Die Regale in britischen Supermärkte sind ungewöhnlich leer. Das liegt an einem Mangel an LKW-Fahrern und Personal in der Lebensmittelindustrie aufgrund von schlechten Arbeitsbedingungen.
London. Die Gewerkschaften fordern die Supermärkte auf, die Verantwortung für den Arbeitskräftemangel zu übernehmen. Angesichts des erheblichen Mangels an Arbeitskräften in der Lebensmittelindustrie und an LKW-Lieferfahrern verlangt die Gewerkschaft von den Chefs der Branche, nicht nach schnellen Lösungen zu greifen, wie zum Beispiel „in anderen Ländern nach Personal zu suchen“, berichtet der „Morning Star“. Die seit langem bestehenden Probleme wie unsichere Arbeit, niedrige Löhne und unzumutbare Arbeitsbedingungen, die die Hauptursachen für den Mangel sind, sollten stattdessen angegangen und bekämpft werden.
Mehr als ein Viertel der Unternehmen im Lebensmittel- und Gaststättengewerbe meldeten ernsthafte Personalengpässe. Bev Clarkson, Unite National Officer für Lebensmittel, Getränke und Landwirtschaft, sagte dem „Morning Star“ gegenüber: „Viele Teile der britischen Lebensmittelindustrie, insbesondere die Geflügelverarbeitung, sind berüchtigt für niedrige Löhne, unsichere Verträge und anstrengende Arbeit.“ Hierdurch kommt es zu einer hohen Fluktuation billiger Arbeitskräfte, und dieses System gerät offensichtlich aktuell an seine Grenzen, was sich an leeren Supermarktregalen zeigt.
Mangelberufsliste keine Lösung
Die Pläne der Regierung, die Liste der Mangelberufe zu überarbeiten, um es ausländischen Arbeitnehmern in Sektoren wie der Lebensmittelproduktion und dem Transportwesen zu erleichtern, ein Visum zu erhalten, sind eine Verschleierung des eigentlichen Problems, es ist ein Zugeständnis an die Konzerne. Ihnen soll hierdurch ein endloses Angebot an billigen Arbeitskräften zur Verfügung gestellt werden, wodurch Überausbeutung und schlechte Arbeitsbedingungen stabilisiert und Profite gesteigert werden.
Kostendruck und Ausbildungskosten
Das Transportgewerbe hat sich jahrelang jeglicher Verantwortung für den Erhalt seiner Arbeitskräfte entzogen und dem Druck einer der Vorgängergewerkschaften der Unite, der TGWU, widerstanden, sich an einer branchenweiten Ausbildungsabgabe zu beteiligen, obwohl die Kosten für die Ausbildung zum LKW-Fahrer Tausende von Pfund betragen können – eine Summe, die die meisten in einem von unsicheren Arbeitsplätzen und schlechter Bezahlung beherrschten Arbeitsmarkt weit übersteigt. In der Annahme, dass es ein endloses Angebot an anderswo ausgebildeten Fahrern gibt, die aus Ländern mit niedrigerem Lebensstandard kommen, sahen die Transportunternehmen keine Notwendigkeit, neue LKW-Fahrer auszubilden.
Gleichzeitig werden sie durch den enormen ökonomischen Einfluss einer Handvoll riesiger Supermärkte zu einem ständigen Kostenkrieg gezwungen, der dazu geführt hat, dass die Löhne der Fahrer im Vergleich zu anderen Arbeitsplätzen trotz der langen, unsozialen Arbeitszeiten und der großen Verantwortung, die sie tragen, nach unten gedrückt wurden.
Bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne
Die „Lösung“ dieses Problems durch die Entwicklung neuer Möglichkeiten, billige Arbeitskräfte ins Land zu holen und die Sicherheitsstandards zu senken (die Regierung hat die Zahl der Fahrstunden pro Tag von neun auf zehn erhöht), stützt lediglich ein kaputtes System, so wie der parteiübergreifende Vorstoß zur Ausweitung der Visa für Landarbeiter über die Grenzen der EU hinaus eine Geschichte über die miserablen Löhne und Bedingungen in einem Sektor erzählt, der Mühe hatte, Arbeitskräfte selbst aus den ärmsten EU-Ländern anzuziehen. Hiergegen helfen nur die internationale Solidarität in der Arbeiterklasse und der gemeinsame Kampf für bessere Arbeitsbedingungen gegen das Kapital.
Quelle: Morning Star/Morning Star