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Rassistische Polizeigewalt in Österreich

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Nach der Tötung des Afroamerikaners George Floyd durch die Polizei der US-Stadt Minneapolis konzentrieren sich zurecht Wut, Protest und Unverständnis auf die rassistische Komponente des Herrschaftssystems der USA. Kein anderer Staat der Erde verzeichnet eine ähnlich hohe Zahl an Polizeiübergriffen gegenüber Minderheiten, in diesem Fall insbesondere eben gegenüber Afroamerikanern.

Doch man sollte es sich in Europa nicht sehr in heuchlerischer Überlegenheit gegenüber den USA bequem machen. Auch diesseits des Atlantiks sind die staatlichen und Polizeibehörden kein Hort der Menschenrechte, der Gleichberechtigung und des Antirassismus – im Gegenteil: Auch in Österreich gibt es eine lange Liste polizeilicher Übergriffe gegen Menschen, denen ihre afrikanische Herkunft zum Verhängnis wurde.

Die Causa Omofuma

Zu den bekanntesten Fällen zählt der Tod des 25-jährigen Nigerianers Marcus Omofuma, der im Mai 1999 auf einem Abschiebeflug von Wien-Schwechat nach Sofia im Gewahrsam der österreichischen Fremdenpolizei starb. Er wurde von den Beamten mit Klebeband an seinen Sitz gefesselt, schließlich wurden ihm auch Mund und Nase zugeklebt: Er ist erstickt. Zu diesem Zeitpunkt war das zuständige Innenministerium seit 30 Jahren von der SPÖ besetzt.

Im Juli 2003 starb der aus Mauretanien stammende Physikstudent Seibane Wague am Wiener Heumarkt. Er wehrte sich gegen die zwangsweise Verbringung in eine psychiatrische Klinik und wurde von der Polizei schließlich liegend fixiert: In Bauchlage, die Hände am Rücken gefesselt, lag er mehrere Minuten auf der Straße. Sechs Polizisten und drei Rettungssanitäter waren beteiligt. Mit ihrem eigenen Körpergewicht drückten sie Wague zu Boden, bis dessen Kreislauf versagte. Ein ärztliches Gutachten konstatierte einen lagebedingten Erstickungstod. Der zuständige ÖVP-Innenminister ging später ins Gefängnis – allerdings wegen einer anderen Angelegenheit: Ernst Strasser erwies sich als korrupt.

Todesfälle in Polizeigewahrsam

Die Liste der Opfer lässt sich fortsetzen: Richard Ibekwe (Jugendjustizanstalt Rödengasse, Wien), Johnson Okpara (Jugendstrafanstalt Wien-Erdberg), Edwin Ndupu (Justizanstalt Krems-Stein), Yankuba Ceesay (Polizeihaft, Linz), Essa Touray (Wiener Donaukanal) – sie alle starben bei Amtshandlungen der österreichischen Polizei bzw. in Gewahrsam von Polizei oder Justizvollzug, Misshandlungen inklusive. Und das sind nur Fälle seit der Jahrtausendwende.

Zwei Fälle nicht tödlicher, aber massiver Polizeiübergriffe gegen Schwarze sind ebenfalls einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden: Nachdem im April 2006 eine Abschiebung nicht durchgeführt werden konnte, wurde der aus Gambia stammende Bakary J. von der polizeilichen Spezialeinheit WEGA stundenlang in einer Lagerhalle schwer misshandelt, verprügelt und regelrecht gefoltert. Im Februar 2009 wurde klar, dass dunkelhäutige US-Bürger auch in Österreich nicht vor der Polizei sicher sind: Der afroamerikanische Lehrer Mike B. wurde von Polizisten in der Wiener U‑Bahn verprügelt und landete im Brigittenauer Unfallkrankenhaus. Die Polizei sprach von einer „Verwechslung“, was jedoch lediglich die Opferauswahl, nicht aber den Übergriff erklärt.

Natürlich ist die Zahl der dunkelhäutigen Polizeiopfer in Österreich geringer als in den USA, Großbritannien oder Frankreich – denn es gibt hier schlicht und ergreifend weniger Menschen, die selbst oder deren Vorfahren aus Afrika stammen. Aber das ist nur ein historischer Zufall. Hinzu kommt natürlich, dass in den USA eine gesellschaftlich zerrüttete Verfasstheit größerer Ungleichheit und höherer Gewaltbereitschaft vorliegt als im heutigen Österreich: Die Eskalationsstufe des Rassismus und der Polizeigewalt ist gegenwärtig fraglos eine andere. Nichtsdestotrotz ist es so, dass die österreichische Polizei sehr wohl darauf spezialisiert ist, nach rassistischen Kriterien zu agieren: Ihre Opfer stammen in größerer Zahl eben aus der Türkei, Kurdistan, dem Iran oder aus arabischen Ländern. Auch Menschen aus Jugoslawien und Albanien, Roma oder osteuropäische Menschen geraten leicht ins Visier fremdenfeindlicher Polizeiaktionen. Misshandlungen und Schikanen sind auf der Tagesordnung, Tötungen zum Glück nicht. Doch es gibt sie – und jeder einzelne Fall ist einer zu viel.

Es geht allerdings nicht um das „Fehlverhalten“ einzelner Beamter, auch nicht um fehlgeleiteten „Korpsgeist“ oder psychologische und ethische Defizite bei der Polizeiausbildung. Denn Rassismus und Fremdenfeindlichkeit gehören zu den gezielten Herrschaftsmethoden des Kapitalismus und Imperialismus. Diese Herrschaft bedient sich ganz bewusst und gewissermaßen „vorbeugend“ der gewaltsamen Repression, der Einschüchterung, Entwürdigung, Diskriminierung und Spaltung der Unterdrückten. Minderheiten, Migranten und Flüchtlinge bekommen dies als erste und fast tagtäglich zu spüren, was allerdings auch eine Drohbotschaft an alle sein soll. Dagegen helfen nur der gemeinsame Widerstand, Solidarität und Kampf gegen das Unterdrückungssystem in allen Facetten. Das gilt in den USA ebenso wie in Österreich.

PdA: Konzerne werden gefördert, Gemeinden im Stich gelassen

Aufgrund der CoViD-19-Epidemie sowie der Wirtschaftskrise erleiden die österreichischen Gemeinden erhebliche Einnahmenverluste aus Ertragsanteilen und der Kommunalsteuer. „Selbst vorsichtige Schätzungen gehen von Ausfällen im Bereich von rund zwei Milliarden Euro aus“, erklärte Armin Kollarik, Gemeinderat der PdA in der niederösterreichischen Gemeinde Neusiedl an der Zaya. „Demgegenüber sind die Zusagen der Bundesregierung mehr als unzureichend, denn sie decken bestenfalls die Hälfte ab, vermutlich sogar weit weniger.“

Österreich. Der PdA-Gemeinderat kritisiert, dass die Maßnahme der Bundesregierung in Wirklichkeit vorrangig die Baukonzerne stützen soll. „Es werden kommunale Bauvorhaben und Sanierungen zu lediglich 50% gefördert, sofern die andere Hälfte erst wieder von den Gemeinden an die privaten Unternehmen gezahlt wird. Woher die Gemeinden unter den kommenden Bedingungen dieses Geld herzaubern sollen, ist offen“, meint Kollarik. Er verlangt weiterhin den vollständigen Ersatz der Gemeindeverluste durch Bund und Länder. Viele Gemeinden seien ohnedies schon massiv verschuldet.

Kurz, Blümel und Co. realitätsfern

Zudem würden die Erfordernisse der täglichen kommunalen Grundversorgung durch die Ankündigung der Bundesregierung nicht erfasst. Diese seien jedoch lebensnotwendige Voraussetzungen für funktionierende Gemeinschaften in den Städten, Ortschaften und Dörfern. Der Staat müsse die Gemeindefinanzierung und die öffentliche Grundversorgung in ihrer Gesamtheit garantieren, denn das sei seine Aufgabe und Pflicht gegenüber der Bevölkerung.

„Es überrascht mich jedoch nicht“, ergänzt Kollarik, „dass die Herren Kurz, Blümel und Freunde davon nichts wissen wollen, denn sie sind weit entfernt von der tatsächlichen Lebensrealität der Bevölkerung. Die Regierung schnürt ein 38-Milliarden-Paket für Konzerne und Unternehmen, neben dem sich diese indirekte ‚Zuwendung‘ an die Gemeinden geradezu lächerlich ausmacht. Wer so mit den Bedürfnissen der Bevölkerung vor Ort umgeht, braucht sich nicht über überalterte oder teilweise verlassene Dörfer, geschlossene Schulen, fehlende Kinderbetreuung und ruinierte Gaststätten in vielen Landgemeinden wundern.“

Zur vollständigen PdA-Stellungnahme: Kommunales Investitionspaket ist unzureichend.

Kommunistische Widerstandskämpferin Irma Schwager vor 100 Jahren geboren

Die Kommunistin und Widerstandskämpferin Irma Schwager wäre am 31. Mai 100 Jahre alt geworden. Sie verstarb am 22. Juni 2015 in Wien.

Wien. Erste politische Erfahrungen sammelte Irma Schwager bereits als Schülerin im austrofaschistischen Ständestaat. Nach der Machtergreifung der Nazis floh sie aus Wien, da sie aufgrund der faschistischen Rassengesetze wegen ihrer jüdischen Herkunft mit Verfolgung zu rechnen hatte.

Ihre erste Station im Exil war Belgien, wo sie erste Kontakte zur dortigen Auslandsorganisation der Kommunistischen Partei knüpfte. Nachdem die Nazis auch Belgien okkupierten, ging sie wie viele andere österreichische und deutsche Kommunisten nach Frankreich, wo sie im Lager Gurs interniert wurde. In diesem wurde sie 1940 Mitglied der illegalen KPÖ wurde. Sie konnte aus Gurs fliehen und schloss sich der Résistance, der französischen Widerstandsbewegung, an. Sie hatte falsche Papiere und war in der „Mädelarbeit“, einer extrem gefährlichen Tätigkeit, aktiv. Die „Mädel“ versuchten, Kontakte zu deutschen Wehrmachtssoldaten aufzubauen, und deren Vertrauen zu gewinnen, um sie in weiterer Folge von der Sinnlosigkeit und Verwerflichkeit der deutschen Vernichtungs- und Eroberungskriege zu überzeugen. Mehrere ihrer Mitstreiterinnen flogen auf und landeten im KZ oder wurden hingerichtet.

Nach dem Krieg kehrte sie mit ihrem Mann, dem Spanienkämpfer Zalel Schwager, nach Wien zurück. Erst in Wien erfuhr sie, dass ihre Eltern und zwei von ihren drei Brüdern von den Faschisten ermordet worden waren. 

Ihr Mann hatte in der Nachkriegszeit wesentlichen Anteil am Aufbau einer demokratisch-antifaschistischen Polizei, Irma widmete sich der politischen Arbeit. Sie half beim Aufbau des Bundes demokratischer Frauen (BdF) mit, deren Vorsitzende sie 1952 wurde. Der BdF setzte sich vor allem für die Interessen der berufstätigen Frauen ein, hatte aber auch am Kampf für die Reform des Familien- und Scheidungsrechts sowie für die „Fristenlösung“ entscheidenden Anteil. Auch in der Friedensbewegung der 1980er Jahre war Irma Schwager sehr aktiv, ebenso war ihr Zeit ihres Lebens der Kampf gegen alte und neue Faschisten ein Herzensanliegen. Anlässlich der Aufführung der Mauthausen-Kantate von Mikis Theodorakis auf dem Gelände des ehemaligen KZ Mauthausen in den 1980er Jahren, wo der Komponist selbst dirigierte und Maria Farantouri sang, hielt Irma Schwager eine vielbeachtete Rede.

Von 1954 bis 1990 gehörte Irma Schwager dem Zentralkomitee und von 1980 bis 1990 dem Politischen Büro des Zentralkomitees der KPÖ an. Sie war Präsidentin und später Ehrenpräsidentin der Gesellschaft Österreich-Vietnam, die KPÖ machte sie 2011 zur Ehrenvorsitzenden der Partei. 

Ihr in London lebender Enkelsohn, der Musiker Robert Rotifer, brachte 2016 das Album Not Your Door heraus, mit dem er an seine Großmutter erinnert.

Musterungen werden wieder aufgenommen

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Wie das Verteidigungsministerium am Montag informierte, werden ab Dienstag wieder Musterungen durchgeführt. Dieses Jahr sollen auch in den Sommerferien Musterungen durchgeführt werden.

Österreich. Die Durchführung der Musterungen war auf Grund der Coronakrise und der Maßnahmen gegen eine weitere Ausbreitung von COVID-19 am 16. März unterbrochen worden. Ab 2. Juni werden die Musterungen nun wieder aufgenommen, allerdings mit einer deutlich niedrigeren Frequenz als normalerweise üblich. Dies soll durch einen Entfall der Sommerpause bei den Musterungen ausgeglichen werden. Vergangene Woche wurden die Nachuntersuchungen bereits wieder aufgenommen. Die Musterungen werden in sechs „Stellungshäusern“ in Wien, St. Pölten, Linz, Graz, Klagenfurt und Innsbruck durchgeführt.

Um die Sicherheit zu gewährleisten, sind umfassende Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz der Stellungspflichtigen ergriffen worden. Betont wird auch, dass die Stellung für viele eine umfassende medizinische Rückmeldung über physische und psychische Gesundheit bedeutet. Um dies weiter zu sicherzustellen, wird die Musterung dieses Jahr auch im Sommer durchgeführt.

Miliz Einsatz bleibt weiter aufrecht

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) erklärte, dass ein Ende des Einsatzes des Bundesheeres im Inneren noch nicht in Sicht sei. Die Teilmobilisierung der Miliz sei vorerst für drei Monate vorgesehen. Wie es dann weitergeht, sei noch nicht abzusehen.

Mathias Schneider, Sekretär der Partei der Arbeit, schrieb bereits zu Beginn des Einsatz des Bundesheeres im Inneren, dass das Volk wachsam sein muss, wenn das Bundesheer polizeiliche Aufgaben übernimmt. „Doch dass das Bundesheer schon morgen gegen streikende Arbeiterinnen und Arbeiter sowie gegen Großdemonstrationen vorgehen könnte, ist nicht zuletzt durch die vermehrten gemeinsamen Übungen von österreichischer Polizei und Bundesheer in den vergangenen Jahren zu belegen, sondern auch dadurch, dass das Bundesheer verstärkt mit dafür adäquater Ausrüstung ausgestattet und geschult wird“, stellte Schneider damals fest.

Quelle: ORF

Ihre Ethik und unsere

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Kommentar von Tibor Zenker, Vorsitzender der Partei der Arbeit Österreichs (PdA)

Die schwarztürkis-grüne Bundesregierung und ihre Parlamentsmehrheit wollen mit dem übernächsten Schuljahr den verpflichtenden Ethikunterricht einführen – und zwar für all jene Schülerinnen und Schüler, die, aus welchen Gründen immer, keinen Religionsunterricht besuchen. Natürlich wäre es richtiger, die Religion als Privatsache ein für alle Mal von den österreichischen Schulen zu verbannen und dieses „Unterrichtsfach“, egal an welcher Konfession ausgerichtet, schlichtweg ersatzlos zu streichen. In einem ernsthaften öffentlichen Bildungssystem braucht es keine Märchenstunden über mythologische Gottheiten, Engel und Teufel, über himmlische Erlösung oder Bestrafung in der Hölle. Jedoch bedarf es ebenso wenig einer alternativen oder ersetzenden Unterrichtung in Ethik.

Zeiten und Sitten

Ethik als Teilbereich der Philosophie untersucht das moralische, sittliche Handeln des Menschen. Doch nicht nur das: Dieses wird auch bewertet, legitimiert oder delegitimiert, in „Gut“ und „Böse“ unterschieden. Letztlich geht es um die Festlegung und Rechtfertigung eines gesellschaftlichen Wertesystems. Als solches findet es üblicherweise natürlich auch seinen Niederschlag in bestehenden Gesetzen eines Staatswesens bzw. in der Änderung bisheriger Gesetzeslagen. Die Ethik gehört somit zum Überbau einer gegebenen Gesellschaft, mit entsprechender dialektischer Rückwirkung auf die und Interaktion mit der materiellen Basis derselben. Gerne wird unterstellt, es gäbe eine universelle Ethik von allgemeiner Gültigkeit. In der Menschheitsgeschichte wurde eine solche üblicherweise über einen bestimmten religiösen Glauben vermittelt: Die Zehn Gebote bildeten eine entsprechende Grundlage für das Judentum und abrahamitische Trittbrettfahrer, das Christentum fügte Versatzstücke aus der Bergpredigt hinzu, und auch der Heilige Koran schlägt in dieselbe Kerbe. Ihnen ist gemeinsam, dass sie tatsächlich absoluten, umfassenden und ewigen Anspruch haben, denn sie sind ja das überlieferte Wort Gottes. Doch sind Religionen und bestimmte Konfessionen nun mal nicht unumstritten und bleiben in ihrer jeweiligen Vorherrschaft vergänglich. In einer „aufgeklärten“ Gesellschaft bezieht man seine Ethik nicht mehr direkt von Gott, sondern aus anderen Quellen: Dies mag eine mutmaßliche menschliche Natur sein, die praktische oder reine Vernunft, es mag der Kategorische Imperativ Kants ins Treffen geführt werden oder die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. In der Moralphilosophie (und in angrenzenden Disziplinen) lässt sich über Inhalte und Legitimationen streiten, schlussendlich tritt die gerade vorherrschende Ethik wiederum in den passiven und aktiven Normen einer Legislative und Jurisdiktion zutage, auf Grundlage der jeweiligen Gesetzeslage, womit eine bestimmte Ethik auch immer staatlich konstituiert ist. Ein Verstoß dagegen ist eine Gesetzesübertretung oder ein Gesetzesbruch, gilt aber auch als unmoralisch oder sogar amoralisch, jedenfalls unethisch.

Moralapostel in schwarz, grün und rosarot

Es ist auf den ersten Blick nicht frei von Ironie, dass die ÖVP und die meisten in Österreich anerkannten Religionsgemeinschaften nun also zu der Ansicht und neuen Schulgesetzeslage kommen, dass Religion und Ethik gegenüberzustellen seien, denn die Schülerinnen und Schüler besuchen ja einen Religionsunterricht – oder eben den Ethikunterricht. Womit einmal konstatiert wäre, dass Religion und Ethik nicht das Gleiche sind. So viel Humor muss man haben. Allerdings wird damit freilich auch behauptet – und das ist wichtiger –, dass Religions- und Ethikunterricht gleichwertig seien und dass den konfessionslosen, gar atheistischen Schülerinnen und Schülern, die bisher Freistunden hatten, etwas fehlen würde, nämlich eben ein allgemeiner ethischer Werte- und Handlungskompass oder dergleichen. Man kann nur hoffen, dass der praktische Ethikunterricht nicht zur Religionskunde mit Schlagseite wird. Natürlich sind Religion und Ethik kein Gegensatzpaar – der Gegensatz zur Religion heißt Wissenschaft, als Voraussetzung jeglicher wirklichen Bildung und jedes seriösen Schulwesens. Doch die Erkenntnis über die tatsächliche Welt bleibt in der Religion (und der ÖVP-Bildungspolitik nach deren Ebenbild) nach wie vor ein Sündenfall. Den politischen Sündenfall in diesem Kontext liefern freilich schon wieder die Grünen: Von ihnen hätte man gerne Besseres erwarten wollen. Aber dort dominiert – neben der Unterwürfigkeit aus Regierungsraison – inzwischen offenbar weniger das religionskritische Erbe der 68er-Generation als eine zur Religion kongruente Polit-Esoterik, die sich mitunter gegenüber der Wissenschaft agnostizistisch bis antiautoritär versteht. Die SPÖ ist jedoch genauso am Holzweg. Sie fordert Ethikunterricht für alle. In ihrer eigenen tragischen Entwicklungsgeschichte gefangen, ist das nur konsequent und das logische Ergebnis selbstverschriebener Beschränktheit. Sie suggeriert, ein Ethikunterricht für alle Schülerinnen und Schüler wäre der liberale, laizistische Gegenpol zum reaktionären Katholizismus (und, ja, zum Islam bzw. Islamismus). Das könnte zwar bezüglich der einen oder anderen Facette passieren, ist aber in seinem Vulgärsäkularismus viel zu kurz gedacht. Die Sozialdemokratie übersieht geflissentlich die materielle Stellung und gesellschaftliche Funktion der Römisch-Katholischen Kirche in Österreich und setzt somit zwangsläufig auf die entwaffnete Kritik ideeller Windmühlen. Dieser Automatismus entspringt der falschen Vorstellung eines neutralen Staates und des zivilgesellschaftlichen Primats über die Hartnäckigkeit des Faktischen sowie natürlich dem Wunsch, Siege ohne Kämpfe zu erzielen – verbunden mit dem Irrglauben an einen überparteilichen, überkonfessionellen und v.a. klassenharmonischen Humanismus. Irgendwo in der weiten Ebene zwischen politischer Naivität, moralistischer Selbstgefälligkeit und angepasster Kapitulation ist der Sozialdemokratie – und der mit ihr verknüpften Gewerkschaftsaristokratie – der eigene Kompass verloren gegangen. Die blassrote Fahne weht nur noch in den Winden bürgerlicher Flatulenzen. Die sozialdemokratische Politikinszenierung ist Heroin fürs Volk.

Die Unsittlichkeit der Bourgeoisie

Die vorherrschende Ethik ist immer die Ethik der Herrschenden. Es kann gar nicht anders sein in einer gegebenen Klassengesellschaft. Ihr Absolutheitsanspruch und ihre Gültigkeit entspringen gerade der Klassenherrschaft und deren zweckmäßiger Aus- und Umformung. Die Klassengesellschaft stellt – historisch mit freundlicher Unterstützung verschiedener Varianten des Christentums – einen variablen Moralkodex auf, der v.a. einen Sinn hat: Die Perpetuierung der Produktions‑, Klassen- und Herrschaftsverhältnisse. In diesem Rahmen ist vieles möglich: antike und modernere Sklaverei, feudale Leibeigenschaft und schließlich kapitalistische Lohnsklaverei sowie allerlei Übergangsformen. Überkommenes wird prozessual durch Neues abgelöst, doch bleibt der Kern von Herrschaft und Ausbeutung, von Eigentum und Warencharakter bestimmend. Wer nichts hat, dem gibt man etwas – nämlich eine Rechtfertigung, warum das so ist, so sein muss und so bleiben wird. Und deshalb ist auch das Privateigentum heilig und unantastbar und bildet die eigentliche „ethische“ Grundlage des Kapitalismus. In dessen Klassenteilung gibt es gewissermaßen zwei Ethiken, eine für die Herrschenden, eine andere für die Beherrschten: Für die Kapitalistenklasse bedeutet dies insbesondere das Recht auf Privateigentum und Profitmacherei, aber auch alles Andere, was der angebliche „gesunde Menschenverstand“ garantieren möge: das Recht auf Leben, auf körperliche Unversehrtheit, auf Selbstbestimmung, Gleichheit und Freiheit. Für die Arbeiterklasse hat der Kapitalismus eine andere Ethik parat: Gehorsam bis zur Unterwürfigkeit, Opferbereitschaft für die Sache des Kapitals, Genügsamkeit und Akzeptanz bestehender Verhältnisse. Auf subtilere Weise fördert sie Vereinzelung, Unsicherheit, Egoismus und Brutalisierung innerhalb der Klasse sowie nach nichtklassenmäßigen Kriterien. Auch dadurch – und es handelt sich um nichts als die reale Amoral der Bourgeoisie – wird die bürgerliche Herrschaft reproduziert.

Die Ethik der Revolution

Die revolutionäre Ethik der Arbeiterklasse ist demgegenüber abermals eine andere. Möchte man eine proletarische Ethik definieren, so kann sie im Kern nur eine Zielsetzung haben: Die Aufhebung der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen. Von diesem Prinzip ist alles abzuleiten. Will man eine solche Ethik befördern, so ginge es um Interessen des Klassenkollektivs, um Solidarität und Kooperation, um Gerechtigkeitssinn und Widerstandsgeist, um gemeinschaftliches Handeln zur Beendigung von Ausbeutung und Fremdbestimmung. Es geht um antikapitalistisches und sozialistisches Bewusstsein als Voraussetzung dieses Handelns. Und die Aufhebung jeder Ausbeutung des Menschen durch den Menschen sowie jeder Klassenherrschaft ist letztlich wahre – Menschlichkeit. Auf dieser proletarischen Ethik baut wiederum die sozialistische und kommunistische Ethik auf, die es den Menschen ermöglichen wird zur entwickelten Form des tatsächlichen Menschseins in einer klassenlosen Gesellschaft aufzusteigen. Trotzdem ist eines auch klar: Der Weg dorthin erfolgt nicht über humanistische Appelle an die Herrschenden, sondern über den unversöhnlichen Klassenkampf gegen sie. Dabei darf man sich nicht in die moralischen und moralistischen Korsette zwängen lassen, die sie für die Arbeiterklasse zurechtgeschnitten haben, die sie selbst jedoch niemals anlegen würden. Deshalb gehört es zu den unbedingten Erfordernissen des ideologischen Klassenkampfes, die eigenständige proletarische, revolutionäre Ethik der Arbeiterklasse zu entwickeln, zu verbreiten, zu festigen und anzuwenden. Die bürgerlich-kapitalistische Zwangsethik hingegen können sich die Herrschenden gepflegt in den Arsch schieben – genauso wie ihren so genannten „Ethikunterricht“ an den Schulen, und zwar in jeder Form.

Wenig Perspektiven in Tirol

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Die Arbeitslosigkeit in Tirol ist gegenüber dem Höchststand Mitte April zwar um fast 13% gesunken, aber es sind immer noch 39.975 Menschen als arbeitslos gemeldet. Bei der Kurzarbeit gibt es kaum Veränderungen.

Tirol. In Tirol war Mitte April ein Höchststand der Arbeitslosigkeit mit 45.782 gemeldeten Personen erreicht. Im Vergleich dazu ist die Arbeitslosigkeit nun um rund 6.000 bzw. um 12,7% gesunken. Offene Stellen gibt es allerdings nur in wenigen Branchen. Am meisten neue Stellen im Vergleich zur Vorwoche (18. Mai) gab es im Bereich Beherbergung und Tourismus gefolgt vom Bau und dem Handel. Personalnachfrage gibt es auch in der Pflege, im Außendienst, Handwerksberufen aber auch im Sicherheitsdienst und dem Bereich Buchhaltung und Lohnverrechnung.

Kaum Veränderung bei Kurzarbeit

In Tirol sind aktuell 99.062 Personen in Kurzarbeit. Es wurden von Betrieben 10.571 Anträge auf Corona-Kurzarbeit gestellt, von denen rund 97% bereits genehmigt wurden. In Euro sind das 738 Millionen Euro, die bereits genehmigt wurden. Die meisten Anträge auf Kurzarbeit kommen dabei aus dem Handel (2.280), gefolgt von Beherbergung und Gastronomie (1.962) und Bau (1.022).

Quelle: ORF

Acht Coronafälle in Amazon-Verteilzentrum

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Niederösterreich. Nachdem die Post-Logistikzentren nun in Niederösterreich und Wien, in denen zwischenzeitlich das Heer im Einsatz war, wieder regulär den Betrieb aufnehmen werden, wurden Coronainfektionen in einem Amazon-Verteilzentrum in Niederösterreich bekannt. In Großebersdorf (Bezirk Mistelbach) wurden insgesamt acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter positiv getestet. Nach dem ersten bestätigten Fall im Amazon-Verteilzentrum wurden ca. 1.000 Tests im Umfeld durchgeführt, unter anderem wurde die gesamte Belegschaft getestet. Die Fallzahl fiel somit deutlich niedriger aus als zuletzt bei der Post. 

Die Logistikbranche steht aktuell unter besonders großem Druck. Durch Corona hat die Zahl der Onlinebestellungen zugenommen und somit auch die Arbeitsverdichtung und ‑belastung vor Ort. Dies geschieht vielfach unter ohnehin schlechten Beschäftigungsbedingungen in dieser Branche, sodass die Gefahr der Ansteckung tendenziell steigt. Auch dieser Fall verdeutlicht, dass die Ansteckungsgefahr auf dem Arbeitsplatz nicht zu unterschätzen ist und hier Standards einzufordern sind.

Quelle: ORF

Brasilien braucht kubanische Mediziner im Kampf gegen Corona

Nachdem sich Brasiliens Präsident Bolsonaro auf die Fahne geschrieben hatte, ohne kubanische Ärztinnen und Ärzte auszukommen und diese bis Anfang 2019 aus dem Land schaffte, muss er im Kontext der Corona-Krise nun erneut um sie werben.

Brasilien. Als aktuelles Epizentrum der Corona-Pandemie entwickelt sich neben den USA nun auch Brasilien. Es wurden zuletzt binnen 24 Stunden 33.000 Neuinfektionen registriert. Es wird derzeit von etwa 500.000 Infizierten berichtet. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vor Ort schätzten die wirkliche Zahl der Covid-19-Fälle auf mindestens 1,6 Millionen und gehen somit von einer großen Dunkelziffer aus.

Der rechtsextreme Präsident Brasiliens, Jair Bolsonaro, ist nun gezwungen, eine politische Kehrtwende hinzulegen. In der Vergangenheit übte er sich im Schulterschluss mit den USA in Angriffen gegen Kuba und auch gegen deren medizinische Hilfsmissionen. Anfang 2019 behauptete Bolsonaro noch, „die kubanischen Ärzte seien ‚keine echten Mediziner‘, sondern ‚Ideologen‘, die den Auftrag hätten, arme Brasilianer ‚zu kommunistischen Guerillas‘ auszubilden“, so Unsere Zeit (UZ). Das war bereits 2013 Teil seines politischen Programms. Bevor er an die Macht kam, hatte Bolsonaro angekündigt, das Programm „Mais Médicos“ zwischen Weltgesundheitsorganisation (WHO), Kuba und Brasilien zu beenden. Laut UZ kündigte er an: „Wir werden die Kubaner aus Brasilien hinauswerfen.“ Bolsonaro setzte dieses Versprechen schließlich auch um. Bis Ende 2018 waren 7.700 von 8.500 Medizinerinnen und Medizinern des Programms „Mais Médicos“, das die medizinische Versorgung in medizinisch strukturschwachen Regionen sicherstellen sollte, wieder aus dem Land abgezogen. Die restlichen 800 Medizinerinnen und Mediziner verließen Brasilien nachdem das Programm Anfang 2019 durch „Mais Salud“ ersetzt wurde, in dem alle Stellen durch brasilianisches Personal besetzt werden sollten.

Kubanische Ärzte als Corona-Krisenlösung

Etwa Mitte Mai gab es eine Kehrtwende, das brasilianische Gesundheitsministerium teilte mit, dass 150 kubanische Ärztinnen und Ärzte eine neue Arbeitserlaubnis erhalten würden. „Doch während die Mitglieder der Henry-Reeve-Brigaden, die derzeit in zwei Dutzend Ländern gegen die Ausbreitung der Corona-Pandemie kämpfen, einen Teil ihrer Einkünfte für den Erhalt des kubanische Gesundheitssystems und die Missionen in armen Regionen der Welt zur Verfügung stellen, sollen die in Brasilien angeheuerten Fachkräfte das komplette Salär einstreichen. Bezahlung und Arbeitsbedingungen sind allerdings ein gut gehütetes Geheimnis,“ so der Bericht der UZ. Der Strategiewechsel hat also nichts mit einer tatsächlich veränderten Perspektive zu tun, sondern ist dem Sachverhalt geschuldet, dass in Brasilien eine große Menge an Gesundheitspersonal infiziert oder gar verstorben ist. Allein Anfang Mai wurden 10.000 Infizierte vom Dienst abgezogen, dies führte zu der Notwendigkeit, dass nun aktiv Medizinerinnen und Mediziner aus Kuba durch Brasilien angeworben wurden.

Quelle: Unsere Zeit / Zeit im Bild

2.000 Euro Ausbildungsbonus – für die Unternehmer

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Die Bundesregierung kündigte heute, Sonntag, einen Bonus von 2.000 Euro für jene Betriebe an, die Lehrlinge ausbilden.

Österreich. Wie wir berichteten, fehlen aktuell ca. 18.000 Lehrstellen in Österreich und die Situation verschärft sich zunehmend. Nun hat die Bundesregierung angekündigt, einen Bonus für jeden neuen Lehrling an Unternehmen auszuzahlen. Es gibt 1.000 Euro zu Beginn des Ausbildungsverhältnisses und erneut 1.000 Euro nach der Probezeit. Außerdem wird die Übernahme von Lehrlingen aus überbetrieblichen Lehrausbildungsstätten gefördert. Hier bei der Übernahme derer, die im ersten Lehrjahr sind. Sofern das Ausbildungsverhältnis nach der Probezeit gelöst wird, muss der Bonus zurückgezahlt werden.

Man muss sich fragen, wieso von Steuergeldern, die die Arbeitenden einbezahlt haben, nun Unternehmen bezuschusst werden, damit sie Facharbeiterinnnen und –arbeiter ausbilden. Den Mangel an diesen beklagen die Konzerne ohnehin und die Lehrlingsentschädigung ist auch weit davon entfernt, große Betriebe arm zu machen. Gerade diese müssten in die Pflicht genommen werden, anstatt an sie Boni zu verteilen. 

Quelle: OÖ Nachrichten

Microsoft ersetzt Journalisten durch künstliche Intelligenz

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USA. Der Nachrichtendienst MSN ersetzt etwa die Hälfte seiner Journalistinnen und Journalisten durch künstliche Intelligenz. Microsoft kauft bei verschiedenen Nachrichtenmedien Inhalte, um sie auf auf MSN veröffentlichen zu können. Die Journalistinnen und Journalisten schreiben somit die Artikel nicht selbst, sie entwerfen Überschriften, suchen passendes Bildmaterial und wählen auch die Artikel aus. Mit Ende Juni soll jedoch nur mehr ein einziges Journalistenteam, von denen, die aktuell diese Aufgabe übernehmen, übrig bleiben, der Rest soll durch Maschinen mit künstlicher Intelligenz ersetzt werden. Microsoft ist eines von vielen IT-Unternehmen, das mit Roboterjournalismus experimentiert, um Kosten einzusparen. 

Es gibt in der arbeitssoziologischen Forschung eine breite Debatte, was Digitalisierung oder die Industrie 4.0 mit Arbeit macht und machen wird. In diesem Zusammenhang gibt es die dystopische Perspektive, dass künstliche Intelligenz menschliche Arbeit ersetzen würde, wie dies bei Microsoft der Fall zu sein scheint. Es gibt aber auch Perspektiven, die sagen, die Arbeit würde einfach anders bzw. es würden neue Beschäftigungsbereiche eben durch die Digitalisierung geschaffen und es gäbe aber auch Teile der menschlichen Arbeit, die nicht durch Technik substituierbar seien.

Eines ist jedoch klar, eine Digitalisierung im Dienste der Arbeiterklasse wird es unter den herrschenden Kräfteverhältnissen nicht geben, da der Kapitalismus schließlich auf Ausbeutung von menschlicher Arbeitskraft basiert.

Quelle: Standard