Bestenfalls 200 malaysische Tiger gibt es noch in freier Wildbahn. Soll sein baldiges Aussterben verhindert werden, so braucht es Schutzmaßnahmen und eine Eindämmung der Palmölproduktion.
Kuala Lumpur. In Malaysia droht der einheimischen Unterart des Tigers das Aussterben. Der malaysische Tiger (Panthera tigris jacksoni), der nur auf der malaiischen Halbinsel vorkommt, wurde in den vergangenen Jahrzehnten deutlich dezimiert. Er gilt als stark gefährdet, die Population auf dem malaysischen Festland und in einer kleinen Region Thailands beläuft sich laut Weltnaturschutzorganisation ICUN nur noch auf 80 bis 120 erwachsene Exemplare. Etwas positivere Schätzungen, darunter auch jene der malaysischen Regierung, gehen von maximal 200 Tieren aus, doch auch dies ist natürlich eine überaus kritische Bestandszahl.
Keine Tiger mehr in fünf bis zehn Jahren?
Mittlerweile ist dies offenbar auch der Regierung in Kuala Lumpur klar geworden: Wan Junaidi, Minister im Premierbüro, verkündete am vergangenen Donnerstag im Parlament, dass in bereits fünf bis zehn Jahren mit dem kompletten Aussterben der Tigerart zu rechnen sei – sofern nicht rasche und umfassende Gegenmaßnahmen getroffen werden. Die Hauptbedrohung für den Malaysia-Tiger besteht in der stetigen Vernichtung seines Lebensraums, d.h. der malaiischen Regenwälder. Diese werden nicht nur zum Zwecke der Holzwirtschaft abgeholzt, sondern mehr noch dafür gerodet, um die Flächen für große agrarische Monokulturen nutzbar zu machen: Die ausgedehnten und wachsenden Ölpalmenplantagen gehören zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen Malaysias.
Ölpalmenplantagen kosten Lebensraum
Insofern wird man die Regierung an ihren Taten messen können: Die richtigen warnenden Worte von Wan Junaidi sind eine Sache, doch die Regierung hat es auch in der Hand, dem malaysischen Tiger jenen unberührten Naturraum zu überlassen, die er für das Überleben benötigt. Allerdings wird es neben Schutzgesetzen auch landwirtschaftliche Alternativen brauchen, um die Produktion und den Export von Palmöl, das weltweit ein begehrter Rohstoff ist, zu kompensieren. Soll der Malaysia-Tiger als Nationalsymbol aber in wenigen Jahren nicht nur noch auf dem Wappen, sondern auch in den Wäldern des Landes zu finden sein, dann besteht ohne jeden Zweifel akuter Handlungsbedarf, bei dem ökonomische Interessen des Kapitalismus und Imperialismus nicht ausschlaggebend sein dürfen.
Quelle: Der Standard