden Monaten werden weitere Wissenschaftsmodule folgen, im Laufe des Jahres 2022 wird mit einer Fertigstellung der Raumstation mit dem Namen „Tiangong 3“ („Himmelspalast“) gerechnet. In der Zwischenzeit sind auch schon erste Flüge von Astronauten zur im Bau befindlichen Station geplant.
In den vergangenen Jahren hat China mit den kleineren Raumlaboren Tiangong 1 und 2 bereits Erfahrungen gesammelt und verschiedene Manöver im All geprobt, worauf man nun aufbauen kann. Mit der Inbetriebnahme der neuen größeren Station im kommenden Jahr macht die chinesische Weltraumtechnologie und Raumfahrt abermals einen großen Sprung nach vorn: Sie wird Platz für drei Besatzungsmitglieder bieten, die bis zu sechs Monate im All bleiben sollen. Tiangong 3 wird auch die mordernste Raumstation der Menschheit sein, während die Internationale Raumstation (ISS) bereits ordentlich in die Jahre – zwanzig nämlich – gekommen ist. Die ISS wird maximal bis 2030, eventuell aber auch nur bis 2025 in Betrieb bleiben. Nachdem Russland seinen Ausstieg angekündigt hat, wird den verbliebenen Betreibern NASA und ESA eine Fortführung erstrecht kaum möglich sein. Die russische Roskosmos hat außerdem bestätigt, dass sie bereits an einer eigenen Station baut, die in vier Jahren starten soll, aber auch naheliegende Kooperationen mit China nicht ausgeschlossen.
Somit ist absehbar, dass die Nordamerikaner und Europäer abermals dabei sind, ein „Space Race“ zu verlieren, zumal die NASA und Elon Musk momentan lediglich von Mondstationen und bemannten Marsflügen phantasieren. Einstweilen macht China Nägel mit Köpfen und wird langsam, aber sicher zur führenden Raumfahrtnation der Erde, wie neben der neuen Raumstation z.B. auch das chinesische Shuttle-Projekt zeigt. In den USA ist man hingegen schon froh, wenn – privat betriebene – Raketen ausnahmsweise mal nicht explodieren und ein Drohnenspielzeug über die Marsoberfläche flattert.
Quelle: Der Standard