Das Nutzen von Twitter wird in Saudi Arabien unglaublich hart bestraft. Eine Frau wurde offenbar grundlos zu 45 Jahren Haft verurteilt.
Riad. Die Organisation Democracy for the arab world now (DAWN) berichtete unter Berufung auf gesichtete Gerichtsdokumente, dass eine Frau wegen ihrer Social-Media-Aktivitäten zu einer 45-jährigen Haftstrafe verurteilt worden sei. Der Grund für die Verurteilung besteht dabei schlicht und einfach darin, dass sie auf Tinder „aktiv“ war, wobei nicht klar herauskommt, ob sie Tinder passiv oder aktiv genutzt hat. Der Name der verurteilten Frau lautet Nura al-Kahtani. DAWN zitierte aus den Gerichtsdokumenten, dass Nura al-Kahtani vorgeworfen wurde, sie würde mit ihrer Internetaktivität das „soziale Gefüge mithilfe des Internets zerreißen“ wollen und dass sie somit „die öffentliche Ordnung mit sozialen Medien verletzt“ hätte.
Erst Mitte August schockierte die absolute Monarchie die Weltöffentlichkeit damit, dass die in Großbritannien lebende Doktorandin und zweifache Mutter Salma al-Shihab zu 34 Jahren Haft verurteilt wurde, weil sie mit ihrem Twitter-Account feministische Kampagnen unterstützt hatte. Damals, also vor knapp zwei Wochen, galt das Urteil noch als die härteste Strafe, die in Saudi-Arabien je gegen eine Aktivistin oder einen Aktivisten verhängt wurde. Dieser Rekord wurde nun wohl innerhalb sehr kurzer Zeit gebrochen.
Saudi Arabien steht in der Gunst des US-Imperialismus. Zahlreiche, tagtäglich geschehende Menschenrechtsverletzungen werden dadurch einfach übersehen. Im März etwa glänzte das Land mit einem Hinrichtungsrekord, als sage und schreibe 81 Menschen an einem Tag exekutiert wurden. DAWN-Forschungsdirektor Abdullah Alaudh erklärte, dass Kronprinz Mohammed bin Salman so „rachsüchtige und übermäßige Strafen“ nicht zulassen würde, wenn er denn Kritik von den USA und anderen verbündeten Staaten zu befürchten hätte.