Der Bergarbeiterstreik von 1984 bis 1985 zählt zu den längsten und härtesten Arbeitskämpfen in der Geschichte der britischen Gewerkschaftsbewegung. Über ein Jahr lang befanden sich mehr als hunderttausend Bergleute im Streik, um gegen die geplanten Schließungen von Zechen und den Verlust von Arbeitsplätzen, gegen Privatisierung zu protestieren. Der Kampf endete mit einer Niederlage der Arbeiter und hinterließ tiefe gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Spuren. Er ist auch vor dem Hintergrund des Aufkommens der Konterrevolution und sich verändernden Machtverhältnissen, und zwar nicht nur in England, zu interpretieren. Wir haben anlässlich des 40. Jahrestages des Ausbruchs 2024 an dieser Stelle ausführlich zu den Hintergründen und dem Ablauf berichtet.
Ein Kampf für Recht und Existenz
Der Streik war nicht nur eine Auseinandersetzung um Arbeitsplätze, sondern ein symbolträchtiger Kampf gegen die Tory-Regierung mit Marget Thatcher an ihrer Spitze, gegen eine Wende in der Politik, gegen eine arbeiterfeindliche Offensive, die bis heute andauert und hier ihren Ausgang nahm.
Auf der einen Seite die eiserne Lady, die entschlossen war, staatliche Unternehmen zu privatisieren und so die Profite für das Kapital zu sichern. Sie plante, Solidarität zu schwächen und die Arbeiterbewegung zu zerschlagen, die Gesellschaft für den Klassenkampf von oben und maximale Profite umzubauen. Auf der anderen Seite stand die Gewerkschaft, die National Union of Mineworkers (NUM), welche die Rechte der Arbeiterschaft schützen wollte. Arthur Scargill, der Vorsitzende der NUM betonte in seinen Reden, dass, „kapitalistische Halsabschneider“ im volkseigenen Bergbau nichts zu suchen hätten. Es ging um Arbeitsstellen und das Leben, das sich in den Zechendörfer stattfand und dies vor dem Würgegriff des Kapitals zu schützen.
Der Beginn des Streiks
Ausgelöst wurde der Streik durch die Ankündigung der National Coal Board (NCB), 20 Zechen zu schließen und etwa 20.000 Arbeitsplätze abzubauen. Bereits zuvor hatte die konservative Regierung Maßnahmen ergriffen, um die Macht der Arbeiterschaft zu beschränken. Arthur Scargill reagierte entschlossen: Er erklärte, er werde es niemals zulassen, dass die Gewerkschaftsbewegung von den Tories „kastriert und verstümmelt“ werde. Dies war eine direkte Kampfansage an Thatcher, die ihrerseits den Konflikt als Bewährungsprobe für ihre wirtschaftspolitischen Reformen betrachtete und sich wegen vorangegangener Niederlagen durch die Gewerkschaftsbewegung an der Arbeiterklasse und den Gewerkschaften rächen wollte.
Streikverlauf und Spaltung
Die britische Regierung setzte eine massive Polizeipräsenz ein, um die Streikenden in Schach zu halten. Besonders bekannt wurde die „Schlacht von Orgreave“ am 18. Juni 1984, als Tausende von Polizisten gegen Streikposten vorgingen, was zu heftigen Auseinandersetzungen führte. Die BBC wurde später kritisiert, weil sie das Filmmaterial so bearbeitet hatte, dass es so aussah, als hätten die Streikenden zuerst die Polizei angegriffen. Doch die Gewerkschafter und auch ihre Familien ließen sich nicht einschüchtern, es gab nationale und internationale Solidarität, der Kampf der britischen Kumpels ging um die Welt.
Nach einem Jahr unermüdlichen Kampfes, zunehmender finanzieller Not und einer harten Regierungslinie musste die NUM im März 1985 den Streik ohne eine Vereinbarung beenden. Viele Bergleute kehrten mit wehenden Bannern und Blaskapellen zu ihren Arbeitsstätten zurück, doch der Sieg gehörte der Regierung. In den folgenden Jahren wurden zahlreiche Zechen geschlossen, und die betroffenen Gemeinden litten und leiden unter wirtschaftlichem Niedergang und sozialer Verelendung.
Der Streik von 1984 bis 1985 markierte einen Wendepunkt in der britischen Gewerkschaftsgeschichte. Die Niederlage der Bergarbeiter schwächte die gesamte Gewerkschaftsbewegung erheblich und leitete eine Ära der Privatisierungen und Deregulierung ein, die die britische Wirtschaft nachhaltig veränderte und die Offensive des Kapitals einleitete. Der Bergarbeiterstreik bleibt ein bedeutendes Kapitel in der Geschichte des Arbeitskampfes und der britischen Arbeiterklasse – ein Mahnmal für den Mut und für das, was die Gegner gewillt sind zu tun.
Die Partei der Arbeit Österreichs (PdA) widmet sich im Rahmen einer Veranstaltung der Geschichte des einjährigen Arbeitskampfes, der vor 40 Jahren endete. Neben den Geschenissen steht die Solidaritätswelle durch die europäische Arbeiterbewegung im Zentrum der Veranstaltung. Dazu haben wir Referenten aus drei verschiedenen Ländern (Österreich, Wales, Deutschland) zu Gast, die an unterschiedlichen Orten und mit verschiedenen Mitteln den Arbeiterkampf solidarisch begleiteten und aktiv unterstützten. Die Veranstaltung „Arbeiterkampf und proletarischer Internationalismus. Der britische Bergarbeiterstreik 1984/85“ findet am 21. März 2025 um 18.30 Uhr im Politisches Zentrum Jura Soyfer in der Drorygasse 21/2 in 1030 Wien statt. Wer nicht vor Ort sein kann, kann die Veranstaltung in Kürze auf dem YouTube-Kanal der PdA nachschauen.
Quelle: Zeitung der Arbeit/Deutschlandfunk/Partei der Arbeit