HomeFeuilletonKulturRotfront, Graf Dracula! - Zum 140. Geburtstag von Bela Lugosi

Rotfront, Graf Dracula! – Zum 140. Geburtstag von Bela Lugosi

Bevor Bela Lugosi in Hollywood zum weltbekannten und stilbildenden Vampirdarsteller wurde, war er ein kommunistischer Revolutionär in Ungarn.

Vor genau 140 Jahren, am 20. Oktober 1882, wurde Bela Lugosi geboren. Eigentlich wurde damals vielmehr Béla Ferenc Dezső Blaskó geboren, und zwar im damals zu Österreich-Ungarn gehörenden, heute rumänischen Lugos – die Stadt fungierte später als Basis des Künstlernamens.

Bereits in jungen Jahren verließ Béla sein ungarischsprachiges Elternhaus, um eine Schauspielerkarriere zu verfolgen, die ihn über Theaterbühnen schließlich auf die große Leinwand bringen sollte. Zunächst in ungarischen, dann in deutsche Produktionen, wobei er erstmals als „Bela Lugosi“ ausgewiesen wurde, wirkte er in frühen Stummfilmen mit. 1921 bestieg er ein Schiff in die USA, wo ihm nach Anlauf- und Sprachschwierigkeiten der Durchbruch zum Star gelingen sollte. 1927 spielte er in einer Bühnenversion von Bram Stokers „Dracula“ am Broadway erstmals den titelgebenden Vampirfürsten – und dies in 265 Vorstellungen. Als der Stoff in einer Hollywood-Produktion von Tod Browning verfilmt wurde, glänzte Lugosi auch in den Kinos in seiner Paraderolle als Graf Dracula, seine elegante und durchaus erotische Darstellung des Vampirs wurde geradezu stilbildend. Mit der Veröffentlichung 1931 war Lugosi mit einem Schlag weltbekannt – und wurde selbst zu einer Kultfigur.

Es folgten Hauptrollen in prominenten Horrorfilmen der 1930er und 40er Jahre, nicht immer als Vampir, sondern auch in Zombie‑, Werwolf- und Frankenstein-Adaptionen sowie in Verfilmungen von Stoffen Edgar Allen Poes. Sein letzter großer Erfolg war jedoch eine Komödie, nämlich ein Abbot & Costello-Vehikel, in dem er 1948 nochmals als Graf Dracula auftrat. Zu Beginn der 50er Jahre verlief Lugosis Karriere nicht mehr so glanzvoll, er übernahm Rollen in B‑Movies, darunter insbesondere in eher bizarren Machwerken von Ed Wood. Doch selbst dieser künstlerische Abstieg trägt bis heute zum Kultstatus Lugosis bei. Er starb am 16. August 1956 in Los Angeles im Alter von 73 Jahren an einem Herzinfarkt.

Zum 140. Geburtstag soll hier aber auch noch eine andere Facette des weltberühmten Vampirdarstellers gewürdigt werden, nämlich die politische. Am Ende des Ersten Weltkrieges, in dem Lugosi als Leutnant in der österreichisch-ungarischen Armee diente, mehrmals verwundet und ausgezeichnet wurde, schloss er sich der im November 1918 gegründeten Kommunistischen Partei Ungarns an. Da er bereits ein namhafter Filmdarsteller in Budapest war, gründete er eine Schauspielergewerkschaft, mit der er öffentlich gegen die Regierung von Graf Károlyi und für die sozialistische Revolution auftrat. Lugosi war daher auch ein Unterstützer der am 21. März 1919 ausgerufenen Ungarischen Räterepublik, die unter Führung Béla Kuns stand. Die schließliche Niederlage der Revolution zwang viele ungarische Kommunisten ins Exil, so auch Lugosi: Er floh vor der rabiaten Verfolgung – Lugosi stand auf einer Todesliste – zunächst nach Wien und dann nach Berlin. In den USA musste Lugosi seine kommunistische Gesinnung und seine revolutionäre Vergangenheit geheim halten, um nicht mit Berufsverbot belegt oder gar ausgewiesen zu werden.

Und so würdigen wir heute nicht nur eine Ikone des Horrorfilmgenres, sondern auch einen der kommunistischen Revolutionäre Ungarns von 1918 und 1919. Rotfront, Graf Dracula!

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