Kärntens Kassenärzte kündigen für den 18. August einen Warnstreik an – als Vorgeschmack auf mögliche Proteste in ganz Österreich. Die Ärztekammer warnt vor einem Kollaps im öffentlichen Gesundheitssystem und fordert dringend Verbesserungen.
Klagenfurt. Der Konflikt zwischen der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) und der Ärztekammer spitzt sich weiter zu. In Kärnten wollen die Kassenärzte am 18. August erstmals die Reißleine ziehen – mit einem Warnstreik, der als Testlauf für weitere Protestmaßnahmen im ganzen Land dienen soll. Die Stimmung sei angespannt, die Unzufriedenheit tief verankert, erklärte Ärztekammerpräsident Johannes Steinhart heute bei einer Pressekonferenz in Wien.
Österreichweit betreuen rund 52.000 Ärztinnen und Ärzte eine Bevölkerung von 9,2 Millionen Menschen. In Kärnten sind es knapp 3.000. Auf den ersten Blick scheint das ausreichend – doch die Ärztekammer warnt vor einer gefährlichen Schieflage im öffentlichen System.
„Es gibt keinen generellen Ärztemangel“, so Steinhart, „sondern es gibt einen Ärztemangel im öffentlichen System, sowohl im Kassenbereich als auch im Spitalsbereich.“ Sichtbar werde das an unbesetzten Kassenstellen, langen Wartezeiten für Termine und überlasteten Ambulanzen.
Demographie als Brandbeschleuniger
Verschärft wird die Lage durch den demographischen Wandel im Gesundheitswesen: Ein Drittel aller Ärztinnen und Ärzte ist über 55 Jahre alt. In den kommenden zehn Jahren werden laut Ärztekammer etwa 18.000 von ihnen in Pension gehen. Um den Status quo zu halten, wären jährlich rund 1.800 Nachbesetzungen nötig. Zwar gibt es etwa 1.900 Ausbildungsplätze pro Jahr, doch ein signifikanter Teil der Absolventen bleibt dem heimischen System fern – viele wandern ins Ausland oder in die Forschung ab.
Forderung nach Verbesserungen
Die Ärztekammer sieht dringenden Handlungsbedarf. Neben bis zu 1.000 neuen Kassenstellen fordert sie attraktivere Rahmenbedingungen, flexiblere Arbeitszeitmodelle und bessere Perspektiven für junge Ärztinnen und Ärzte. Der Kärntner Warnstreik sei Ausdruck einer zugespitzten Situation, betonte Steinhart: „Wenn es von der Kasse her Bedingungen gibt, die nicht mehr akzeptabel sind, dann muss es eine Reaktion geben. Dann muss in Kärnten die Situation schon recht heftig sein.“
Ob der Protest auf dem Rücken der Patientinnen und Patienten ausgetragen wird? Diese Frage steht im Raum. Die Ärztekammer sieht die Verantwortung bei der ÖGK. In Kärnten dürfte die Lage jedenfalls so angespannt sein, dass ein Streik aus Sicht der Ärzte als letztes Mittel erscheint.
Quelle: ORF