Der ukrainische Geheimdienst SBU wird als Urheber der Ermordung eines hochrangigen russischen Generals und dessen Adjutanten angesehen. Kiew strebt damit offenbar eine weitere Eskalation des Krieges an.
Moskau. Der russische Generalleutnant Igor Kirillow und sein Adjutant starben in Moskau an den Folgen der Detonation eines ferngesteuerten Sprengsatzes, der in einen vor dem Hauseingang geparkten E‑Motorroller eingebaut war. Sie verließen am Dienstag morgen gerade das mehrstöckige Wohnhaus, in dem Kirillow wohnte und das nur sieben Kilometer vom Kreml entfernt ist.
Wenige Stunden nach der Tat übernahm die Ukraine die Verantwortung für den Anschlag. Es habe sich um eine »Spezialoperation« des Geheimdienstes SBU gehandelt. Kirillow sei ein legitimes Ziel gewesen, weil er für den Einsatz von Chemiewaffen in der Ukraine verantwortlich gewesen sei. Erst am Montag war er in Abwesenheit von einem Kiewer Gericht wegen des Chemiewaffeneinsatzes »in mindestens 4.800 Fällen« angeklagt worden. Der Zweisternegeneral Kirillow ist der bisher ranghöchste russische Militär, der einem ukrainischen Anschlag zum Opfer fiel. Der Kiewer Präsidentenberater Michailo Podoljak bestritt – anders als der SBU – allerdings eine ukrainische Täterschaft und erklärte, sein Land kämpfe nicht mit terroristischen Mitteln.
In Russland wurde ein Verfahren unter dem Namen „Terroranschlag“ eröffnet. Und der stellvertretende Vorsitzende des russischen Sicherheitsrates, Dimitri Medwedew, drohte daraufhin mit einem Schlag gegen ukrainische Entscheidungszentren bis hin zur „Zerstörung der militärisch-politischen Führung der Ukraine“.
General Kirillow unterstanden die atomaren, chemischen und biologischen Verteidigungstruppen Russlands. Laut einer Biografie, die von RIA Novosti veröffentlicht wurde, war er an der Entwicklung des thermobarischen Raketenwerfers TOS‑2 beteiligt. Das russische Militär berichtet oft über den Einsatz in der Ukraine. Er war es auch, der die Existenz von US-amerikanischen Bio-Laboren in der Ukraine aufdeckte und die Ukraine beschuldigte, an der Entwicklung einer „schmutzigen Bombe“ zu arbeiten, die radioaktives Material enthält.
Die Ermordung von General Kirillow war der aufsehenerregendste Mord an einem russischen Militärangehörigen außerhalb des Schlachtfelds seit Beginn der Invasion im Jahr 2022. Es gibt verschiedene Lesarten, welchen Zweck die Ukraine mit diesem Anschlag verfolgt. Die häufigste ist die, dass Selenskyj damit einen schweren russischen Gegenschlaf provoziert, um eventuelle Friedensverhandlungen nach dem Amtsantritt des US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump zu erschweren. Die noch amtierende Biden-Administration war sehr schnell darin, zu betonen, dass sie im Vorfeld nichts von dem Attentat wusste und in keinster Weise involviert ist.
Quellen: InoSMI/Strana/KP.RU/Junge Welt
Update 18.12.2024, 14.30 – Täter laut FSB gefasst
Die russische Nachrichtenagentur TASS berichtet, dass vom Inlandsgeheimdienst FSB ein 29-jähriger Staatsbürger Usbekistans festgenommen wurde, der geständig sein soll, das Attentat auf den russischen General ausgeführt zu haben: „Er gab zu, von ukrainischen Geheimdiensten rekrutiert worden zu sein. Auf ihren Befehl hin kam er in Moskau an, erhielt einen selbstgebauten Hochleistungssprengsatz und platzierte ihn auf einem Elektroroller in der Nähe des Eingangs zu Kirillows Residenz. Um Kirillows Wohnung zu überwachen, mietete der Verdächtige ein Carsharing-Fahrzeug und installierte darin eine WLAN-Kamera, die Live-Videos an Verschwörer in Dnepr (ehemals Dnepropetrowsk, Ukraine) sendete“. Nachdem die beiden Beamten des russischen Militärs das Gebäude verlassen hatten, zündete er den Sprengsatz aus der Ferne. Ihm seien vom ukrainischen Geheimdienst 100.000 US-Dollar und eine Umsiedlung in ein EU-Land versprochen worden. Stattdessen sitzt er jetzt in einem russischen Gefängnis.
Quelle: TASS