HomeFeuilletonHerr Kurz füttert die Ziegen

Herr Kurz füttert die Ziegen

Die Boulevardmedien vergessen nicht, wer in den letzten Jahren ihr größter Wohltäter war. Also wird über den jüngsten Altkanzler der Welt, Sebastian Kurz, immer wieder einmal eine schöne Geschichte geschrieben. So erfahren wir im Gratisblatt „heute“: „Im Reiters Reserve Finest Family in Bad Tatzmannsdorf ließ man es sich so richtig gut gehen. Neben dem Lipizzaner-Gestüt ist es vor allem das Tierreich mit über 400 Tieren, das für viele Familien ein stichhaltiges Argument für einen Aufenthalt dort sind“. Das Bild zum Text zeigt einen Mann mit Pudelhaube von hinten, der ein Kind mit Pudelhaube auf dem Arm hält und eine Ziege, die offenbar einen Sicherheitsabstand zu den Kurzens einhält.

Die große Wichtigkeit des gestürzten Kanzlers der Journalistenherzen wird auch noch dadurch unterstrichen, dass er das kommende Jahr ebenso wie das vergangene auf anderen Erdteilen als dem europäischen Kontinent verbringen werde. Er wird dabei ja hoffentlich noch eine Adresse in Österreich haben, so dass ihm allfällige Vorladungen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft oder des Gerichts zugestellt werden können. Ach so, die braucht er ja nicht, er wird ja schließlich von einem von der ÖVP bezahlten Anwalt vertreten, die einen großen Teil ihrer Einnahmen wiederum der staatlichen Parteienförderung oder Förderungen aus WKO, Landwirtschaftskammer, AK, Ländern usw. erhält. Wir dürfen also als Steuerzahlerinnen und Steuerzahler nicht nur die fleißigen Staatsanwälte zahlen, die Licht ins Dunkel der Kurz-Kanzlerjahre bringen sollen, sondern gleich auch den Anwalt des Beschuldigten, für den natürlich die Unschuldsvermutung gilt.

Dass ein weltgewandter Businessman wie Kurz es nötig hat, sich den Anwalt von der Partei zahlen zu lassen, wo der doch ganz und gar unschuldig ist, ist jetzt nicht gerade eine schöne Optik, aber nichts, was seine Fans in den Redaktionsstuben stören würde. Sie werden doch nicht die Hand beißen, die sie gestern noch so üppig gefüttert hat. Schließlich sprudeln ja die staatlichen Geldquellen auch unter Kurzens Nachfolgern weiter.

Quelle: MSN

BILDQUELLEPxhere/CC0
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