Halle (Saale). 2013 musste aufgrund von Hochwasserschäden das alte Planetarium in Halle an der Saale, welches den Beinamen des DDR-Kosmonauten Sigmund Jähn trug, abgerissen werden. Noch heuer soll ein neues Planetarium eröffnet werden – wenn es nach der CDU und der sogenannten „Beauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur“ geht, ohne den alten Beinamen.
Die Neueröffnung scheint wieder einmal eine gute Gelegenheit zu sein, um die Geschichte und die Errungenschaften der Deutschen Demokratischen Republik auszuradieren. Die Verein „Zeitgeschichte e.V. Halle an der Saale“ hält zum Fall Jähn fest: „Unbestreitbar zeigt der Lebenslauf, dass Sigmund Jähn nicht nur ‚systemnah‘, sondern Teil des Unterdrückungssystems der DDR war, das er bereitwillig repräsentierte und dem er bis zum Schluss verbunden war. Bei aller Anerkennung für seine Leistung im All und Sympathie für den als zurückhaltend und bescheiden beschriebenen Menschen: Hier auf der Erde macht ihn das nicht zum Helden. Davon zeugen die Stationen vom Buchdrucker, Pionierleiter, Parteigruppenorganisator, Mitglied der SED-Parteileitung, Jagdflieger der NVA, Studium in Moskau mit Abschluss ‚Diplom-Militärwissenschaftler‘, Kosmonaut und Aufstieg in der NVA bis zum Generalmajor.“ Das soll ihn disqualifizieren für die Namensgebung des Planetariums, obwohl er 1978 der erste Deutsche war, der als Kosmonaut ins All flog. Eine normale beziehungsweise sogar vorbildliche Biographie eines Arbeiterjungen in einem sozialistischen Staat soll mit antikommunistischer Propaganda ins Gegenteil verkehrt werden.
Der erst 2019 verstorbene Kosmonaut ist nach Angaben der SPD auch der Namensgeber, der von der Mehrheit der Bevölkerung in Halle an der Saale gewollt ist. Im antikommunistischen Feldzug scheint der Volkswille jedoch keine Rolle zu spielen und CDU, FDP und Grüne stellen sich gegen den Beinnamen.
Quelle: MDR / Unsere Zeit