Galaktische Supervermögen wie jenes von Musk sind nicht einfach obszöner Ausdruck der spätkapitalistischen Plutokratie, sondern Belege des gesetzmäßigen Systemschadens. Offensichtlich braucht es andere Produktions- und Distributionsverhältnisse.
Elon Musk ist in neue Dimensionen des Reichtums vorgestoßen. Als erster Mensch übersprang er mit seinem Vermögen 700 Milliarden Dollar, um genau zu sein: Vorgestern kam er bei exakt 749 Milliarden zu liegen. So hat es zumindest das “Forbes”-Magazin errechnet.
Um diese Zahl ein bisschen einzuordnen: Musks Vermögen übersteigt damit nun das Bruttoinlandsprodukt (BIP) namhafter Volkswirtschaften wie Schweden oder Belgien, Österreich sowieso. Die Frage: “Was macht man mit so viel Geld?”, ist nicht seriös zu beantworten. Aber vielleicht die Frage: Was könnte man damit (theoretisch) machen?
Nun, man könnte damit z.B. allen Kindern auf der Welt den Schulbesuch ermöglichen. Oder tausende von Krankenhäusern errichten. Millionen von Kindergartenplätzen gänzlich ausfinanzieren. Den Hunger weltweit abschaffen. Oder auch einfach: Jedem Menschen auf dem Planeten 100 Euro in die Hand drücken.
Nichts davon wird passieren (und der letzte Vorschlag wäre auch nur bedingt sinnvoll). Aber dafür wird sich Musks Vermögen in spätestens zwei Jahren abermals verdoppelt haben, denn kapitalistisches Vermögen ist im Wesentlichen Selbstzweck. Er wird dann in Billionär sein. In sechs, sieben Jahren wird sein Vermögen das BIP Deutschlands übersteigen. Man kann sich vorstellen, was das für Politik und Demokratie bedeutet.
Ein normaler Arbeiter oder Angestellter könnte tausende Jahre jeden Tag zur Arbeit gehen, zwölf Stunden arbeiten und jeden einzelnen verdienten Cent beiseite legen – und er würde trotzdem niemals so reich wie Musk werden. Somit ist klar: Harte Arbeit, Fleiß oder Sparsamkeit haben mit dem Erwerb solchen Reichtums nichts zu tun. Was ist es dann?
Ist Musk so innovativ und genial? Nein, er selbst hat gar nichts erfunden. Das tun seine Angestellten. Oder Erfinder, deren Produkte er aufkauft. Und damit kommen wir der Sache näher: Nicht die eigene Arbeit macht Musk reich, sondern die Arbeit anderer. Deren Arbeitskraft oder Produkte kauft er weit unter Wert für – vergleichsweise – Peanuts, den Rest – den geschaffenen Mehrwelt – behält er. Dadurch entsteht Profit. Durch Ausbeutung.
Was sagt uns also das astronomische Vermögen von Musk? Es sagt uns, dass er derjenige unter den Kapitalisten ist, der die arbeitenden Menschen und die Völker der Erde am lukrativsten, ja eben am besten ausbeuten konnte. Je mehr Ausbeutung, desto größer Profit und Vermögen. Musk ist der größte Ausbeuter unsere Planeten. Nicht mehr, nicht weniger.
Dafür verdient er keine Bewunderung. Aber es braucht auch keinen Neid, denn niemand sollte so viel Geld haben. Wofür denn? Musk erfüllt nur eine Funktion im gegebenen Wirtschaftssystem, das nun mal darauf ausgelegt ist, dass eine kleine Minderheit reich und superreich wird, während die große Mehrheit auf der Stelle tritt, indem sie für ein überschaubares Entgelt den Reichtum schafft, den sich die Reichen aneignen. Gleichzeitig produziert man Armut in Massen. Das ist alles, was “der Markt regelt”.
Es ist recht offensichtlich, dass mit diesem System etwas nicht stimmt. Es ist nicht nur ungerecht, sondern auch widersinnig. Es funktioniert auch nicht wirklich, wie regelmäßige Wirtschaftskrisen, Inflation und Arbeitslosigkeit zeigen. Man kann es nicht reparieren oder neu starten. Man muss es entsorgen. Elon Musk ist nicht der Grund dafür, aber ein deutliches Zeichen: Kapitalismus muss weg.
Quelle: Der Standard





















































































