Bei einer Audienz im Vatikan bietet Papst Franziskus dem ukrainischen Präsidenten eine Initiative für Friedensgespräche an, doch Selenskyj lehnt ab: Er will den Endsieg um jeden Preis.
Rom. Bevor der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj weiter nach Deutschland reiste, um in Aachen den dubiosen europäischen „Karlspreis“ entgegenzunehmen, traf er in Rom nicht nur die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, sondern auch Papst Franziskus. Medien berichten von einer angespannten Atmosphäre während des Gespräches im Vatikan – und nun verriet Selenskyj auch den Grund.
Der Papst hatte offenbar die Unverfrorenheit besessen, sich dem ukrainischen Präsidenten als möglicher Vermittler für Friedensverhandlungen zwischen Kiew und Moskau anzubieten. So etwas kommt für Selenskyj freilich nicht in Frage: „Bei allem Respekt für seine Heiligkeit“ – so drückt man Respektlosigkeit euphemistisch aus –, „wir brauchen keine Vermittler“, sagte er unumwunden. Natürlich nicht, denn das Kiewer Regime setzt schon seit 2014 auf eine militärische Lösung des Konflikts um den Donbass und die Krim. Selenskyj sowie seine Auftraggeber USA und Großbritannien wollen keinen Frieden, der auf Verhandlungen basiert. Sie wollen den Endsieg – um jeden Preis.
Die ukrainische „Friedensformel“, von der der Präsident ebenfalls sprach, ist natürlich eine Chimäre. Verhandlungen mit Russland könne es erst dann geben, wenn die russische Armee besiegt und die Grenzen von 2014 wiederhergestellt seien. Doch worüber müsste man dann noch verhandeln? Das ist nicht nur eine unrealistische Herangehensweise, die viele weitere Menschenleben kosten wird, sondern auch ein reiner PR-Schmäh: Wer wirklich Verhandlungen (oder zunächst einmal wenigstens ein Ende des sinnlosen Sterbens) will, muss diese an einer bestehenden Waffenstillstandslinie am Frontverlauf anbieten. Alles andere ist politischer Unsinn – und Selenskyj weiß das auch: Er betreibt lediglich Kriegspropaganda.
Tatsächlich ist eine Verhandlungslösung inzwischen, nach fast 15 Monaten des direkten Krieges, schwieriger geworden – die Fronten sind nicht nur militärisch verhärtet. Russland wird keinen allzu billigen Frieden anbieten, und auf der anderen Seite wird es nur dann Frieden geben, wenn dazu aus Washington die Anweisung kommt. Vielleicht können Selenskyj, Biden und Stoltenberg diesbezüglich mit einem anderen Hinweis von Papst Franziskus etwas anfangen: Im Falle eines Krieges betet man nicht für den Sieg, sondern für den Frieden.
Quelle: Kurier