HomeFeuilletonGeschichteZum 110. Geburtstag von Kurt Hager

Zum 110. Geburtstag von Kurt Hager

Vor 110 Jahren wurde der deutsche Kommunist Kurt Hager (1912–1998) geboren. Als aufrechter Marxist-Leninist erwarb er sich Verdienste im antifaschistischen Kampf, v.a. aber bei der Entwicklung der DDR und deren sozialistischer Kunst, Kultur und Wissenschaft.

Kurt Hager wurde am 24. Juli 1912 im württembergischen Bietigheim geboren. Im Februar 1915 fiel sein Vater, ein einfacher Arbeiter, als Soldat im Ersten Weltkrieg. Die Mutter musste sich sodann als Reinigungskraft verdingen, um mit ihrem Sohn über die Runden zu kommen. Doch in der Schule erwies sich Kurt rasch als klug, begabt und fleißig, was ihm schließlich auch das Abitur ermöglichte, das er 1931 in Stuttgart mit Auszeichnung bestand.

Zu diesem Zeitpunkt war der junge Kurt Hager schon ein politischer Mensch mit Klassenstandpunkt. Zunächst im Sozialistischen Schülerbund und ab 1929 im Kommunistischen Jugendverband aktiv, trat er bereits 1930 der Kommunistischen Partei Deutschlands bei – und dies sollte sein weiteres Leben bestimmen.

Am 15. Februar 1933 war Hager mit anderen Jungkommunisten am berühmten „Stuttgarter Kabelattentat“ beteiligt, als durch technische Sabotage eine Rundfunkansprache Adolf Hitlers gestört wurde. Die Tat brachte ihn allerdings nach seiner Verhaftung im Mai desselben Jahres vorübergehend in das KZ Heuberg. 1936 – Hager war wieder freigelassen worden – verließ er das faschistische Deutschland, um u.a. in der Schweiz, der Tschechoslowakei und Frankreich für den KJVD und die KPD tätig zu sein. Von 1937 bis 1939 befand er sich im Rahmen der Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg, wo er v.a. als Rundfunkredakteur bei antifaschistischen Sendern in Madrid Verwendung fand. Nach der Niederlage der Republik folgte für Hager ein französisches Internierungslager, ehe er nach Großbritannien ausreisen konnte. Obwohl er dort zwischenzeitlich ebenfalls als „feindlicher Ausländer“ interniert wurde, konnte er Aktivitäten für die KPD und die Freie Deutsche Bewegung entfalten.

Aus Hagers Ehe mit Sabina Schauer (1912–2000), einer Jüdin, die durch den Holocaust mehrere Angehörige verloren hatte, ging 1944 ein Sohn hervor. 1950 wurde die Tochter Nina geboren, die, in der DDR zur Wissenschaftlerin und Philosophin ausgebildet, später, ab 1996, in der DKP dem Parteivorstand angehören und von 2000 bis 2015 dessen stellvertretende Vorsitzende sein sollte. Von 2012 bis 2016 war sie Chefredakteurin der DKP-Wochenzeitung „Unsere Zeit“. 

1946 kehrte Kurt Hager nach Deutschland zurück, nämlich in die Sowjetische Besatzungszone. Hier wurde er Mitglied der SED und arbeitete in verantwortlichen Positionen für die Publikationen „Vorwärts“ bzw. „Neues Deutschland“. Er absolvierte die Parteihochschule „Karl Marx“ – damals in Kleinmachnow – und lehrte als Philosophieprofessor an der Berliner Humboldt-Universität.

1954 wurde Hager ins Zentralkomitee der SED gewählt, ab 1955 wirkte er als ZK-Sekretär mit den Aufgabenbereichen Wissenschaft, Bildung und Kultur. 1963 folgte die Berufung ins Politbüro des ZK, wo er die Leitung der Ideologischen Kommission übernahm – aus dieser Zeit stammte die wenig zutreffende Titulierung Hagers als „Chefideologe“ der SED durch westdeutsche Medien. Bereits ab 1958 war er Abgeordneter der Volkskammer und ab 1967 Vorsitzender von deren Volksbildungsausschuss. Von 1976 bis 1989 gehörte Hager dem Staatsrat und von 1979 bis 1989 dem Nationalen Verteidigungsrat der DDR an. Seine Tätigkeiten waren nicht zuletzt für den Kulturbetrieb der DDR sowie die Herausbildung eines sozialistischen Verständnisses desselben prägend. Kurt Hager hat sich zweifellos große Verdienste um den Aufbau und die Entwicklung der DDR erworben.

Mit der einsetzenden Konterrevolution war dies freilich nichts mehr wert – im Gegenteil: Es wurde ihm zum Vorwurf uminterpretiert. Im November 1989 musste Hager aus seinen Funktionen ausscheiden, im Januar 1990 wurde er von den neuen Liquidatoren aus der SED-PDS ausgeschlossen. Die bürgerlich-kapitalistische Sieger- und Klassenjustiz versuchte ihn 1995 im „Politbüro-Prozess“ abzuurteilen, doch das Verfahren musste aufgrund Hagers schlechten Gesundheitszustandes 1996 eingestellt werden. Am 18. September 1998 starb Kurt Hager in Berlin. Er wurde auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in der Gräberanlage für die Opfer und Verfolgten des Naziregimes beerdigt.

Damals endete ein konsequentes und kämpferisches Leben im Dienste der deutschen und internationalen Arbeiterklasse, deren kommunistischer Parteien und des Marxismus-Leninismus. Hager hatte sich auch nach der Konterrevolution nicht brechen lassen: Er bekannte sich zu seiner Weltanschauung, zu seinem Wirken und zur DDR, er verstand sich unbeirrt als Kommunist – als solcher trat er 1996 der DKP bei. Trotzdem scheute Hager nicht davor zurück, auch Selbstkritik zu üben: Natürlich sind in der DDR und SED auch Fehler passiert, doch dies stellt eben keinesfalls die Notwendigkeit des Sozialismus in Frage. Auch wenn man grundsätzlich das Richtige tut, so muss man dabei nicht zwingend alles richtig machen. Daher bleibt es dabei: Die DDR war der beste deutsche Staat, den es jemals gab – und Hager hatte seinen Anteil daran, auch wenn er immer meinte, man solle die Rolle des einzelnen nicht überbewerten.

Die konterrevolutionären Geiferer und Lügner, die die gesamte DDR und ihre politischen Funktionsträger nach der „Wende“ mit allerlei Schmutz und Verleumdungen überschütteten – und dies bis heute tun – werden sich beim Namen Kurt Hager wohl nur an den wirren Querulanten Biermann und den lärmenden Wichtigtuer Lindenberg erinnern sowie an das (inhaltlich korrekte) Perestroika-Gleichnis über die Tapete der Nachbarwohnung. Doch die Kommunistinnen und Kommunisten, die revolutionäre Arbeiterbewegung erinnern sich zum 110. Geburtstag von Kurt Hager an einen aufrichtigen und aufrechten Genossen, an einen Lebenskampf für den Sozialismus, der mit dem unausweichlichen neuerlichen Sturz des Kapitalismus seine breite Würdigung und praktische Fortsetzung finden wird.

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